Global Warning
mit schweißnasser Hand die Kabel, die aus dem Boden ragten. Nachdem er
die Funksteuerung zerstört und Udo aus dem Weg geräumt hatte, würde er mit dem Pick-up in die Zivilisation zurückfahren und untertauchen. Und sobald er sich vergewissert hatte, dass er in Sicherheit war, würde er die Nummer der Hotline wählen, die zurzeit auf fast jedem Fernsehbildschirm der Welt eingeblendet wurde, und den Leuten vom Heimatschutz sagen, wie sie das Labor finden konnten.
Der Schmerz in seinem Hinterkopf kam so plötzlich und unerwartet, dass er das Gleichgewicht verlor und vornüber fiel. Er spürte noch, wie Glassplitter auf ihn herabregneten, bevor alles vor seinen Augen verschwamm, und er auf den Beton des Fußbodens knallte.
Seine Orientierungslosigkeit war nicht so sehr auf den Schlag, sondern eher auf Müdigkeit und den Überraschungseffekt zurückzuführen. Als Teague das Gefühl von scharfen Glassplittern auf seiner Wange spürte, genügte das, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, doch er konnte nicht verhindern, dass ihm die Waffe aus dem Hosenbund gezogen wurde. Er drehte sich um und schlug mit dem Arm nach hinten aus, doch es war schon zu spät. Udo war ein paar Schritte zurückgetreten und zielte mit der Pistole auf Teagues Brust.
»Mein Bruder ist tot. Ich habe kein Zuhause mehr. Keine Freunde. Ich habe alles aufgegeben. Für das hier.«
»Udo! Hör auf!«, flehte Teague, während er eine Hand ausstreckte und sich langsam aufrappelte. »Ich wollte dir doch nichts tun. Du weißt, dass ich dazu gar nicht in der Lage wäre. Ich habe nur versucht, dir zu helfen. Wenn wir jetzt weitermachen, werden wir beide sterben. Wir können uns nicht mehr schützen. Es wird uns genauso ergehen wie allen anderen.«
»Ja«, stimmte ihm Udo zu. »Genauso wie allen anderen.«
»Aber wir sind nicht schuld daran! Wir haben versucht, die Welt zu beschützen. Wir haben versucht, die Leute zu warnen.«
»Wir sind nicht schuld daran? Bist du sicher, Michael? Wieso sind wir anders als die anderen? Wie viel wurde zerstört, um unsere Häuser zu bauen? Unsere Autos? Wir sind genauso schuld daran wie alle anderen.«
Als Udo die Waffe entsicherte, sahen seine Augen genauso starr aus wie die seines toten Bruders.
»Nein! Du darfst mich nicht töten«, brüllte Teague, der jetzt auch die andere Hand vor sich ausstreckte und nach hinten wich. »Ich schwöre, dass ich dir nichts tun wollte. Das musst du mir glauben.«
Udo ging um ihn herum und stieß ihn mit einer Kraft vorwärts, die man seinem schmalen Körper gar nicht zutraute. Er hielt Teague die Waffe ins Genick, während sie durch das Labor ins Hinterzimmer gingen.
Als der Schmerz dieses Mal in Teagues Kopf explodierte, folgte unmittelbar darauf ein Gefühl der Benommenheit, das ihn in die Knie gehen ließ. Um ihn herum drehte sich alles, doch das Rasseln, mit dem die Kette vom Waffenschrank gezogen wurde, hörte er noch. Dann spürte er, wie sich ihm die kalten Glieder der Kette um den Hals legten.
»Denk darüber nach, was wir alles erreicht haben. Denk darüber nach, wie wichtig es ist.« An seinem Hals schnappte ein Vorhängeschloss zu. Udo trat einen Schritt zurück. »Und denk über Jonas nach.«
44
Erin Neal schlich in Jennas Zimmer und steckte dann den Kopf zur Tür hinaus, um einen Blick in den leeren Korridor zu werfen. Er rechnete immer noch mit Wachen, aber es gab keine. Nur einen leeren Korridor. War Mark Beamon wirklich so dumm? Vielleicht war er ja auch ausgesprochen clever. Erin wusste nur eines mit Sicherheit - dass Mark niemandem traute.
»Erin, was ist denn?«
Leise machte er die Tür hinter sich zu und sah Jenna einen Moment lang an, bevor er zur Minibar ging und sich ein Bier holte. Er war noch nicht so weit.
»Willst du was zu trinken?«
Sie schüttelte den Kopf.
Sein Klopfen musste sie geweckt haben, denn sie starrte ihn mit geröteten Augen an und trug außer dem T-Shirt mit Kanada-Aufdruck, das sie im Souvenirgeschäft des Hotels gekauft hatte, nichts weiter. Ihre Haare waren jetzt anders und wirkten nicht mehr so zerzaust wie früher, wenn sie aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Aber sie war immer noch Jenna. Und sie war hier. Am Leben.
»Es ist schon nach Mitternacht«, sagte sie. »Ist dir etwas eingefallen?«
»Nein.«
Ihr enttäuschter Gesichtsausdruck war für sein Selbstbewusstsein alles andere als förderlich, und das Herz hämmerte ihm bis zum Hals. Er wies auf das Bett, das mitten im Raum stand. »Ich will nur ein
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