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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Herzschrittmacher bei einer rüstigen Rentnerin nicht fachgerecht eingesetzt werden könnte, weil mein eingeschaltetes Telefon die Elektronik beeinflusst.
     
    Der Chauffeur bringt uns in der riesigen Limousine zu Sylvester. Irgendwann hält er an und wartet, bis sich ein gigantisches, schmiedeeisernes Tor öffnet. Dann fahren wir einen pappelgesäumten Kiesweg entlang durch einen Park. Aber dann kommt das Haus.
    Das ist kein Haus. Das ist ein Palast. Ein Schloss. Ein Märchentraum. Schneeweiß und mit Sprossenfenstern und Erkern und efeubewachsen und rosenbewachsen und mit einer Veranda aus
Holz! Seit ich denken kann, möchte ich in einem Haus mit Veranda wohnen. Die Vorstellung, dass der Regen ringsherum prasselt und man selbst auf der Veranda in einer Schaukel sitzt, macht mich verrückt vor Sehnsucht.
    Der Chauffeur hält an und macht mir die Tür auf, und dann gehen wir eine riesige Freitreppe hoch Richtung Eingangstür, die von einem Butler, ja, einem Butler, geöffnet wird. Das »Haus am Eaton Place« ist ein Witz gegen das hier.
    Von drinnen kommen Schritte näher, und Sylvesters Frau steht vor mir. »Meine Liebe! Wie schön, dass ich Sie endlich kennen lerne. Bitte nennen Sie mich Angela. Sylvester hat sooo viel von Ihnen erzählt. Nun kommen Sie herein und erholen Sie sich.
    Fühlen Sie sich wie zu Hause!« Angela ist eine Frau Mitte fünfzig, der man ansieht, dass sie Gesichtspflege von Chanel benutzt hat, seitdem sie auf der Welt ist. Sie trägt ein Kostüm von Karl Lagerfeld, das sehe ich sofort, und ihre Hände sind so gepflegt, sie können einfach noch nie mit Spülwasser in Berührung gekommen sein. An jedem ihrer Ringfinger steckt ein taubeneigroßer Edelstein. Und die Kette, die sie da um hat, ist bestimmt nicht aus Strass.
    Ich fühle mich deplatziert. Evi hat es ja gut gemeint, aber mit dieser komischen Leinenhose und dem T-Shirt sehe ich so aus, als müsste ich im nächsten Moment anfangen, hier den Eingangsbereich zu schrubben.
    »Angela, meine Liebe!« Sylvester geht mit großen Schritten auf seine Frau zu und umarmt sie herzlich. »Danke, dass du Carolin so spontan ein wenig umsorgen wirst. Die Arme hat Schreckliches durchgemacht. Carolin, ich lasse dir von Fred dann noch deine Sachen aus dem Hotel hierher bringen, du wohnst jetzt erst mal bei uns. Wir haben wirklich reichlich Platz hier, an Platz soll es nicht mangeln, aber wenn du denken solltest, dass der Platz nicht ausreicht, dann … «
    »Danke, Sylvester«, sage ich schnell. Egal, was Fred mir an Klamotten von mir bringen wird, ich werde in diesem Tausendundeine-Nacht-Schloss wirken wie Aschenbrödel.
    »Nun«, Sylvester schaut auf seine goldene Uhr. »Ich muss wieder in die Firma. Wir sehen uns heute Abend. Und Angela, meine Liebe, du denkst daran, dass wir morgen hier mit Carolins Redaktionsteam eine kleine Fete haben?«
    Angela nickt gnädig. »Felix hat mich schon angerufen, ich habe ein leichtes Menü bei Sieglinde bestellt. Unsere Köchin«, sagt sie erklärend zu mir.
    Klar. Unsere Köchin. Angela denkt bestimmt, ein Kartoffelschäler wäre eine Telefongabel von Tiffany’s. Nicht neidisch sein, Caro.
    Sylvester streichelt mir über die Wange und küsst seine Frau auf die Stirn, dann setzt er sich in den Fond des Riesenautos und düst davon.
     
    Ich bin gehemmt und stehe dümmlich herum.
    »Am besten zeige ich Ihnen erst einmal das Haus, Carolin, damit Sie sich gut zurechtfinden«, sagt Angela und hakt mich unter. »Kommen Sie!«
    Ich warte noch einen kurzen Moment, falls jemand kommen sollte, um mir Filzpantoffeln unter die Schuhe zu schieben, aber nichts passiert.
    Während wir durch das 480 Quadratkilometer große Anwesen laufen, erzählt Angela, dass sie und Sylvester nun schon seit über dreißig Jahren verheiratet sind. Als junger Student hat er um ihre Hand angehalten, und in den schweren Anfangszeiten haben sie in einer Einzimmerwohnung gewohnt, die noch nicht mal eine Heizung hatte. Sie, Angela, hat nebenbei gemodelt, um die Miete und das Essen bezahlen zu können. Aber dann ging es bergauf. Erst war Sylvester Kabelträger bei einer Produktionsfirma,
hat sich dann aber immer weiter hochgearbeitet und schließlich so viel gespart, dass er seine eigene Produktion aufmachen konnte. Und Angela hat ihn immer nach Leibeskräften unterstützt. Also war meine These mit dem Spülwasser und Chanel doch falsch. So kann man sich irren. Vielleicht hat sie einfach eine gute Haut. Oder ist geliftet.
    »Sylvester mag Sie sehr,

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