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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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werden.
    Sylvester rauft sich die Haare. »Ich hole Ferdinand!«, schreit er zu Angela und rennt weg.
    »Ferdinand ist Zahnarzt, er wohnt nebenan«, erklärt sie. Dass Ferdinand nebenan wohnt, heißt aber im aktuellen Fall nicht, dass er auch schnell da sein kann, denn es dauert zu Fuß ungefähr
eine Stunde, durch den Park zum Tor zu laufen. Aber Sylvester hat offensichtlich einen der Wagen genommen und ist in weniger als zehn Minuten mit Ferdinand zurück.
     
    Wir anderen halten unterdessen Felix fest, der nur noch am Brüllen ist. » DIESE SCHMERZEN ! DIESE SCHMERZEN ! NEIN ! NEIN ! NEIN !« Es ist entsetzlich. Irgendjemand holt von irgendwo ein Seil hervor, und wir binden Felix auf dem Esstisch fest, auf dem wir ein wenig Platz gemacht haben. Felix bäumt sich auf. Weinflaschen kippen um, ein Kandelaber fällt zur Seite, und die Tischdecke steht in Flammen. Verzweifelt verteile ich die Eisreste und den restlichen Wein darauf und kann so das Feuer löschen.
    Ferdinand ist kein Mann der großen Worte. Er kommt in den Raum und gibt präzise Anweisungen. Und so hängen wir zu zehnt an Felix, um ihn festzuhalten, und Sylvester leuchtet mit einer Taschenlampe in dessen Mund. » NICHT DEN ZAHN ZIEHEN !!! NEIN !!!«, kreischt Felix verzweifelt. Um sich schlagen kann er nicht mehr, weil wir ihn alle nach unten ziehen, als seien wir lustige Tischtuchbeschwerer in Traubenform.
    Ferdinand hat zum Glück alles dabei, nur Spritzen mit Betäubungsmitteln hat er leider vergessen. Aber das kann man jetzt auch nicht mehr ändern. Er schiebt dem armen Felix eine Art Metallsperre in den Mund, sodass er ihn nicht mehr schließen kann. Dann untersucht er ihn und stellt fest, dass das Zahnfleisch um den Zahn nicht nur komplett vereitert ist, sondern dass der Zahn auch noch in der Wurzel ganz tief feststeckt. Felix bekommt natürlich mit, was er sagt, und kreischt noch lauter. Wir müssen die Seile fester ziehen. Dann holt Ferdinand einige Geräte aus seiner Tasche, und mir stockt fast der Atem. Die Zange da ist so groß, dass man damit Nägel in der Größe von Platztellern ziehen könnte.
    »Da müssen wir jetzt durch«, meint Ferdinand, Felix’ verzweifeltes Brüllen ignorierend. »Schnell, ein Handtuch, gleich wird es sehr bluten«, fordert er.
    Weil es zu lange dauert, in die Küche zu gehen, ziehen sich Evi und eine Produktionsassistentin ihre Blusen aus und springen daraufhin in BHs umher. Wilfried, ein Beleuchter, hängt mit seinen hundertzwanzig Kilo quer über Felix’ Unterleib. Felix versucht immer noch zu fliehen, sein Hin- und Hergezapple sieht so aus, als würde er sich beim Oralverkehr mit Wilfried vor Ekstase winden.
    »Gleich, ja, ja, ja, gleich!«, schreit Ferdinand. Er hat sich rittlings auf Felix’ Brust gesetzt und hantiert mit den Zangen herum. Dann bekommt er den schlimmen Zahn zu fassen. Felix kreischt, als hätte er zehn Megaorgasmen auf einmal. Wir alle stöhnen aus Solidarität mit. Es herrscht ein heilloses Durcheinander, und dann kommt der entscheidende Moment. Mit einem starken Ruck wird der schlimme Zahn gezogen. Felix’ Laute haben nichts Menschliches mehr an sich.
    »Guten Abend«, sagt dann plötzlich ein Mann. Ich drehe mich um und bemerke dabei, dass der eine Träger des schwarzen Samtkleids nach unten gerutscht ist und eine meiner Brüste frei herumbaumelt. Da Sylvester direkt hinter mir steht und um mich herumgreifen musste, um Felix festzuhalten, könnte man annehmen, dass er sich gerade ausgiebigst mit meiner Oberweite beschäftigt. Außerdem ist Sylvester so verschwitzt, dass für jemand Außenstehenden der Verdacht nahe liegt, er habe gerade wirklich guten Sex gehabt. Und alle anderen im Raum sehen genauso aus.
    In der Tür steht Marius mit einem riesigen Blumenstrauß. Er sieht mich fassungslos an. Alle sind schlagartig still. Selbst Felix hört auf zu kreischen.
    »Das war es dann wohl«, sagt Marius, dreht sich um und geht.
    Ich bin vor Entsetzen gelähmt und stehe da mit gesträubtem
    Nackenhaar, unfähig, ihm hinterherzulaufen.
    »Wer war das?«, fragt Evi. »Ein Fan?«
    »Nein, mein Freund«, sage ich langsam.
    Selbst Sylvester fehlen die Worte.
    Nur Angela sagt: »Ach, wie nett, warum hat er denn nicht ein Glas Wein mit uns getrunken?«

14
    Ich versuche stundenlang, Marius zu erreichen, in jedem Hotel frage ich nach ihm, aber nirgendwo wohnt er. Angeblich.
    Vielleicht hat er sich ja auch umgebracht. Oder ist vor Wut in ein Bordell gegangen, um aus Rache eine heiße Nacht mit einer

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