Global Warning
ermöglichte, den Knopf für seine Etage zu drücken, ohne absteigen zu müssen. Als die Türen sich wieder öffneten, radelte er in den Korridor, legte dann aber eine Vollbremsung hin, da Mark Beamon aus der Toilette kam.
»Nur weil Sie den Laden hier leiten, heißt das noch lange nicht, dass Sie zu spät kommen können«, sagte er, während er sich die feuchten Hände an seiner Hose abwischte.
Seit Beamon mit Jenna zusammen Kanada verlassen hatte, hatten sie lediglich über Telefon oder E-Mail miteinander kommuniziert. Warum war er hier? Von Washington nach New Mexico zu reisen war inzwischen nichts Alltägliches mehr - nicht einmal für die Regierung.
»Erin? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Sie sehen gut aus«, sagte Erin, dem es endlich gelang, seine Überraschung abzuschütteln. Das, was er sagte, klang ausgesprochen dumm. Aber es stimmte. Beamons Haare waren noch spärlicher geworden, aber seine Augen waren klar, und die gebräunte Haut hing etwas fester an seinen Wangenknochen als bei ihrer letzten Begegnung.
Vor einer Weile hatte Erin eine Einladung zu Beamons Hochzeit bekommen, doch er hatte nicht daran teilnehmen können. Stattdessen hatte er einen Künstler in Washington beauftragt, einen riesigen Brunnen zu gestalten, mit kleinen Engelchen, die in ein Becken pinkelten. Es war nicht billig gewesen, aber was sollte man einem Mann schenken, der schon alles hatte?
»Die Ehe scheint Ihnen gut zu bekommen.«
»Ich kann nicht klagen. Übrigens, danke für den Brunnen. Jetzt steht endlich etwas Repräsentatives in meinem Garten.«
Sie sahen sich schweigend an. Es war klar, dass Jenna der Anlass für Beamons Besuch war, doch Erin war nicht sicher, ob er hören wollte, was er zu sagen hatte. Was, wenn ihr etwas zugestoßen war? Was, wenn sie beschlossen hatten, dass sie nach dem, was sie getan hatte, nie wieder das Tageslicht sehen sollte? Was, wenn Beamon ihn angelogen hatte und sie jetzt irgendwo war, wo es so aussah wie an dem Ort, an dem man ihn gefangen gehalten hatte? Was, wenn...«
»Gibt es hier Kaffee?«, sagte Beamon schließlich.
»Ja, sicher. In meinem Büro steht eine Kanne.«
Beamon sah sich um und war offenbar sehr beeindruckt. »Ganz schön groß hier. Man hat mir gesagt, dass Sie eine ganze Stadt leiten.«
»Eher ein Dorf«, erwiderte Erin, der es immer noch nicht fertigbrachte, Jenna zu erwähnen. »Im Grunde genommen sind es ja nur die Mitarbeiter. Und es gibt einen Gemeinderat, der sich um die Details kümmert.«
Erins Sekretärin hob den Blick von ihrem Computer, als sie hereinkamen, und tippte auf einen Kalender auf ihrem
Tisch. »Sie haben in zwei Stunden eine Telefonkonferenz mit der Kongressaufsicht. Haben Sie alle Budgetzahlen dafür?«
Erin schüttelte geistesabwesend den Kopf und griff nach dem Knauf seiner Bürotür. Er konnte diesem Gespräch nicht bis in alle Ewigkeit aus dem Weg gehen. »Mark, warum sind Sie hier? Wo ist...«
Als er sein Büro betrat, stand Jenna auf, die auf seiner Couch gesessen hatte. Ein verlegenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Hast du hier zufällig einen Job für eine Biologin?«
Ihre Augen waren ein wenig glasig, als sie quer durch das Büro rannte und sich ihm an den Hals warf.
Für einen Moment brachte er keinen Ton heraus. Plötzlich wurde ihm klar, dass er nie wirklich geglaubt hatte, sie wieder in die Arme schließen zu können.
»Geht... geht es dir gut? Wo bist du gewesen?«
»Im Gefängnis«, sagte sie.
Erin warf Beamon, der an ihnen vorbeigegangen war und sich an den Schreibtisch setzte, von dem der Raum dominiert wurde, einen wütenden Blick zu.
»Jetzt sehen Sie mich nicht so an. Sie soll Ihnen was darüber erzählen.«
»Es war gar nicht so schlecht.«
»Gar nicht so schlecht?«, empörte sich Beamon. »Es gab sogar Tennisplätze.«
»Stimmt«, gab sie zu. Dann nahm sie Erins Hand und zog ihn mit sich zum Sofa. »Mark hat mich alle zwei Wochen besucht.«
»Soll das heißen, du bist draußen? Du bist frei?« Er sah Beamon an.
Beamon grinste, während er die Schubladen des Schreibtisches aufzog und deren Inhalt untersuchte. »Es hat sich herausgestellt, dass der Blutdurst der Regierung durch den grausigen Tod von Teague und seinen deutschen Freunden gestillt worden ist - insbesondere, nachdem Teague ja in seinem eigenen Lebenswerk ersoffen ist. Selbst ein Kongressabgeordneter ist nicht so blöd, dass ihm die Poesie darin entgeht.«
»Ist denn inzwischen sicher, dass er ertrunken ist?«
»Nein, aber in den
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