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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Carolin«, sagt Angela. »Er sagte, Sie würden ihn sehr an unsere Tochter erinnern. Manon sehen wir nur einmal im Jahr. Sie lebt mit ihrer Familie in Neuseeland. Sie und ihr Mann sind professionelle Regattasegler und haben ihre Auftraggeber dort.«
    Kann ich bitte mal irgendjemanden kennen lernen, der nichts mit diesem Scheiß-Segeln zu tun hat? Hat Little Joe nicht gesagt, Sylvesters Tochter würde Westernreiten machen? Hmm. Von einer Ranch hat Sylvester auch noch nie was erzählt. Aber sein Haus ist ja schon so groß wie Texas. Jeder Raum scheint in einen anderen überzugehen. Das sind keine Zimmer, das sind Zimmerfluchten. Mindestens vier Meter hoch, Deckenmalerei, Stuck, Kronleuchter und Flügeltüren. Es gibt sogar eine Bibliothek mit einer richtigen Holzleiter an der Bücherwand. Und ein Herrenzimmer mit einem Zigarrenkasten, der elektrisch temperiert wird.
    »Sie wohnen hier«, Angela öffnet eine weitere Tür, und wir gehen in ein Zimmer, das aus Rosen zu bestehen scheint. Ein riesengroßes Himmelbett mit Baldachin, rosendurchwirkt, die Tagesdecke rosendurchwirkt, alles ganz dezent, versteht sich. Die Wände zartrosa gestrichen. Ein Sekretär und eine Frisierkommode aus der Biedermeierzeit. Der Chagall und der Matisse da an der Wand sind hundertprozentig
keine
Drucke.
    »Soll ich Ihnen erst einmal ein Bad einlassen?«, fragt Angela.
    »Sie sind sicher sehr erschöpft.«
    »Das ist lieb, aber das kann ich doch selber machen«, sage ich.
Das wäre ja noch schöner, wenn Angela jetzt für mich noch die Dienstmagd spielen muss, wo sie so freundlich ist.
    Aber Angela lacht nur trällernd. »Aber meine Liebe – daran sollten Sie sich ganz schnell gewöhnen: Hier müssen Sie gar nichts selber machen«, sie geht zu einer Wand und drückt einen Knopf. »Agnes wird das für Sie erledigen.« Ah ja.
    Zwei Minuten später klopft es an der Tür, und Agnes im schwarzen Kleid mit Häubchen und Schürze fragt nach Madames Wünschen.
    »Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis Fred Ihre Sachen bringt. Haben Sie denn für morgen ein Abendkleid?«
    Ich schlucke. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Abendkleid besessen. »Nein«, bringe ich hervor.
    »Ach«, sagt Angela. »Dann rufe ich eben in einigen Boutiquen an und lasse etwas zur Auswahl herbringen. Auch Schuhe.
    Schmuck bekommen Sie von mir, davon habe ich wirklich genug.«
    Weil Angela meine Situation zu erkennen scheint, ordert sie netterweise in »den paar Boutiquen« nicht nur Abendkleider und Abendschuhe, sondern auch normale Alltagsklamotten.
     
    Wir trinken dann noch einen Tee aus hauchdünnen Chinatassen in Angelas Privatsalon mit Wintergarten, der den Blick auf eine parkähnliche Landschaft mit einem überdimensionalen Swimmingpool freigibt. Mein Handy klingelt. Es ist Marius, der etwas verwirrt fragt, was denn eigentlich los sei und warum ich nicht mal angerufen hätte. Er hätte eben gerade zufällig auf ein paar Zeitungen geschaut, als er an einem Imbiss eine Currywurst gegessen hätte, und stünde nun gewissermaßen auf dem Schlauch. Mist, Mist, Mist. Ich bin so durcheinander gewesen, dass ich schon wieder vergessen habe anzurufen. »Es nervt, Caro«, sagt Marius sauer. »Du erinnerst dich sicher an letztes
Mal, da habe ich dich im Fernsehen auf einem Balkon stehen sehen. Und dann hast du mir versprochen, dass so was nie wieder vorkommen wird.«
    Ich versuche mich rauszureden, aber er beendet das Gespräch relativ unwirsch. Muss ihn nachher nochmal anrufen.
    »Ach, Männer«, tschilpt Angela. »Ihnen kann man nie etwas recht machen.« Ich nicke. Marius stellt sich wirklich an.
     
    In der Zwischenzeit waren die Lieferanten der paar Boutiquen da und haben einige »Kleinigkeiten« vorbeigebracht, die im Gästeankleidezimmer auf mich warten. Das wusste ich vorher auch nicht, dass es Leute gibt, die ein Gästeankleidezimmer haben. Ein weiteres Zimmermädchen kommt mit einem Wägelchen, auf dem Angelas Schmuckschatullen stehen. Auf ihre Anweisung hin trage ich nur Unterwäsche unter einem seidenen Bademantel, weil ich ja sowieso gleich alles probieren muss. Heimlich schaue ich auf das Preisschild eines schwarzen, langen Samtkleides von Valentino. Mir kommt Magensäure hoch.
    18   200 Euro! Das ist ein Auto mit Navigationssystem und Airbags auch an den Türen.
    Angela begutachtet alles mit kritischen Augen. »Probieren Sie das mal an«, meint sie und hält mir einen Traum aus Seide hin.
    Eisblau mit eingestickten Perlen und ganz, ganz winzigen Steinen, die im

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