Global Warning
wurden.
Er lehnte sich auf der Rückbank des Wagens zurück und sah durch die Fenster nach draußen. Am Rand des Highways stand ein Anhalter. Der gepflegt wirkende junge Mann hielt ein bedrucktes Schild in der Hand, auf dem stand, dass er fünf Dollar für eine Mitfahrgelegenheit zur Universität bot.
Am Abend vorher hatte sich Beamon die letzte Rede des Präsidenten angesehen und dabei festgestellt, dass sich der Tenor seit der letzten Strategiesitzung, an der er teilgenommen hatte, doch etwas verändert hatte. Die Daten, die über die Kontaminierung der Bohrlöcher hereinkamen,
stimmten weiterhin mit Erin Neals Prognosen überein und zwangen die Regierung, eine härtere Haltung als zunächst geplant einzunehmen.
Kernpunkt der Rede war, dass die Welt sich auf einen drastischen und höchstwahrscheinlich auch dauerhaften Rückgang der Ölverfügbarkeit einstellen musste. Der Präsident schlug einen optimistischen Ton an und sprach von der Anpassungsfähigkeit des amerikanischen Volkes, Technologien, die kurz vor der Serienreife stünden, und wie wichtig es sei, dass jetzt alle zusammenhielten. Aber die Aussage war klar - es würde sich einiges ändern, und es gab nichts, was man dagegen tun konnte.
Die Regierung war gerade dabei, ein Programm zur Rationierung von Benzin einzurichten, obwohl niemand sicher war, wie es funktionieren sollte. Darüber hinaus wurde ein revolutionäres, innovatives Energiesparprogramm eingeführt, während gleichzeitig die Umweltschutzrichtlinien für die Energiegewinnung erheblich gelockert wurden. Was das anging, hatte es von den Umweltschützern bis jetzt noch nicht viele Reaktionen gegeben. Einige waren immer noch in Haft, trotz Beamons Bemühungen, ihre Freilassung durchzusetzen, und die breite Öffentlichkeit war nicht bereit, auf Heizungswärme und Transportmittel zu verzichten, nur weil ein paar wild lebende Tiere vielleicht ein schmutziges Fell davon bekamen.
Der Präsident war natürlich nicht ganz ehrlich gewesen. Er hatte von einem fünfzehnprozentigen Rückgang gesprochen, nicht von einem fünfunddreißigprozentigen, der wahrscheinlicher war. Aber obwohl er alles herunterspielte, war der Dow Jones um über siebenhundert Punkte in den Keller gerauscht. Und ultrakonservative
Regierungsmitglieder fragten sich laut, warum das Militär nicht losgeschickt wurde, um die Ölversorgung aus den Ländern sicherzustellen, die sich bereits in der Vergangenheit als »unzuverlässig« erwiesen hatten.
Beamon legte sich quer über die breite Rückbank und schloss die Augen. Er dachte an die guten alten Zeiten, in denen er wochenlang von kaum mehr als Adrenalin und Koffein gelebt und es genossen hatte. Wie er es hasste, alt zu werden.
»Mr Beamon? Sir?«
Beamon zuckte zusammen und richtete sich auf. Sein Fahrer, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte, beugte sich durch die offene Tür. »Wir sind da.«
Erin Neals Haus sah noch genauso aus wie beim ersten Mal, bis auf die konservativ gewandeten und übermäßig schwitzenden Männer und Frauen, die überall auf dem Grundstück herumwuselten.
»Drinnen ist es kühler«, sagte der Fahrer. »Das Haus erzeugt so viel Energie, dass die Klimaanlage jede Stunde für ein paar Minuten anspringt.«
Beamon runzelte die Stirn und sah sich das Gewächshaus, das Solarfeld und die Windmühle an. Wenn es hier einen kleinen Fluss gegeben hätte, mit dem eine Wasserkraftanlage möglich gewesen wäre, hätte Neal so viel Energie erzeugen können, dass er das auf einer riesigen Neonreklame hätte bekannt geben können.
Ein Umweltschützer mit einem Doktortitel in Biologie, der sich selbst versorgen konnte, und nach dem Tod der Frau, die er liebte, zum Einsiedler geworden war. Niemand hätte sich vorstellen können, dass Neal ihr Mann war.
Beamon hielt einer Frau, die einen Koffer der Spurensicherung ins Haus brachte, die Tür auf und ging hinter ihr hinein. Auf dem Sofa im Wohnzimmer lag Terry Hirst. Er fuhr sich gerade mit einem nassen Spüllappen über die Stirn.
»Terry!«
Er riss die Augen auf und schoss in die Höhe. »Großer Gott, Mark. Machen Sie das nicht noch mal. Sie haben mich zu Tode erschreckt.«
»Wie lange sind Sie schon hier?«
»Länger als Sie glauben. Nach dem, was ich gehört hatte, bekommt zurzeit niemand ein Privatflugzeug. Ich habe trotzdem angerufen, und nach zehn Minuten hatte ich eins. Irgendwo steht jetzt sicher die Geliebte eines Kongressabgeordneten auf der Rollbahn und fragt sich, wer ihr den Flieger geklaut
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