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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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erste Ausstrahlung zu denken scheint. Ich bin doch jetzt schließlich prominent.
     
    »Carolin, nun komm, in zwei Minuten geht’s los!«, ruft Sylvester. Nervös nehme ich mein Weinglas und setze mich zu den anderen. Felix glüht und macht leise »Ah, ah«, als ich mich neben ihm niederlasse. Er muss höllische Schmerzen haben.
    »Drei – zwei – eins!«, schreien alle im Chor, und dann sehen wir den Opener mit der Stimme aus dem Off: »Die ultimativ andere Show mit Menschen, die anders sind – hier ist ›Anders, aber klar!‹« Duuuuusch, Trommelwirbel und dann eine fette Frau mit Mondgesicht, die durch eine Tür kommt. Es dauert eine halbe Minute, bis ich merke, dass ich das bin. Ach du Scheiße.
    Felix und Sylvester hatten Recht. Kameras machen so dick, dass jede Frau, die über dreißig Kilo wiegt, von den Fernsehzuschauern für hochschwanger gehalten wird.
    Anmoderation ohne Versprecher, und dann der Macho mit Frau. Kurz darauf geht schon die Streiterei los. Großaufnahme von Mai-Lynn, wie sie Sachen stopft und Schuhe besohlt und laut sagt: »Arslog!« Den Tanz mit Marte Giffey-Rips haben sie mit Tantra-Musik unterlegt oder mit was auch immer. Aber dann die Krönung: Die Säurefrau. Das Handgemenge im Studio ist wirklich sehenswert. Aber am sehenswertesten bin ich, wie
ich dämlich versuche, unter dieser Wolldecke hervorzuschauen und fast strauchle.
    Sylvester und alle anderen brüllen vor Lachen. Lediglich Felix macht nur leise »Äh, äh, äh«. Die anderen schlagen sich auf die Schenkel. Sylvesters und Felix’ Handys klingeln gleichzeitig, und irgendwelche Leute scheinen zu dem bombastischen Erfolg zu gratulieren. Mein Handy klingelt auch. Ungefähr hundertmal.
    Alle rufen an. Gero ist total gerührt, und Jo und Zladko meinen, so was Geniales hätte die Welt noch nicht gesehen. Mausi fragt, ob ääääächt schon extrem geilcoole Promis da gewesen wären und ob ich jetzt auch ein Promi wäre und ob sie eine Autogrammkarte kriegt und ob ich sie mal auf eine extrem voll genialstcoole Promifeier mitnehme. »O Mann, äääächt, Caro, da kommt dann bestimmt auch der George Clooney oder der Brad Pitt und der Herr Baumeister!« Ich frage sie, wer Herr Baumeister ist. »Weiß ich jetzt auch nicht, aber den Namen habe ich mal irgendwo in einer Zeitung gelesen. Und wenn ein Name in einer Zeitung steht, dann ist man doch ein Promi.« Langsam nerven die mich, und das sage ich auch, woraufhin Mausi beleidigt auflegt. Marius ruft nicht an.
    Mir doch egal.
     
    Wir essen leckere Sachen und trinken eine Menge Champagner. Ich trage ein schwarzes langes Kleid, das von Valentino, und habe geliehene Smaragde von Angela an den Ohren und am Hals. Leider ist meine Trauer über Marius nicht so groß, dass ich nichts essen könnte. Ich bin eine Frustesserin. Und ich bin nun mal gerade frustriert. Heut ist heut und morgen ist morgen.
    »Carolin, iss nicht so viel!«, ermahnt mich Sylvester väterlich.
    »Ein paar Kilo müssen noch runter, bis du der Kamera wirklich schmeichelst.«
    »Lass sie doch essen«, sagt Angela und streichelt meinen Arm, als sei ich eine Zwölfjährige, die sich noch im Wachstum befindet. »Diese dünnen Weiber von heute taugen doch vorn und hinten nichts. Schaut euch doch nur mal die Kate Moss an. Die haut doch der kleinste Luftzug um.«
    Lieb von Angela, dass sie mich tröstet. Ich esse trotzdem kein Dessert. Obwohl ich für Vanilleeis mit heißen Kirschen alles geben würde. Na gut, nur ein bisschen Eis. Und Kirschen. Keine Soße. Nur ein bisschen.
    Wir sitzen an einer riesigen Tafel im Esszimmer, das holzgetäfelt ist, und die Stühle haben so hohe Lehnen, dass man das Gefühl hat, sich auf einem Thron zu befinden. Natürlich Damasttischdecke und feinstes Geschirr von Meißen. Und Silberbesteck von Christofle. Und riesige Kerzenleuchter. Alle reden durcheinander und finden die Show super. Sylvester telefoniert ununterbrochen mit irgendwelchen Fernsehleuten und Leuten im Sender und meint dann, ich müsste morgen die ersten Interviews geben. Eine Horrorvorstellung.
    » AAAAAAAAAHHHH !!!«, kreischt plötzlich Felix neben mir.
    Er hält sich seine rechte Wange. » OOOOOHHHHH GOOOOOOOTT , SO TU DOCH EINER WAAAAAS !!!«, brüllt er verzweifelt.
    Alles springt auf. Er muss mit seinem schlimmen Zahn auf eine Nussschale gebissen haben, die eigentlich nur zur Dekoration für das Eis bestimmt war. Er brüllt so laut, dass ich mir sicher bin, dass allen Anwesenden gleich die Trommelfelle platzen

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