Glitzerbarbie
Kreditkarte. Ich habe eine EC -Karte, und selbst die benutze ich nicht gern, weil ich nie weiß, ob mein Konto nicht schon bis auf den letzten Cent überzogen ist und der Geldautomatdisplay mir sagt: »Keine Auszahlung möglich.« Noch schlimmer: An einer Supermarktkasse stehen und mit EC -Karte bezahlen und die Geheimzahl eintippen, und dann schüttelt die Kassiererin den Kopf und sagt: »Die Karte wurde nicht akzeptiert.« Natürlich ist hinter einem die längste Schlange von allen, die Leute schauen einen an und sagen »O Mann«, und man selbst wird knallrot und sagt doof so was wie: »Da ist bestimmt der Magnetstreifen nicht in Ordnung, das ist mir schon mal passiert.« Furchtbar.
Abends sitzen wir mit lauter Unbekannten an einem Tisch.
Einer redet lauter als der andere. Es geht um drei Themen: wie das Essen schmeckt, ob man in den schönsten Wochen des Jahres genug geboten bekommt für sein Geld und um Geld überhaupt. Neben mir sitzt ein dickbäuchiger Banker aus dem Saarland. »Na, dann wollen wir mal«, legt er los, steht auf und kommt mit einem mehrstöckig gefüllten Teller zurück. An den Seiten fallen Hähnchenschenkel herunter. Dann fängt er an, mit seinen Bockwurstfingern alles in sich reinzustopfen. Nachdem er dreimal Nachschub geholt hat, wischt er sich mit der Serviette notdürftig den Mund ab. »Drei Ehen hab ich hinter mir«, erzählt er mir. »Dreimal musste ich hohe Abfindungen zahlen, aber ich bin clever, ich hab trotzdem noch genug auf dem Konto. Gute Finanzberater eben.« Ich nicke. »Ach, Sie glauben mir nicht?«, fragt er empört.
»Doch, doch«, beschwichtige ich ihn. »Natürlich glaube ich Ihnen. Mir ist es auch ganz egal, wie viel Geld Sie auf dem Konto haben.«
»Ein Konto? Eins?« Die anderen Leute schauen schon rüber. Ich weiche mit meinem Oberkörper zurück. »Sie glaubt mir nicht!«, brüllt der Saarländer. Marius blickt erschrocken hoch. Der Saarländer steht auf und holt ein überdimensionales Portemonnaie aus seiner Hosentasche. Er pfeffert es vor mir auf den Tisch und klappt es auf. »Hier. Hier! Sehen Sie! Diese ganze Reihe hier – nur Kreditkarten! Das ist von meinem einen Konto. Und dahinter sind noch fünfmal so viele. Die sind von meinen anderen Konten! Und hier … « Er klappt den hinteren Teil auf. »Sehen Sie die Euro-Scheine?« Ich nicke verzweifelt. »Und da behaupten Sie, ICH HÄTTE KEIN GELD !!!«
Der komplette Speisesaal schweigt und äugt mich an. Kann mir bitte jemand eine Tarnkappe geben? Marius sagt: »Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube nicht, dass Ihnen meine Freundin irgendetwas getan hat, also würden Sie sie bitte in Ruhe lassen«, woraufhin Mr.Banker sich zu ihm herumdreht und schreit: »Sie haben mir gar nix zu sagen!« Marius steht auf und geht mit bedrohlicher Haltung um den Tisch herum. Der Saarländer brüllt: »Alle wollen sie nur mein Geld, dabei hab ich doch fast keins mehr!«, und sinkt weinend am Tisch zusammen. Ich streichle ihm unbeholfen über die Schulter. Was soll ich denn sonst tun?
Der Abend endet dann damit, dass wir mit Diethelm, so heißt der Saarländer, an der Bar sitzen, und Diethelm sich »mal alles von der Seele reden kann«. Irgendwie ist er von seinen ganzen Ehefrauen abgezockt worden und blablabla, das Übliche in solchen Fällen. Diethelm ist Marius und mir jedenfalls gegen drei Uhr morgens unheimlich dankbar, wir können endlich schlafen gehen, und alles ist gut.
Erst mal ausschlafen, und dann locker flockig aufs Sonnendeck. Wenigstens passt mir mein Badeanzug noch. Weil Marius unbedingt sein Buch fertig lesen will, beschließe ich, mich der Wassergymnastikgruppe anzuschließen. An einer Tafel steht, dass man sich bei Astrid melden soll, wenn man mitmachen will. Ich frage einen Sascha Hehn im weißen Anzug nach Astrid. Ich habe jetzt schon Angst vor Astrid, sicher ist sie sportgestählt, rank und schlank, und ich werde neben ihr im Wasser wirken wie ein Germknödel, der den Gärungsprozess schon vor einigen Jahren überschritten hat. Wenigstens fühle ich mich nicht ganz so fett, habe extra gestern Abend vom Bufett NUR Fisch genommen.
Ich habe Recht. Astrid ist blond gelockt und trägt einen knappen Bikini mit einem pfiffigen Strandtuch um die Hüften. »Klar, das tut dir bestimmt gut«, meint sie strahlend. »In ’ner halben Stunde geht’s los! Wir treffen uns am Pool!«
Ich gehe dann zum Pool. Leider gehen um diese Tageszeit so ziemlich alle zum Pool, auch die Ivana Trumps und alle anderen Frauen,
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