Global Warning
gepumpt wird, für etwas, das keine unmittelbare Wirkung haben wird.«
»Sie werden höchstpersönlich dafür sorgen, dass dieses Abkommen in der Öffentlichkeit nicht als Verschwendung von Steuergeldern gesehen wird«, sagte der Präsident.
»Ja, Sir. Wir haben bereits Artikel platziert, in denen erklärt wird, dass Kanadas Ölsandfelder genauso groß sind wie die arabischen Reserven. Die Bilder sind großartig - Luftaufnahmen von riesigen Gebieten mit ölhaltigem Sand, der nur noch abgebaut werden muss. Es ist natürlich erheblich komplizierter. Was Technologie und Umweltverträglichkeit angeht, ist das Herauslösen des Öls aus dem Sand um einiges schwieriger als eine Bohrung, aber wir spielen die Nachteile herunter. Und dass es eine Weile dauern wird, bis die Produktion so weit hochgefahren ist, dass die saudischen Defizite ausgeglichen werden, erwähnen wir selbstverständlich mit keinem Wort.«
Der Präsident hatte offenbar genug von diesem Thema und wandte sich an Beamon. »Wo stehen wir mit den Ermittlungen? Gibt es konkrete Hinweise?«
Beamon nickte. »Ja, Sir. Wir haben eine alte E-Mail von Erin Neal gefunden, die er an einen Kollegen geschickt hat. Er beschreibt darin die einzelnen Schritte zur Konstruktion eines Bakteriums, das mit unserem fast identisch ist.«
»Erin Neal? Das verstehe ich nicht. Ist das nicht der Experte, mit dem wir zusammenarbeiten?«
»Ja, Sir.«
»Wie erklärt das die E-Mail?«
Beamon rutschte auf seinem Stuhl herum. Für einen Moment stellte er sich vor, wie es gewesen wäre, wenn er das Richtige getan und rechtzeitig Reißaus vor den Ermittlungen genommen hätte. »Das wissen wir nicht genau. Wir haben ihn noch nicht finden können.«
Der Gesichtsausdruck des Präsidenten wechselte von verwirrt zu wütend. Bei Reynolds meldete sich der Selbsterhaltungstrieb.
»Großer Gott, Mark. Wir wussten doch, dass der Mann ein potenzielles Problem ist - darüber haben wir geredet. Sie haben mir gesagt, er würde überwacht.«
»Er stand nicht sehr weit oben auf unserer Liste, und wir hatten zu wenig Leute«, sagte Beamon. »Daher hatten wir nur einen Mann auf ihn angesetzt. Was auch sinnvoll schien, da es nur eine Straße zu seinem Haus gibt.«
»Und warum zum Teufel ist er dann verschwunden?«
Beamon sagte es nur sehr ungern.
»Mark?«, drängte Reynolds.
»Weil unserem Mann das Benzin ausgegangen ist.«
»Sagen Sie das noch mal.«
»Offenbar hatte er seinen Dienstausweis vergessen und keine Zeit, um sich vor Beginn seines Dienstes in die Schlange vor der Tankstelle einzureihen. Neal ist um drei Uhr morgens weggefahren, und unser Mann... na ja, ihm ist das Benzin ausgegangen, als er ihm gefolgt ist.«
»Soll das heißen, dass wir endlich einen Verdächtigen haben?«, sagte der Präsident. »Und zwar den Kerl, den wir als Experten für diese Bakterien hinzugezogen haben? Und Sie haben keine Ahnung, wo er jetzt ist?«
So wie der Präsident das sagte, hörte es sich ganz furchtbar an.
»Es wird landesweit nach ihm gefahndet. Außerdem überprüfen wir die Verbindungsdaten seines Mobiltelefons, um herauszufinden, wo er hin ist. Wir hoffen, dass...«
»Sie hoffen? Sind Sie eigentlich noch ganz bei Trost? Sie hoffen?«
Beamon spürte, wie Schweiß an seinen Waden herunterlief. Normalerweise würde es ihm nur ein müdes Lächeln
entlocken, vom Präsidenten der Vereinigten Staaten angebrüllt zu werden. Doch dieses Mal hatte er den Anschiss verdient. Er hatte es vermasselt, und das auch noch auf ganzer Linie. Zurzeit hatte er so viel um die Ohren, dass er einiges nicht im Auge behalten hatte. Außerdem wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, dass man einen unerfahrenen Beamten im ersten Dienstjahr zur Überwachung Neals abstellen und dieser auch noch versäumen würde, seinen Wagen aufzutanken. Wie hatte er nur sein Credo vergessen können? Was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.
22
Der Verkehr in Tucson war nicht sehr dicht, was angesichts der vielen Radfahrer, die zwischen den Autos hin und her sausten, keine Überraschung war. Einige von ihnen wirkten etwas unsicher im Sattel. Zuerst dachte Beamon, die Hitze wäre an ihrem erratischen Fahrstil schuld. Vermutlich lag es aber eher daran, dass die meisten seit ihrer Kindheit nicht mehr auf einem Fahrrad gesessen hatten. In den Radionachrichten hatte es eine Meldung gegeben, nach der praktisch jedes Fahrradgeschäft in den Vereinigten Staaten ausverkauft war und gebrauchte Räder über ihrem Neupreis verkauft
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