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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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behandelst du neuerdings von oben herab!«
    »Komisch«, gifte ich zurück. »Du bist aber der Einzige, der das sagt. Sonst hat keiner was gesagt.«
    »Weil du sofort auf 180 bist, wenn man dich mal kritisiert. Kein Wunder, dass Marius sich von dir getrennt hat!«
    Jetzt reicht es aber! »Lass bitte Marius aus dem Spiel«, herrsche ich Pitbull böse an. »Das ist schlimm genug. Da brauche ich jetzt nicht auch noch blöde Sprüche von dir!«
    Pitbull kriegt schon wieder die Krise und haut auf den Tisch. Ich stehe auf. »Setz dich sofort wieder hin«, herrscht mich Pitbull an. »Du kannst nicht vor allem immer davonlaufen. Jetzt hörst du mir zu!«
    Ich werfe arrogant die Haare zurück. »Nö«, sage ich. »Die Zeiten, in denen du mich herumkommandieren konntest, sind vorbei! Damals, als wir den Club geplant haben, bist du wie Mister Wichtig herumgerannt und hast immer alles an dich gerissen. Ich durfte nie was sagen.«
    »Ach papperlapapp«, kommt es von Pitbull. »Du bist arrogant und unausstehlich geworden. Du bist nicht mehr die Caro, die wir alle kennen. Oder, Mausi?«, brüllt er Richtung Theke, und das so laut, dass sich zwei Gäste in Lederslips und sonst nichts verwundert zu uns umdrehen.
    »Na jaaaa«, macht Mausi. »Die Caro ist ja auch extremst oft jetzt mit wichtigen Leuten zusammen und geht dann zu den Promipartys, und da muss man doch so gucken und so sein.«
    Was meint sie damit? »Wie gucke ich denn, Mausi?«, frage ich. »Wie die dünnen Frauen, wo bei der Edgar-Verleihung über den Teppich laufen. Also du guckst so, so dünn bist du aber nicht«, sagt sie noch überflüssigerweise. Aha.
    »Du könntest Susannes Schwester sein«, provoziert Pitbull weiter. »Obwohl ich ja bei der dachte: Schlimmer geht’s nimmer!« Susanne ist eine Freundin von mir und zugegebenermaßen manchmal etwas zu zickig und verwöhnt. Sie wohnt mit ihrem Mann, einem reichen Arzt, in einer Wahnsinnsvilla und kann so viel Geld ausgeben, wie sie will. Im Moment sind beide gerade für ein halbes Jahr auf Weltreise. Mir fällt erschrocken ein, dass Susanne ja noch gar nichts von meiner Talkshow weiß. Ich bekomme nur einmal in der Woche eine Postkarte von irgendeinem Kontinent. Muss unbedingt überprüfen, wann die beiden wiederkommen. Aber mir zu unterstellen, dass ich Susanne charakterlich ähnle, ist eine Frechheit. Ich meine, das muss ich mir nun wirklich nicht bieten lassen. Ich bin der warmherzigste Mensch auf der ganzen Welt. Und auch erfolgreich. Pitbull gönnt mir das alles einfach nicht.
    Mein Handy klingelt, und Roland ist dran, der mir hektisch erzählt, dass er seiner Frau gerade gesagt hat, dass er ausziehen und sich trennen wird. »Wenn, mache ich ganze Sachen«, sagt er froh. »Wann ziehst du nach Hamburg?«
    Moment. Moment. Moment. Ich fühle mich wie in einem Irrenhaus. Das geht alles so schnell. Andererseits habe ich hier in Watzelborn sowieso keine Wohnung. Und Gero, mein Gero, traut sich offenbar auch nicht, mir die angebliche Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich muss auch übermorgen erst mal nach Berlin zurück. Warum hilft mir keiner? Nie hilft mir einer in Extremsituationen. Würde ich versehentlich einen Spulhakenwurm verschlucken, würde keiner versuchen, ihn wieder herauszuziehen, sondern alle würden lapidar sagen: »Na ja, das passiert nun mal.«
     
    Die Tür geht auf, und Marius kommt in Begleitung einer Frau herein. Diese Situation hatten wir schon mal, damals, auf der Eröffnungsfeier unseres Clubs. Da kam er mit Susanne, um mich darüber aufzuklären, dass alles nur ein Irrtum war und er nie was mit ihr hatte. Mit dieser Frau, die da gerade den Raum betritt, hat er aber was. Hundertprozentig ist es Uschi.
    Marius wird blass, als er mich sieht, und ich sage zu Roland: »Ich melde mich gleich nochmal bei dir!«
    »Hallo Caro«, sagt Marius mit ernster Stimme. Und ich habe einen Kloß im Hals und fühle mich unendlich gedemütigt.
    »Caro, das ist Ursula. Ursula, sag Carolin guten Tag.«
    Ist sie drei und macht noch in die Windeln? Oder kann sie nur nach Anweisung handeln? Ich betrachte Ursula, die ein kaum zu verstehendes »Lo« nuschelt und dann wieder Marius anhimmelt. Ursula sieht aus wie eine Geschichts-Referendarin, die niemals auch nur ansatzweise von einem ihrer Schüler ernst genommen wird. Die Spezies Lehrerin, der man Papierkügelchen
gegen den Rücken schießt, sobald sie was an die Tafel schreibt. Die, nachdem sich auf eine Frage im Unterricht niemand

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