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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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ein langer Tag und wahrscheinlich auch eine lange
Nacht. Raus mit euch!«
    Als sie das Büro verlassen hatten und sich ihr Gemurmel am Ende des
langen Korridors in nichts aufzulösen begann, wählte er die Handynummer von
Paul Schwarzenbacher.
    »Ich brauch dich hier«, sagte er. »Und zwar nicht irgendwann, in
zwanzig Minuten. Nur so viel: Wir haben Manczic, wir wissen, wer der fragliche
Fotograf ist und dass er sich irgendwo in den Zillertalern aufhält, und wir
haben vielleicht eine ganz dünne Spur, die zum Mörder führen könnte. Also,
schwing dich in deine Rennsemmel und komm hierher! Oder soll ich dir einen
Wagen schicken?«
    *
    Schwarzenbacher sagte nichts, als er eine halbe Stunde später
bei Hosp im Büro saß. Er hörte nur schweigend der Diskussion zu, die jetzt
ruhig und konzentriert geführt wurde.
    In der Zwischenzeit hatte Hosp erfahren, was Frau Tinhofer schon
diesem obskuren Anrufer erzählt hatte. Sie wussten nun, dass Tinhofer im
Gletscherbereich oberhalb der Kasseler Hütte unterwegs sein musste.
    Fraglich war freilich, ob dieser Kurth, oder wie immer er auch hieß,
nach wie vor ein Interesse daran haben konnte, Tinhofer zu suchen. Schließlich
hatte sich ja sein Auftraggeber Manczic mir nichts, dir nichts aus dem Staub
gemacht. Es wäre eigentlich logisch, dass dieser Auftragsmörder zusähe,
möglichst rasch von der Bildfläche zu verschwinden.
    Doch darauf konnte man sich nicht verlassen.
    Tinhofer musste gefunden und geschützt werden. Das war die
vorrangige Aufgabe. Und das bedeutete: Großeinsatz. Helikopter, Bergrettung,
Polizeibeamte zur Hütte. Verdammte Scheiße, dachte Hosp.
    Und Schwarzenbacher, der ihm diesen Fluch im Gesicht ablas, grinste.
    »Verdammte Scheiße« bezog sich aber nicht allein auf den
Großeinsatz, sondern vor allem auch auf die gegebene Situation: Es war bereits
Viertel nach fünf am Nachmittag, bald würde die Dämmerung einsetzen, bald würde
es Nacht, und die Chance, heute noch etwas zu erreichen, wurde von Stunde zu
Stunde geringer.
    Doch es gab keine Alternative. Hosp gab das Startzeichen, und die
Fahndungsmaschinerie setzte sich in Gang.
    »Ich werde Marielle und Pablo auch dorthin schicken«, sagte
Schwarzenbacher am Ende des Treffens zu Hosp. »Schaden kann es ja nicht.«
    Hosp nickte, sah dann nachdenklich in Schwarzenbachers Augen: »Du
sorgst aber bitte dafür, dass sich das Mädchen nicht schon wieder in Gefahr bringt.
Ja? Kann ich mich verlassen?«
    »Blöde Frage! Ich will nicht, dass sie einen Mörder jagen, sie
sollen lediglich ihre alpinistische Erfahrung einbringen. Gut, über so was
verfügen die von der Bergrettung auch. Aber es schadet nichts, zwei gute Leute
mehr vor Ort zu haben.«
    »Ich mach mir einfach Sorgen um Marielle. Die Geschichte in
Scharnitz letztes Jahr ist gerade noch so gut gegangen. Genauso könnte sie
jetzt tot sein, und wir könnten ihr ab und an ein paar Blümchen auf ein Grab am
Ostfriedhof legen. Sie begibt sich einfach zu leichtfertig in Gefahr.«
    Schwarzenbacher nickte.
    »Da hast du schon recht. Ich werde darauf achten, dass sie diesmal
nicht ins Schussfeld gerät. Versprochen.«
    »Sie sollte mal einen richtig guten Selbstverteidigungskurs machen.
So was wäre jeder Frau zu empfehlen. Doch Marielle ganz besonders. Sie ist
jung. Sportlich. Vielleicht nicht im eigentlichen Sinn hübsch, aber sie hat
irgendetwas, das Männer ganz ordentlich in Fahrt bringen kann. Wahrscheinlich
ist sie sich dessen gar nicht so bewusst. Sie sollte wirklich auf sich
aufpassen. Gerade, wo sie mit euch in alten Kriminalfällen herumschnüffelt. Wie
gesagt, Selbstverteidigung, Kampfsport …«
    »Das habe ich ihr auch schon empfohlen. Und ich werde es ihr noch
mal ins Poesiealbum schreiben.«
    »Gut«, sagte Hosp. »Tu das.« Er nickte nachdenklich. »Aber jetzt
lass uns erst mal den Tinhofer finden. Und seinen Mörder, hätte ich beinahe
gesagt.«
    *
    Zwei Helikopter landeten unweit der Kasseler Hütte. Der eine
brachte Hosp und den lokalen Bergrettungsobmann hinauf, im anderen waren zwei
erfahrene Bergretter. Eine ganze Mannschaft der Bergrettung war zu Fuß zur
Hütte unterwegs – und ›zu Fuß‹ bedeutete, dass sie höchstens ein Drittel der
Zeit benötigten, die in den Führern und Tourenbeschreibungen für den Aufstieg
angegeben waren.
    Die Spitzen der dreitausend Meter hohen Berge wirkten im goldenen
Licht der längst hinter den nächsten Gebirgskämmen verschwundenen Sonne
geradezu feierlich. Eine herrliche Stunde, diese letzte des

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