Glitzerbarbie
Mundwinkel bilden? Wofür ist eine Ehe eigentlich gut? Sind verheiratete Frauen nicht überhaupt und eigentlich für’s Gesäß? O Gott. Ich werde nicht heiraten.
»Natürlich will ich dich heiraten!«, rufe ich in Marius’ Richtung. »O Caro«, antwortet Marius mit einer Vehemenz an Enthusiasmus. »Ich werde dich immer lieben!«
Darauf antworte ich erst mal nichts, weil mich ja seit einiger Zeit einiges an ihm nervt. Aber man wird sehen, was die Zeit bringt. Außerdem kann man eine Hochzeit auch notfalls verschieben oder ganz absagen, wie wir wissen.
Marius’ Handy piept, weil eine SMS eingegangen ist. Mit verschleiertem Blick liest er die Kurznachricht. Dann steht er auf.
Er ist kreideweiß im Gesicht. Allmächtiger, hat eine Patientin versucht, sich das Leben zu nehmen, weil ihr One-Night-Stand ihr mitgeteilt hat, dass er nach dem Aufwachen feststellen musste, an eine senile Endsechzigerin geraten zu sein?
Wir starren Marius alle entsetzt an.
Er reicht mir das Handy.
»Das ist deins«, sagt er und dann nichts mehr.
Unsere Handys sind identisch, und wir haben auch den gleichen Kurzmitteilungseingangston.
Ich schließe ein Auge (der Alkohol, der Alkohol) und lese:
»Komm mit mir nach Fuerteventura. Segeln incl. Freue mich darauf! Getrennte Betten? *grins* Also – erwarte ebenso frohe Antwort!!! Dein Roland.«
Ich sage den dümmsten Satz, den man in einer solchen Situation sagen kann, nämlich den: »Ich kann das alles erklären, es ist nicht, wonach es aussieht.«
Marius ist plötzlich ganz nüchtern. Er geht. Davor knallt er mir ein kleines, eingepacktes Etwas vor die Nase. »Damit du mich nicht vergisst!«
Es ist ein wunderbarer Ring mit einem wunderschönen Smaragd. Ich liebe Smaragde. Marius weiß das.
Dann schlägt die Tür hinter ihm zu.
Pitbull sagt das einzig Richtige in dieser Lage: »Ach du Scheiße!«
Wir beratschlagen die ganze Nacht, was zu tun ist, aber wir kommen auf keinen grünen Zweig. Tom meint, dass wir jetzt einfach diesen furchtbaren Roland Dunkel anrufen könnten, um ihn zu bitten, das Missverständnis aufzuklären. Da ich Roland Dunkel aber kenne, habe ich die Befürchtung, dass er sich meine katastrophale Lage zunutze machen könnte. Womöglich ruft er dann noch bei Marius an, um zu sagen: »Um mal ganz ehrlich zu sein, Caro ist schon der Kracher im Bett. Wie die bläst, meine Güte. Da höre ich die Engel singen. Und noch was, Marius: Von hinten geht die ab wie ’ne Rakete!« Dann wäre ich innerhalb von einer Stunde tot. Nein, es würde Tage dauern. Marius würde mich erst an einen Stuhl fesseln und dann bergeweise Literatur über Serienkiller lesen, die ihre Opfer langsam ermordet haben.
Wir sind ratlos. Und ich am Ende mit meinen Nerven. Soll ich jetzt wieder ob dieses Missverständnisses tagelang hinter Marius hertelefonieren? Er verhält sich doch wirklich wie ein kleines Kind. Er macht aus allem ein Drama. Für nichts und wieder nichts. Ich werde trotzig. Vielleicht sollte ich Marius wirklich mal einen Grund geben, eifersüchtig zu werden.
»Ich fahre mit diesem Dunkel nach Spanien!«, höre ich mich mit getragener Stimme labern. Zum Glück oder zum Unglück sind alle zu betrunken, um mich von meinem Vorhaben abzubringen.
Ich suche die Nummer von Roland Dunkel auf meinem Handy.
»Hier ist Carolin«, sage ich, als er sich meldet. »Wann fliegen wir?«
16
Ich liege an einem Traumstrand im Robinson Club »Jandía Playa«. Es ist herrlich. All inclusive hat was. Man fühlt sich automatisch wie ein Millionär, weil man schon morgens um elf kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man an der 24 -Stunden-Bar Champagner ordert. Und das Essen! Allein das Gefühl, dass man ständig etwas zu essen bekommen kann, wenn man will, ist herrlich. Aber es dann zu essen ist noch herrlicher. Die Sportangebote im Robinson Club sind auch herrlich. Wenn man will, kann man jeden Tag Aerobic machen oder Volleyball oder Tennis spielen. Wenn man will. Zum Glück kann ich weder Volleyball noch Tennis spielen. Aber mich voll fressen, das kann ich. Roland Dunkel findet es hier auch super. Hier kann man nämlich segeln. Das hatte ich nicht bedacht, als ich mich dazu entschlossen habe, mit ihm ans Meer zu fliegen.
Aber alles der Reihe nach.
Als ich bei ihm anrief, sagte Roland Dunkel nur: » OK , ich buche für nächste Woche!«, und legte dann wieder auf. Was an sich ja schon unverschämt genug ist. Aber aus Trotz Marius gegenüber wollte ich unbedingt fahren. Ich rufe also
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