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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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seine Karriere muss man auch mal was tun!«, herrscht Sylvester herum. »Also sieh zu, dass du möglichst bald hier bist. Felix schaut nach, wann die nächsten Aufzeichnungen sind. Und ich möchte unbedingt, dass wir einen Tag Luft haben, um das neue Konzept zu besprechen!«
    Jetzt ist er wieder auf seinem »Ich bin der Boss und ihr meine Angestellten«-Trip. Dass er vor ein paar Tagen weinend vor mir gestanden und mich gebeten hat, seine Frau aus irgendeinem Puff rauszuholen, hat er offenbar schon wieder vergessen. Wir beenden das Gespräch dann, und ich bin immer noch genervt.
     
    Wenigstens hat Gero in der Zwischenzeit einige Weinflaschen geöffnet. Wir stoßen an, aber wegen Pitbull ist die Stimmung total angespannt.
    »Hör mal, Pitbull«, ich versuche, mit ihm Frieden zu schließen.
»Versetz dich doch mal in meine Situation. Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich Marius hinterherlaufen sollen? Ich hab doch alles getan, ich hab doch versucht, ihn zu erreichen. Aber er hatte doch das Handy aus!«
    Pitbull wird rot im Gesicht. »Du hast eben nicht alles getan!«, jetzt schreit er schon wieder. »Du hast lediglich versucht, ihn zu erreichen. Das hat er mir jedenfalls so erzählt!«
    »Ach!«, brülle ich. »Ihr habt also miteinander telefoniert, während ich ihn gesucht habe, und du hast mir nichts davon gesagt?« Ich stehe auf. »Das wird ja immer besser! Ich rette dich davor, einen Mann zu heiraten, und du fällst mir so in den Rücken!«
    Das ist ja ein Irrenhaus hier. Gero sagt wie immer in solchen Situationen: »O Gott o Gott o Gott!« Er hält die Weingläser fest, die auf dem Tisch stehen. Bestimmt hat er Angst, dass Pitbull sie gleich nehmen und mir an den Kopf werfen wird.
    Es klingelt an der Tür. Wer ist denn das jetzt so spät noch?
    Mausi und Arabrab klammern sich ängstlich aneinander. Wahrscheinlich denken sie, dass ich jetzt von Publizisten geilcool festgenommen werde, um dann in ein Bedrängnis eingeliefert zu werden. Mein Schädel dröhnt. Meine Freunde sind keine mehr. Die Welt hat mich verraten.
    Dann steht Marius vor mir. Ich sehe sofort, dass er nächtelang nicht richtig geschlafen hat. Er sagt nur: »Caro, ich liebe dich.«
    Dann umarmen wir uns, und ich fange an zu weinen.
     
    Zwei Stunden später. Wir haben wie in alten Zeiten so viel Wein in so kurzer Zeit getrunken, dass es unangebracht wäre, die Zahl der Flaschen hier zu nennen. Aus dem einfachen Grund, weil wir dann permanent von Menschen belästigt werden würden, die fragen, wann das nächste Selbsthilfetreffen sei. Und die uns
im gleichen Atemzug fragen, ob überhaupt noch Plätze frei seien, weil bei dem Konsum. Und so weiter.
    Ich verzeihe Pitbull, der mir unter Tränen versichert, dass er es doch »nur gut gemeint hätte«.
    Gegen Mitternacht klopft Marius an sein Weinglas. Alle sind sofort schlagartig still.
    »Nachdem wir ja nun dieses entsetzliche Missverständnis aufgeklärt haben«, sagt Marius mit bewegter Stimme, »möchte ich vor euch allen, meinen Freunden, den liebsten Menschen, die ich kenne … «, seine Stimme kippt, das ist der Alkohol, was sonst, »mitteilen, dass ich stolz darauf bin, dieser Frau … «, er will auf mich deuten, zeigt aber auf ein Stickbild, das Geros Mutter mal angefertigt hat (»Das größte Glück für einen Mann ist eine Frau, die kochen kann«), »jetzt einen Heiratsantrag zu machen!«
    Kunstpause. Mir stockt der Atem.
    Marius lässt sich auf die Knie fallen. »Caro, möchtest du mich heiraten? Möchtest du den Rest deines Lebens mit mir verbringen? Möchtest du die Mutter meiner Kinder werden?«
    Ich bin vor Rührung gebeutelt. Mausi, Arabrab, Gero und Tom fassen sich an den Händen und weinen kollektiv voller Anteilnahme.
     
    Ich habe gerade einen Heiratsantrag bekommen. ICH ! Was genau heißt das? Muss ich dann seine Hemden bügeln? Muss ich als verheiratete Frau ein wenig verhärmter aussehen, weil eine Ehe ja nicht immer nur sonnige Seiten hat? Muss ich dann immer sagen: »Mein Mann«? Heiße ich dann nicht mehr Schatz, sondern Waldenhagen? Werden Leute mich aufgrund meines Eheringes mitleidig anschauen? Und vor allen Dingen: Wer kriegt die bessere Lohnsteuergruppe? Wird man als verheiratete Frau eher betrogen, als wenn man in »wilder Ehe« zusammenlebt?
Gibt es da irgendwelche Zuschüsse vom Staat? Was ist bei einer Scheidung? Muss ich dann womöglich für IHN Unterhalt zahlen? Werde ich im Laufe der Ehe zu einer vergrämten Zicke mutieren? Werden sich Falten um meine

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