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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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einfach in den Rinnstein. Das passt zu meiner Stimmung. Ich kann noch nicht mal mehr weinen.
    Ich wähle die Nummer von RolandDunkelHandy. Er geht sofort dran. »Ich ziehe nach Hamburg«, sage ich leise. »Wie machen wir das mit der Wohnung?«
    Roland meint, er würde sich um alles kümmern. Ich solle einfach kommen. Ich bin so erleichtert.
    Gnädigerweise darf ich noch eine Nacht bei Gero schlafen. »Du – bitte hab Verständnis. Aber ich muss auch an die anderen Freundschaften denken, ich bin ganz durcheinander«, sagt er entschuldigend. »Ich weiß ja auch nicht.«
    Ich sage gar nichts, sondern nicke und buche einen frühen Flug nach Berlin. »Lass nur«, sage ich, als Gero höflichkeitshalber fragt, ob er mich denn zum Flughafen bringen soll. »Ist schon gut.« Er fragt auch nicht nochmal.
     
    Ich tue kein Auge zu in dieser Nacht.
    Was ist bloß passiert in letzter Zeit? Wie konnte das alles passieren? Hat das alles sein Gutes, dass das passiert ist? Ich stelle mir tausendmal dieselben Fragen, komme aber zu keiner Antwort. Der einzige Mensch, der noch was von mir wissen will, heißt Roland Dunkel. Ich habe ihn viermal gesehen. Und jetzt ziehe ich mit ihm zusammen. Ich glaube, ich bin verrückt. Na gut, dann bin ich eben verrückt. Ich war mein ganzes Leben lang vernünftig (was redest du da, Caro???), da werde ich wohl jetzt mal verrückt sein dürfen.

18
    Am nächsten Morgen habe ich drei Nachrichten auf der Mailbox. Eine ist von Sylvester, der sich so freut, aber wie er sich freut, dass ich endlich wieder freudig in den Schoß der Familie zurückkehre, auch für Angela ist es eine wahre Freude, also ich kann mir gar nicht vorstellen, wie groß die Freude ist und wie alle sich freuen. Sigmund Freud hätte eine Stunde mit diesem Mann unter Garantie nicht überlebt.
    Die beiden anderen Nachrichten sind von Roland. Er hat nachts noch im Internet Wohnungen gesucht und gleich übermorgen können wir uns eine anschauen. Ich rufe ihn zurück, und er ist sehr aufgeregt: »Wenn du noch Zeit brauchst in Berlin, ziehe ich trotzdem vorher schon um. Ich hab noch Kojenpolster und kann auch direkt auf dem Boden in der neuen Wohnung schlafen«, sagt er.
    Gut. Mir ist mittlerweile alles recht.
    Der Abschied von Gero, meinem besten Freund, ist unterkühlt. »Pass auf dich auf, Caro«, sagt Gero traurig. »Ich bin ganz verwirrt.«
    Er will mich umarmen, aber ich möchte das nicht. »Gero, ich lasse ein Umzugsunternehmen die Sachen von hier und aus der Endstation holen, da stehen ja noch meine ganzen Möbel im Keller«, sage ich. »Sei wenigstens so nett und sorge dafür, dass alles komplett nach Hamburg kommt.«
    Gero verspricht, sich um alles zu kümmern. Pitbull werde ich später schreiben. Er soll mir die Gewinne aus der Endstation direkt auf mein Konto überweisen. Ehrlich abgerechnet hat er immer – und wenn nicht, ist mir das auch egal.
    Dann fahre ich im Taxi durchs morgendliche Watzelborn Richtung Autobahn und habe plötzlich das Gefühl, dass ich zum
letzten Mal hier bin. Als würde was ganz Neues anbrechen. Nur, ob das gut ist, das Neue, das weiß ich leider noch nicht. Aber – wie meine Oma immer sagte: Die Zeit wird’s zeigen!
     
    In Berlin angekommen, fahre ich sofort zu Strawberry, weil da schon alle auf mich warten, um mir das Konzept vorzustellen. Für eine Samstagabendshow, auf die ich überhaupt keine Lust habe. Nicht dass ich etwas dagegen hätte, samstags fernsehend auf einem Sofa zu liegen, Cashewkerne und Ahoi-Brause in greifbarer Nähe und natürlich Wein, aber selber eine zu
machen
, also nein. Aber darauf wird natürlich wieder mal keine Rücksicht genommen. Felix trägt seit neuestem eine Halskette mit einem komischen Stein dran. Auf meine Frage, was für ein Stein das wäre, meint er, das sei sein rausoperierter Zahn. Jedenfalls ein Teil davon. Weil, so was erlebt man ja nicht alle Tage.
    Das Konzept ist wirklich nicht schlecht. Eine Livesendung, bei der Männer und Frauen zu einem Seitensprung verführt werden sollen. Die Zuschauer müssen mitraten, ob der oder die zu Verführende standhaft bleibt, und die, die standhaft bleiben, können dann eine Menge Geld gewinnen, wenn sie anhand von Fragen, die ich dann stelle, beweisen, dass sie ihren jeweiligen Partner gut kennen. (Welche Schuhgröße hat sie? Wie viele Freundinnen hatte er vor ihr? Bei welchem Film muss sie immer heulen? Und so weiter.)
    »Das ist Zuschauerbindung«, meint Felix, der an einem Flip-Chart steht und mit einem Eddingstift das

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