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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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mit dir los, mein Schatz? Komm, wir fahren erst mal nach Hause!«
    Da fällt mir wieder ein, dass ich gar kein Zuhause mehr habe.
    Obwohl ich todtraurig darüber bin, dass Roland nicht bei mir ist, muss ich wieder an Marius denken. »Hat Marius sich mal gemeldet?«, frage ich Gero.
    Der nickt. »Ich wollte es dir eigentlich erst sagen, wenn wir zu Hause sind«, stammelt er. »Aber ich sage es am besten doch gleich. Marius hat eine neue Freundin.«
    Ich glaube, ich höre nicht richtig. »Wie bitte?«, kreische ich Gero an. »Wie ist das denn möglich?«
    »Na ja«, meint Gero. »Man lernt ja die Menschen, mit denen man dann zusammen ist, irgendwo kennen. So muss das auch bei Marius gewesen sein.«
    Gero ist wirklich manchmal unmöglich. »Das meine ich doch gar nicht«, motze ich ihn an. »Aber wie kann Marius das machen!«
    Gero zuckt mit den Schultern. »Er hat sich irgendwie verändert. Letzte Woche war er da und hat deine restlichen Sachen gebracht. Wenn ich nicht wüsste, dass er hetero ist, würde ich schwören, dass er schwul ist. So tuntig irgendwie. Und dann hat er behauptet, es sei besser, dass ihr euch getrennt habt. Du wärest ein anderer Mensch geworden und wärst so abgehoben, und im Haushalt hättest du auch nichts mehr gemacht und … « Ich unterbreche ihn: »Wie, bitte, hätte ich denn noch was im Haushalt machen sollen? Ich war ja die meiste Zeit in Berlin!«
    »Jedenfalls hat er dann gesagt, du hättest nie die Unterseite vom Waschbecken geputzt und im Badewannenabguss seien immer Haare von dir gewesen, und gebügelt hättest du auch nie anständig.«
    »Marius hatte in den letzten Monaten öfter solche Anwandlungen«, sinniere ich. »Wie ist denn die Neue?«
    Gero verdreht die Augen. »Ganz, ganz furchtbar«, sagt er. »So eine Öko-Tussi, die bei ihm wegen ihrer Platzangst Patientin war. Sie heißt Ursula.«
    Ursula. Ursula. Wahrscheinlich, nein, ganz bestimmt, nennt Marius Ursula Uschi. »Uschi, was hältst du davon, wenn wir mal Germknödel machen?« »Nein, Marius, das ist so was von ungesund. Lass uns lieber Tofu und Naturreis mit Sesampaste zubereiten. Germknödel sind Gift für den Körper und die Verdauung.« Uschi trinkt auch morgens bestimmt einen halben Liter Sauerkrautsaft und hat aus Prinzip keinen Fernseher. Hundertprozentig geht Uschi nur im Bio-Laden einkaufen, um dann mit einer Jute-Tasche zurückzukommen, auf der »Brot für die Welt steht«. Uschi hat auch ein Patenkind aus Bolivien oder Kamasutra. Für dieses Kind überweist sie dann fünfzig Euro im Monat auf irgendein dubioses Konto in Westindien, die wahrscheinlich dafür verwendet werden, noch eine Atombombe zu bauen. Oder einen Panzer. Aber jedes halbe Jahr kommt ein Brief, in dem sich Leute bedanken und sagen, ohne Uschis fünfzig Euro hätten Ukar, Orabo oder Ludwig jetzt noch nicht lesen und schreiben gelernt und noch nie eine warme Mahlzeit erhalten. Ich steigere mich ganz schrecklich in meinen Hass auf Uschi hinein.
    »Aber jetzt erzähl mal, wie war es denn mit dir und diesem furchtbaren Roland Dunkel?«, fragt Gero lauernd.
    »Wir werden zusammenziehen«, sage ich. »Er ist der tollste Mann auf der ganzen Welt!«
    Gero schaut mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. »Wie bitte?«, bringt er fassungslos hervor. »Dieser grauenhafte Mensch! Sofort erzählst du mir alles ausführlich!«
    Also berichte ich, bis wir vor Geros Wohnung stehen. »O mein Gott«, sagt er ergriffen. »Das muss ja romantisch gewesen sein, da am Meer zu sitzen.« Gero kommt wieder zu sich. »Caro, das kann nicht gut gehen. Erinnere dich doch bitte mal. Dieser Roland Dunkel ist schrecklich! Er verstellt sich bestimmt nur!«
    »Nein!«, sage ich trotzig. »Er wird seine Frau verlassen, und wir wollen für immer zusammen sein.«
    »Und warum regst du dich dann so über Marius’ Neue auf?«, fragt Gero.
    »Na, weil ich es unmöglich finde, so kurze Zeit später jemand anderen zu haben!«, entgegne ich böse.
    »Aber du machst doch genau dasselbe«, sagt Gero ganz richtig. »Ich habe aber keinen Öko-Typen«, gifte ich herum. »Und außerdem ist das bei mir was ganz anderes. Das ist Schicksal.«
    »Ach so«, sagt Gero. »Du drehst es auch so, wie du es brauchst.«
     
    Wir gehen nach oben in die Wohnung. »Pitbull hat gefragt, ob du heute Abend in die ›Endstation‹ kommen kannst. Er will wissen, was es so Neues gibt«, sagt Gero.
    Also scheint Pittbull nicht mehr böse auf mich zu sein. In unserm Club war ich schon so lange nicht mehr. Ach,

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