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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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weniger
verborgen waren, hatten geglaubt, dass es ihr Kollege sei, der ins Auto stieg,
davonfuhr und in Kürze zu ihnen stoßen und berichten würde.
    Schwarzenbacher sah nach oben, versuchte zu entdecken, hinter
welchen Fenstern, auf welchem Dach die Männer vom EKO -Cobra
bereitstanden. Es war nichts zu sehen. Und doch waren sie da.
    Er nahm sein Handy, wollte Wasle anrufen, doch bei dem war belegt.
Wütend knallte er es sich in den Schoß und begann, mit der nicht mehr großen
Kraft seiner Arme den Rollstuhl derart anzutreiben, dass er für die nächsten
Paralympics als Medaillenanwärter hätte gelten können. Eine Frau, die mit
Einkaufstaschen beladen mitten auf dem Gehsteig ging, schrie er an: »Weg!
Machen Sie Platz! Es ist eilig!« Was die Frau zwar veranlasste, zur Seite zu
springen, aber auch, ihm noch wüste Beschimpfungen hinterherzuschicken.
    Atemlos kam er bei Wasle an, der gerade sein Handy in die
Jacketttasche steckte. »Du musst … den großen Bahnhof … ganz großen Bahnhof …
starten«, keuchte er.
    Es dauerte einige Sekunden, bis er wieder genügend bei Kräften war,
um zu erklären, was seiner Ansicht nach geschehen war. Wasle wurde blass.
    »Du meinst …?«
    »Ich bin mir sicher«, sagte Schwarzenbacher, immer noch schwer
atmend und sich die Handgelenke massierend.
    Wasle griff zum Funkgerät und löste den Einsatz aus.

17
    Paul Kurth, wie der Mann immer noch hieß, war sich völlig klar
darüber, dass die nächste Stunde über sein weiteres Leben entscheiden würde.
    Wenn er von nun an in einer Stunde aus Innsbruck und aus Österreich
entkommen konnte, dann bedeutete dies die Freiheit für ihn – nicht ganz zwar,
dessen war er sich bewusst; er würde lange Zeit untertauchen müssen, doch
deswegen machte er sich keine Sorgen. Würde es ihm nicht gelingen, dann würde
ihn die Polizei einkreisen, unterstützt von allen Taxifahrern der Stadt, von
allen Bus-und Tramchauffeuren, die bei einer großen Fahndung über Funk den
Stand der Fahndung vermeldet bekämen und ihrerseits Informationen durchgeben
könnten. Dann wäre die Chance gleich null.
    Er steuerte das Postauto in die Innenstadt, verfranzte sich wegen
einer Baustelle am Bozner Platz, geriet darüber beinahe in Panik und wäre am
liebsten gegen den Einbahnverkehr weitergefahren, hatte jedoch Glück, fand
heraus aus dem ihm fremden Stadtgewirr und fuhr zielstrebig in die Tiefgarage
unter dem Innsbrucker Kasino.
    Das wenige, was er bei sich hatte – unter anderem die Waffe des
Polizisten, seine eigene sowie Bargeld und ein bisschen Schmuck aus der
Tinhofer’schen Wohnung –, lud er um in den Wagen der alten Frau, den er
natürlich auch möglichst bald loswerden musste. Er ging davon aus, dass in
einer halben oder Dreiviertelstunde eine Fahndung nach ihm ausgeschrieben
werden würde, die über die Grenzen Österreichs hinausginge. Lange sollte er
nicht mehr mit dieser Karre unterwegs sein.
    Er fuhr zum Bahnhof und folgte der Beschilderung »Brenner«. Am Stift
Wilten vorbei, das er nur aus den Augenwinkel wahrnahm und das ihm so was von
egal war, verließ er die Stadt. Ganz bewusst verzichtete er auf die Autobahn.
    Zum einen fürchtete er, dass man ihn an der Mautstelle abfangen könnte,
zum anderen wollte er vermeiden, in einen Stau zu geraten und festzusitzen. Auf
der Landstraße konnte er immerhin umkehren, ausweichen, zur Not zu Fuß
weiterflüchten. Er setzte alles daran, sich in der nächsten halben Stunde
wieder unsichtbar zu machen …
    *
    Die Sondereinsatzkräfte glaubten im ersten Moment, zwei Tote
aufzufinden. Raffl lag in seinem Blut; verursacht durch eine tiefe Schlagwunde
am Hinterkopf; eine esstellergroße Lache hatte sich neben seinem Gesicht
gebildet und war schon weitgehend in den Teppichboden eingedrungen. Die Frau
auf der Couch war blau angelaufen, doch als man ihr den Knebel entfernte und
sie von den Hand-und Fußfesseln befreite, kehrte das Leben in sie zurück:
Röchelnd, prustend, würgend schnappte sie nach Luft. Und als sie wieder genug
Luft zum Atmen hatte, begann sie zu schreien, geriet völlig außer sich, schrie,
schrie, schrie.
    Der sofort eintreffende Notarzt setzte ihr eine Beruhigungsspritze
und ließ sie und Raffl, der allmählich aus einer tiefen Bewusstlosigkeit
erwachte, in die Uniklinik schaffen.
    »Lange hätte sie nicht mehr durchgehalten«, sagte er zu Wasle leise
im Vorbeigehen. »Der Täter hat ihren Tod jedenfalls in Kauf genommen.«
    *
    »Das Wichtigste ist, dass sie leben«, sagte Hosp, als

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