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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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an. »He, mal langsam!«
    Ich fahre meine Krallen aus. Das hier geht zu weit. Unterdessen holt seine Frau eine Schießer-Feinripp-Unterhose aus einer Tasche und fängt an, diese zu stopfen. Ich koche. »Was bilden Sie sich eigentlich ein?«, fahre ich diesen Eugen an. »Sie armer Wicht. Zu dumm und zu feige für eine europäische Frau, weil sie der sowieso nicht gewachsen wären, da macht man es sich doch lieber einfach, nicht wahr?«, pflaume ich herum.
    Eugen wird rot und ballt eine Faust. »Meine Frau ist glücklich«, schnaubt er, um dann zu husten. »Es fehlt ihr doch an nichts.
    Sie hat ein Dach über dem Kopf, kriegt warmes Essen und darf fernsehen!«
    Meine innere gleichgeschlechtliche Solidarität schwappt über.
»Ach, das ist ja großartig. Das ist also das Ziel einer Ehe, dass die Frau ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit hat.
    Super. Was das Fernsehen angeht, so kann ich das noch nachvollziehen, ich würde mir auch lieber das ›Alpenpanorama‹ anschauen, als in Ihr feistes Gesicht zu gucken!«
    Marte Giffey-Rips schaltet sich ein. »Eugen«, meint sie sanft. »Nun denken Sie doch einmal nach. Eine Ehe ist doch eine gleichberechtigte Institution, jeder der Partner hat Wünsche und Bedürfnisse, die er ausleben muss. Ja, MUSS . Sonst klappt das nicht.«
    »Aber sie hat doch gar keine Wünsche«, verteidigt sich Eugen. »Weil sie sie nicht aussprechen kann«, zische ich. »Oder?«, frage ich seine Frau, die mittlerweile einen Flicken auf einen Blaumann näht.
    Sie schaut mich mit ihren großen braunen Augen an und deutet auf ihren Mann. »Arslog!«, sagt sie klar und deutlich.
    Eugen steht auf. Sein ganzer übergewichtiger Körper zittert.
    Meine Korsage ist so eng, dass sie gleich auseinander platzen wird. Ich brauche Luft, Luft, Luft.
    » WAS HAST DU DA GESAGT , MAI - LYNN ?«, kreischt er so laut, dass die Studiogäste in der ersten Reihe aufstehen und Schutz bei den Leuten in der Reihe hinter ihnen suchen.
    »Sie hat Arschloch gesagt«, das ist wieder Marte. Sie bemüht sich, ihre Nervosität nicht zu zeigen.
    Eugen fährt zu Marte Giffey-Rips herum wie ein angeschossener Keiler. »Ihr Weiber seid doch alle gleich!«, kreischt er. »Wollen den Kerlen nur das Geld aus der Tasche ziehen, anstatt ihnen die Hemden zu bügeln, so, wie es sich gehört. Hat mein Vater auch immer gesagt. Und meine Mutter hat gespurt, das kann ich euch versichern.«
    »Da haben wir ja einen wunden Punkt getroffen«, meint die sanfte Marte. »Du hast die traumatischen Erlebnisse deiner
Kindheit nicht verarbeitet. Du hast gemerkt, dass man mit einer Frau alles machen kann, wenn sie alles mit sich machen lässt.
    Insgeheim hat dir deine Mutter aber Leid getan. Bestimmt wolltest du sie eigentlich retten, aber dein übermächtiger Vater hat dir keine Gelegenheit dazu gegeben!« Seit wann duzt sie ihn?
    Eugen steht da mit hängenden Schultern.
    »Arslog, Arslog!«, sagt Mai-Lynn, während sie einen Wanderstiefel besohlt.
    Eugens Augen füllen sich mit Tränen. Mit erstickter Stimme stammelt er: »Ich habe versucht, meine Liebe den Tieren zu geben, weil ich sie meiner Mutter nicht geben konnte. Mein Vater hat es verboten. Meine Mutter war nur zum Arbeiten da. Also bin ich in den Ziegenstall gegangen und habe die kleinen Zicklein gestreichelt und habe mit ihnen gesprochen … «
    Ich drehe mich verstohlen um, weil ich Angst habe, dass Hannibal Lecter hinter mir steht, um mir ins Ohr zu raunen: »Sie werden es mich wissen lassen, wenn die Lämmer schweigen, Clarice?«
    Marte nimmt Eugen fest in den Arm und fängt an, langsam mit ihm zu tanzen. Sie nehmen sich kurz darauf bei den Händen und drehen sich im Kreis. »Die bösen Schlacken aus unserem Körper!!! Die Seele reingewaschen! Jetzt alle!!!«, ruft Marte verzückt, woraufhin das gesamte Publikum aufsteht und anfängt, sich an den Händen zu fassen und zu drehen. Alles ruft: »Die bösen Schlacken raus!« Wenn jetzt noch irgendjemand anfängt, ein Feuerzeug zu schwenken, werde ich ohne schlechtes Gewissen zugeben können, schon einmal auf einem Chris-de-Burgh-Konzert gewesen zu sein.
    Eugen wird irgendwann von Sanitätern auf einer Trage entfernt, und Mai-Lynn springt freudestrahlend hinterher. Sie hat, ohne dass ich es bemerkt hätte, die Knöpfe meiner Bluse abgetrennt und diese durch andersfarbige ersetzt.
    »Nach dieser anstrengenden Prozedur freuen wir uns auf jemanden, der etwas ganz Besonderes kann. Begrüßen Sie mit mir bei ›Anders, aber klar‹ … «, ich

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