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Global Warning

Titel: Global Warning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills Bea Reiter
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den Sinn, dass, so schlimm sein Leben in den letzten beiden Jahren auch gewesen war, ihres auch nicht besser gewesen war. Wenigstens hatte er die Möglichkeit gehabt, nach Glück zu streben, wenn er denn gewollt hätte. Jenna dagegen hatte in der Falle gesessen.
    »Warum hast du es getan, Jenna? Warum hast du bei so etwas mitgemacht?«
    »Ich glaube, das wirst du nie verstehen. Bei dir geht es immer nur darum, winzige Details zu untersuchen und die Alternativen dazu abzuwägen. Ich dagegen...«
    »Du bist doch auch Wissenschaftlerin. Und eine gute noch dazu.«
    »Aber keine perfekte. Sondern eine menschliche. Ich glaube an etwas und es gibt Dinge, an denen mein Herz hängt. Ich bin mit offenen Augen in diese Sache geraten. Ich wollte mitmachen. Und jetzt bereue ich es zutiefst. Aber das Gefühl dabei habe ich nicht vergessen.«
    »Wenn du nur ein bisschen nachgedacht hättest...«
    »Das weiß ich doch«, unterbrach sie ihn. »Dein Buch habe ich fünfzigmal gelesen. Du bist so unglaublich klug -
jede Fußnote stimmt, die Logik dahinter ist perfekt, die Forschungsergebnisse sind unanfechtbar. Aber manchmal kann man die Wahrheit eben nicht auf ein paar Gleichungen reduzieren.«
    Er schüttelte den Kopf. »Zwei und zwei ist vier, Jen.«
    »Aber so funktioniert die Welt nun mal nicht, Erin, und deshalb hast du auch nie richtig hineingepasst.«
    Sie schwiegen wieder, doch dieses Mal war es Erin, der als Erster etwas sagte. »Dann heißt das also, dass wir wieder zusammen sind?«
    Jenna riss die Augen auf. »Ist dir eigentlich bewusst, was ich getan habe? Ist dir klar, dass wir vermutlich keine Zukunft haben?«
    »Und wer argumentiert jetzt übermäßig logisch?«
    Sie drehte sich um und starrte durch die Gardinen auf die Lichter vor dem Fenster.
    Erin stand auf und ging zu ihr. Dann schlang er die Arme um ihre Taille und zog sie an sich. Nach der Stromrationierung in den Vereinigten Staaten wirkte die Stadt ungewohnt hell.
    »Wir können nicht viel tun«, sagte Erin, während er spürte, wie ihre Wärme in seinen Körper drang. »Vielleicht wird es Michael aufhalten, dass sein Anwesen in Kalifornien zerstört ist. Vielleicht auch nicht. Aber es wird Zeit, dass wir uns Gedanken darüber machen, was wir als Nächstes tun.«
    »Als Nächstes?«
    »Ich habe eine Menge Geld, das in ein paar Monaten nicht einmal mehr das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde. Wir könnten ein Wasserflugzeug kaufen, es mit Vorräten vollladen und nach Alaska fliegen. Wenn
Teague die Sache durchzieht, können wir es dort ein paar Jahre aushalten.«
    Sie befreite sich aus seiner Umarmung, sah ihn aber nicht an. »Bis alle anderen tot sind, meinst du wohl? Bis Mark und seine neue Familie verhungert sind oder man sie ermordet hat?«
    »Es gibt keinen Grund, warum wir auch sterben sollten.«
    »Du meinst, es gibt keinen Grund, warum du sterben solltest. Allerdings gibt eine ganze Menge Gründe, warum ich sterben sollte.«
    »Was würde das...«
    Jenna drehte sich um und presste ihren Mund auf den seinen. Als sie ihn wieder losließ, brachte ihm der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht endlich das Lächeln ein, nach dem er sich so gesehnt hatte. Aber es sah traurig aus.
    »Erin, könnten wir nur eine Nacht lang so tun, als wäre nichts von alldem passiert? Glaubst du, dass das noch geht?«

45
     
     
    Als Erin von der relativen Ruhe des Hotelkorridors in das Chaos des Konferenzraums trat, den der Heimatschutz für sich in Beschlag genommen hatte, verlor er für einen Moment die Orientierung. Doch das war nicht das Einzige, was ihm an diesem Morgen die Orientierung raubte - die Sonnenstrahlen, die durch die Jalousie gekrochen waren, um ihn zu wecken, Jennas nackter Körper auf der Matratze neben ihm. Selbst sein Gesicht im Spiegel. Irgendetwas war daran anders, aber er wusste nicht genau, was es war. Vielleicht alles. Vielleicht nichts.
    Jenna nahm seine Hand, als sie sich an den konservativ gekleideten Männern und Frauen vorbeidrückten, die in dem großen Konferenzraum hin und her eilten. Beamon war es anscheinend über Nacht gelungen, alle Mitarbeiter seiner Abteilung über die Grenze nach Kanada zu schaffen. Was in Zeiten wie diesen eine beachtliche Leistung war und ein Zeichen dafür, dass er immer noch das Wohlwollen der Regierung besaß. Allerdings ließ sich nicht vorhersagen, wie lange er sich noch darauf verlassen konnte.
    Sie blieben hinter einem Mann stehen, der Computerkabel am Boden festklebte. Jenna tippte ihm auf die

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