Global Warning
ausgestattet. Und selbst wenn die Löschanlage versagt hätte, gab es keine Erklärung für Schäden dieses Ausmaßes.
Es schnürte ihm die Luft ab, als ihm klar wurde, dass es bei dem Brand nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Seine Zufluchtsstätte war mit Absicht zerstört worden.
Zögernd ging Teague einen Schritt nach hinten, stieß aber gegen etwas, das ihn aufhielt. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Udo hinter ihm stand und auf den Bildschirm starrte.
»Es ist alles zerstört«, stammelte Teague. »Alles, was wir gebaut haben. Wie konnte das nur passieren? Es gab doch keine Verbindung zwischen uns und dem Grundstück. Ich war doch so vorsichtig...«
Udo zeigte mit keiner Regung, ob er ihn gehört hatte; stattdessen drehte er sich um und ging wieder zu seinem Mikroskop, während Teague sich verzweifelt bemühte, die neue Realität zu begreifen.
Es war unmöglich. Er hatte mehr Zeit auf den Entwurf des Anwesens verwandt als auf jeden anderen Teil seines Plans, er hatte den Bau und die Ausstattung an Unternehmen in der ganzen Welt verteilt und eine Datenspur gelegt, die in ein Labyrinth aus Sackgassen und Umwegen führte, während der Bauarbeiten mehrere Male das Bauunternehmen gewechselt, damit niemand einen genauen Überblick hatte. Er war so vorsichtig gewesen, so überzeugt von seinen Vorsichtsmaßnahmen, dass ein Alternativplan gar nicht notwendig gewesen war.
Teagues Blick ging zu Udo, der seelenruhig eine Ölprobe
auf einen Glasträger aufbrachte. Hatte er eigentlich verstanden, was passiert war? Was es bedeutete? Sie hatten keinen Schutz mehr vor dem Desaster, das die Bakterien auslösen würden. Das Labor, in dem sie gerade standen, hatte genug Heizungsenergie, Strom und Lebensmittel für die nächsten Monate, doch das war auch schon alles. Es hatte keinen Grund gegeben, noch mehr Vorräte heranzuschaffen.
Wie alle anderen würden sie irgendwann keinen Strom mehr haben. Es würde kein Benzin für den Pick-up mehr geben, mit dem sie hergekommen waren. Die Lebensmittel würden ausgehen, und dann würde der strenge kanadische Winter anbrechen.
Er holte sich einen Stuhl und setzte sich. Dann stützte er die Ellbogen auf die Knie und vergrub den Kopf in den Händen. Dieses Gebäude würde ihr Grabmal werden. Hier würden sie an Hunger und Kälte sterben, allein und anonym.
Nein.
Teague stand auf und ging mit schwankenden Schritten an Udo vorbei ins Hinterzimmer. Der Waffenschrank war nicht abgeschlossen, und er griff hinein und holte eine Automatikpistole heraus. Er hatte Geld, mehrere Identitäten, Reisepässe. Er konnte den Heimatschutz anrufen, den Leuten dort alles über die Pipeline erzählen und dann in Kanada untertauchen. Das Land hatte so viele noch intakte Ölvorräte, dass es nicht nur problemlos mit den massiven wirtschaftlichen Folgen fertig werden würde, die seine mit Injektionssonden eingeschleusten Bakterien verursachten, sondern auch schnell zu einem der reichsten Länder der Welt aufsteigen würde. Es wäre ein Leben
auf der Flucht, doch wenn er vorsichtig war, konnte es recht komfortabel sein.
Teague holte tief Luft und atmete langsam aus, während er durch die offene Tür starrte, die in den Hauptbereich des Labors führte. Er war so nah dran gewesen. Nur noch wenige Tage, und er hätte die Welt verändert, in einem Ausmaß, das niemand für möglich gehalten hätte. Und jetzt war er von so einem alten Knacker im Dienste der Regierung aufgehalten worden.
Als er wieder durch die Tür ging, saß der Deutsche nicht mehr an seinem Mikroskop.
»Udo? Wo bist du?«
Keine Antwort.
Er ging langsam weiter, während er die Waffe hinter seinem Rücken versteckte. Jonas war zwar der Aggressivere der beiden gewesen, doch anzunehmen, dass sein Bruder weniger fanatisch war, wäre ein großer Fehler. Teague hatte keinen Zweifel daran, dass Udo vorhatte, ihren Plan durchzuziehen und sich dann einfach in den Schnee zu setzen, um zu sterben. Er würde nie damit einverstanden sein, jetzt einfach aufzuhören, und selbst wenn, würde er zu einem Klotz am Bein werden - jemand, den Teague unterstützen musste und der ihm für den Rest seines Lebens Kopfzerbrechen bereiten würde. Nein, für Udo war es Zeit, seinen Bruder wiederzusehen.
Teague schlich lautlos um eine Trennwand herum, doch Udo war nirgends zu sehen. Die Funksteuerung für die Sprengladungen an der Pipeline war in einen niedrigen Tisch eingebaut, der mit dem Boden verschraubt war. Teague kniete sich daneben und packte
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