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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Sylvester in Berlin an und mache auf psychisch labil. Ich bräuchte eine Auszeit, und sein Freund Roland würde mir dabei helfen. Hätte ich nur einfach so eine Auszeit gewollt, hätte Sylvester mir fristlos gekündigt. So aber findet er das »alles großartig, das ist in der Tat großartig, dass du mit Roland mal ein paar Tage ausspannst, Carolin, macht euch eine großartige Woche, wir regeln hier alles ganz großartig … «, und so weiter. Und dann sagt er nochmal, dass nur ich Roland bei seinen Eheproblemen helfen könnte
und dass nur durch mich alles wieder ins Lot kommen würde. Sylvester ist einfach nicht zu helfen.
    Von Marius kein Lebenszeichen weit und breit. Pitbull und Gero reden nicht mehr mit mir. Pitbull meint, ich solle auf meinem hohen Thron sitzen bleiben und schon irgendwann merken, was für einen Mist ich da gebaut hätte. Ich kündige ihm kurzerhand die Freundschaft, was er mit einem bösen »Du wirst deine Worte noch bitter bereuen« kommentiert. Mir doch egal.
    Gero sagt, er »versteht das alles nicht«. Er will nur dauernd, dass sich alle wieder vertragen. Er versucht wenigstens, Marius zu überreden, mich anzurufen, aber der ist genauso böse auf mich wie ich auf ihn und lässt mir lediglich ausrichten, ich könne ihn mal kreuzweise. Woraufhin Gero die Fronten wechselt und meint, Männer müssten zusammenhalten. Männer! Gero, der sich immer als meine beste Freundin bezeichnet, ist also plötzlich ein Mann. Aha.
     
    Es sind entsetzliche Tage. Ich bin fast froh, als ich im Zug nach Hamburg sitze. Aber nur fast. Was mache ich hier eigentlich? Ich fahre mit Roland Dunkel in Urlaub. Mit Roland Dunkel! Bin ich wahnsinnig? Werde ich zur Masochistin? Es ist nicht etwa so, dass Herr Dunkel zu mir kommt, nein, ich muss nach Hamburg eiern, um vom Flughafen Fuhlsbüttel aus zu starten. Wenigstens steht er am richtigen Gleis, als ich aus dem ICE steige.
    »Hallo«, sagt er. »Jetzt gehen wir erst mal was essen!«
    Ich bin auf der Hut, aber ich habe auch einen Bärenhunger. Ich war auf der Fahrt zu faul, in den Speisewagen zu laufen. Herr Dunkel fährt mit mir die Rolltreppe am Hauptbahnhof hoch und bestellt an einem Imbiss vier Hotdogs. Einen davon drückt er mir in die Hand. Die restlichen drei verschlingt er, während ich mir überlege, von welcher Seite aus ich anfangen könnte, die
Wurst anzuknabbern. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen so schnell essen sehen wie Roland Dunkel.
    Er scheint meine Gedanken zu erraten: »Das kommt noch vom Internat. Wissen Sie, Frau Schatz, ich komme ja ursprünglich aus Helgoland. Da gab es kein Gymnasium. Also mussten wir irgendwann alle aufs Internat. Ich war in Plön. Das Essen war eine Zumutung. Immer nur ganz wenig, und bis es Nachschlag gab, mussten alle am Tisch mit dem ersten Teller fertig sein!« Wenigstens hat er mich noch nicht beleidigt. Was er wohl will? Mich aus Rache ins Bett kriegen? Um mich dann noch mehr zu demütigen? Ich versuche, das Gespräch weiterzuführen: »Helgoland? Ach wie toll. Da gibt es doch diesen Spruch: ›Weiß ist der Sand, grün ist das Land, rot ist die Kant, das sind die Farben von Helgoland‹!«
    »Das würde ein waschechter Helgoländer nie sagen«, klärt mich Roland Dunkel auf. »Das steht immer nur auf diesen dämlichen Postkarten drauf, die die Touristen verschicken.«
    Äh, okay, schnell weiterreden: »Ist Helgoland nicht im Landkreis Pinneberg?«
    Herr Dunkel schaut mich hasserfüllt an. So kenne ich ihn. »Sagen Sie nie wieder so etwas zu mir«, sagt er. Was habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht? »Wir mögen die Pinneberger nicht«, sagt Herr Dunkel. »Also die Hamburger mögen die nicht. Und die Helgoländer mögen die natürlich auch nicht.
    Das ist wahrscheinlich so wie bei Ihnen in Hessen. Ein Frankfurter oder jemand aus dem Hochtaunuskreis würde einen Menschen mit Offenbacher Nummernschild niemals auch nur anschauen!«
    Das stimmt. Offenbacher sind verpönt. Aber noch schlimmer finden wir Leute, die ihren ersten Wohnsitz in Rodgau haben.
    Da gibt es noch nicht mal eine anständige Kneipe. Dafür aber jede Menge Sciroccos. Und die »Rodgau Monotones«. Mit
sieben Promille finde ich die persönlich ja ganz gut, aber wann hat man konstant sieben Promille?
    »Wann geht denn unser Flug?« Diese Frage darf ich ja wohl stellen.
    »Morgen um zehn«, sagt Roland Dunkel.
    »Aha. Und wo übernachten wir?«
    Es stellt sich heraus, dass er zwei Zimmer im Hotel »Hafen Hamburg« gebucht hat. Was wiederum den

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