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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Anspannung fällt ein wenig von mir ab. Leider hat das keinen
Einfluss auf die geschwollenen Elefantitis-Füße. Die Riemen der Sandaletten sind schon nicht mehr zu sehen. Schmerzerfüllt beuge ich mich zum wiederholten Male nach unten, aber ich bekomme nichts auf. Das Leder ist zum Zerreißen unter der Haut gespannt. »O mein Gott!«, ruft Sylvester. »Was ist denn mit deinen Füßen los? Die sehen ja aus wie Medizinbälle! Einen Krankenwagen, sofort!«
    Felix holt schon sein Handy aus der Tasche und telefoniert.
    Die beiden Männer in den dunklen Anzügen, die sich als Mitgesellschafter entpuppen, die mir eigentlich nur zu dem klasse Start gratulieren wollten, holen nasse Handtücher, aber nichts nützt. Gleich werden meine Füße wegen der Abschnürung blau anlaufen, dann schwarz werden und dann abfallen. Es wird nicht mehr lange dauern.
    Dann kommt der Rettungswagen. Hilfsbereite Sanitäter legen mich auf eine Bahre und geben mir in jeden Fuß eine Spritze, dann kommt der Arzt und meint, ich müsse mit den Füßen nach oben hängend transportiert werden, damit das Wasser sich von den Füßen in die Beine verteilt. Mir ist alles egal, wenn nur endlich diese entsetzlichen Riemchensandalen entfernt werden.
    Also werde ich kopfunter an eine Art Stange gehängt, die die Sanitäter mit nach oben gestreckten Händen tragen. Leider steht der Notarztwagen vor dem Haupteingang von Strawberry, und leider warten ungefähr zwanzig Reporter auf Frau Schatz, die Entdeckung des Jahres, um sie zu ihrer ersten Aufzeichnung zu befragen. Leider haben auch alle Fotoapparate und Kameras dabei. Und auch genügend Filme.

13
    Am nächsten Morgen werde ich gegen sechs Uhr geweckt. Ich bin immer noch im Krankenhaus und habe einen Bärenhunger. Habe ungefähr zehn Spritzen bekommen, und meine Sandalen wurden zerschnitten. Jedenfalls sehen meine Füße jetzt wieder normal aus. Eine Krankenschwester stellt ein Tablett mit dem Frühstück vor mich. »Heute schon de Zeitung gelesen, wa?«, fragt sie mich augenzwinkernd. Ich verneine. »Na, dann mal Butter bei de Fische, wa, det Foto hat Seltenheitswert, wa?« Mir schnürt sich der Magen zu. Ich springe aus dem Bett und fahre im Krankenhausschlafanzug nach unten zum Kiosk. Es gibt elf Tageszeitungen. Auf allen elf Titelblättern bin ich zu sehen. In Großaufnahme. Nach unten an einer Stange hängend mit Füßen so dick wie das Gesicht eines Sumo-Ringers. Nur die Bildüberschriften unterscheiden sich. »Carolin Schatz – der Superstar von morgen hängt heute schon durch!« »So weit meine Füße mich tragen – für Carolin Schatz, der Neuentdeckung von Strawberry Entertainment, ein Fremdwort!« »Wir werden die Schatz schon schaukeln!« »Carolin Schatz hält die Bälle nicht flach!« (Da sind meine Füße in Großaufnahme zu sehen.) Und so weiter. Ich sehe Blitze vor meinen Augen.
    Gedemütigt laufe ich die sieben Stockwerke durchs Treppenhaus. Ich traue mich nicht, mit dem Fahrstuhl zu fahren, aus Angst, dass jemand mit einer Tageszeitung neben mir stehen könnte.
     
    In meinem Zimmer wartet Sylvester mit einem riesigen Blumenstrauß auf mich. »Reg dich nicht auf, Caro, das ist Publicity!«, ruft er. »Wenn die erst morgen die Aufzeichnung sehen, drehen die durch. Das ist großes Tennis! Das wird klasse. Und übermorgen stehen ganz andere Schlagzeilen in der Presse. Ist
gar nicht so schlecht, dass das passiert ist mit den Füßen, da hat man die Leute schon mal aufmerksam gemacht!«
    Ich nicke resigniert. Was soll ich denn sonst tun? Unglücklich trinke ich den mittlerweile kalt gewordenen Kaffee. Sylvester hat mir Anziehsachen mitgebracht. »Hat Evi zusammengestellt. Liebe Grüße von allen. Ich habe mit dem einen Arzt gesprochen, du kannst im Prinzip jetzt gleich mit mir nach Hause fahren«, meint er lieb. Nach Hause? Mein Zuhause ist in Watzelborn.
    »Du kommst mit zu mir nach Hause, Caro, da kann man sich besser um dich kümmern.« Ich nicke und muss noch irgendein Formular unterschreiben und meine Krankenkassenkarte vorzeigen, und dann trotte ich hinter Sylvester her. An der Ampel vor dem Parkplatz hält er meine Hand. Wahrscheinlich denkt er, ich weiß noch nicht, dass man bei Rot stehen bleibt. Gleich wird er mir noch einen Teddybär in die Hand drücken und mir da vorn an dem Kiosk einen Kokosmohrenkopf kaufen.
    Um erwachsen zu wirken, schalte ich mein Handy an. Im Krankenhaus wurde ich von ungefähr dreitausend Mitarbeitern darauf hingewiesen, dass es meine Schuld wäre, wenn ein

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