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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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meldet, resigniert: »Dann eben nicht, ich meine es doch nur gut«, sagt. Die auf Klassenfahrten kein Auge zutut, weil ihr alle auf der Nase herumtanzen. Der man Zahnpasta unter die Türklinke schmiert oder nachts heimlich ihre Hand in lauwarmes Wasser hält, damit sie ins Bett macht. Ich hasse Ursula. Ursula soll weggehen. Und zwar sofort.
    Marius begrüßt Pitbull mit Handschlag, und der wiederum begrüßt Ursula, als hätten sie schon Wacholderschnaps zusammen gebrannt. Ich glaube das alles nicht.
    »Mensch, Ralf, danke nochmal, dass du mir so lieb beim Umzug geholfen hast«, nuschelt Ursula. »Ohne dich wären wir echt aufgeschmissen gewesen.«
    Und Marius nickt. Marius nickt! Ursula-Uschi ist also schon zu Marius gezogen. Mit ihren Steinguttellern und ihrem Makramee-Hängegarten. Und Pitbull hat ihr dabei geholfen! Der soll mir nochmal was erzählen.
    »Äh, Caro, kann ich dich kurz sprechen?« Das ist Marius.
    Ich nicke. Was soll ich denn sonst tun? Er zieht mich in den Umkleidebereich. Ein junges Pärchen steht zwar nackt darin und streitet sich darüber, ob sie jetzt fremd küssen darf oder nicht, aber das interessiert mich nicht wirklich. Ich setze mich auf eine Packung Kleenex und warte einfach, was jetzt kommt.
     
    »Du hast dich furchtbar verändert, Caro«, sagt Marius. »Du bist so … so … «, er stockt.
    »Ja, wie bin ich denn nun geworden?«, frage ich ungeduldig. Marius zuckt mit den Schultern. »Du bist so … kalt. So kalt bist du geworden.«
    ICH ???? ICH und kalt? O nein. »Pass mal auf«, herrsche ich Marius
an. »Ich will dir mal was sagen! Wo bin ich denn kalt geworden? Du hast mir ja keine Chance gegeben!«
    »Ach Caro, dir war das doch eigentlich egal. Du hast dich in deinem Selbstmitleid gesuhlt, und als nicht alles gleich nach deinem Kopf ging, hast du dicht gemacht und dich von mir abgewandt.«
    »Das stimmt nicht«, ich werde zornig. »Ich habe versucht, dich zu erreichen, dauernd, aber du bist ja nicht ans Telefon gegangen!«
    »Wenn ich dir wichtig gewesen wäre, hättest du dich sofort in den Zug oder in ein Flugzeug gesetzt und wärst nach Haus nach Watzelborn gekommen. Aber so hast du einfach nichts gemacht, die Talkshow war dir wichtiger.«
    »Ich habe nun mal Verpflichtungen, mein Lieber«, erwidere ich.
    »Und ich habe einen Vertrag, den ich verdammt nochmal einhalten muss. Daran hättest du auch mal denken müssen.«
    »Wir haben wohl beide Fehler gemacht«, gibt Marius zu. »Aber du die schlimmeren. Du hast die ganze Zeit über nur an dich gedacht. Und dann bist du auch noch mit diesem Roland Dunkel nach Spanien geflogen.«
    »Weil ich sauer war!«, rufe ich. »Was du gemacht hast, ist nicht besser. Mit dieser komischen Trulla Uschi!«
    »Uschi ist eine ganz Liebe«, schwelgt Marius mit verklärtem Blick. »Und sie ist immer für mich da.«
    »Tut mir Leid«, ich gebe es auf. »Ich sehe den Sinn des Lebens nicht darin, dauernd für jemanden da zu sein. Ich habe auch noch ein eigenes Leben!«
    Marius sieht mich an. »Dazu gibt es wohl nichts mehr zu sagen«, sagt er. »Ich war immer der Ansicht, dass wir alles teilen.« Er kommt auf mich zu und streicht mir über die Wange. »Ich bin sehr traurig, dass das alles so gekommen ist. Ich hoffe nur, dass du deinen Weg findest und glücklich wirst. Ich jedenfalls
versuche, glücklich zu werden.« Und dann geht er einfach raus. Das Pärchen neben mir bewegt sich. Die Frau kommt zu mir und fragt: »Kann ich bitte die Kleenex haben, auf denen du sitzt? Das ist ja schlimmer als bei ›Love Story‹.«
    Ich warte noch ein paar Minuten und verlasse dann den Umkleideraum. Beim Rausgehen stolpere ich über einen Kerzenleuchter, und der kracht in einen Bilderrahmen, unter dem sich ein Aquarell befindet. Zwei Herzen, ineinander verschlungen. Ironie des Schicksals.
     
    Pitbull ignoriert mich geflissentlich, als ich an den Tresen zurückkomme. Mausi, die zwischenzeitlich Gesellschaft von Arabrab bekommen hat, merkt man an, dass sie alles ganz furchtbar findet. Beide starren auf den Boden. Arabrab fragt nur leise: »Wie war es denn auf Lino Ventura?«
    Ich gehe dann, ohne mich zu verabschieden. Draußen ist es dunkel. Ich bleibe kurz stehen und schaue in den sternenklaren Himmel. Mein Handy piept. Eine SMS . Ist von Gero:
»Halte es für besser, wenn du hier erst mal ausziehst. Möchte mich mit den anderen nicht verkrachen. Bitte hab Verständnis. G.«
    Ich muss mich setzen. Weil keine Bank oder sonst was in der Nähe ist, setze ich mich

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