Global Warning
Osteuropa oder Südamerika oder Afrika. Irgendwohin. Wenn du Geld brauchst, ich habe so viel, dass du bis an dein Lebensende davon leben kannst.«
»Geld habe ich selbst.«
»Von Teague?«
»Erin, dafür haben wir jetzt keine Zeit.«
»Ich werde auf keinen Fall etwas tun, das dich nach Guantanamo bringt. Das würde niemandem nützen.«
»Dann willst du also gar nichts tun?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Und was ist mit Jonas? Er liegt verschnürt wie ein Weihnachtspäckchen in deinem Wohnzimmer.«
»Du verschwindest und gibst mir dein Wort darauf,
dass du nicht wieder auftauchen wirst. In zwei Tagen, wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist, werde ich den Mann anrufen, der die Ermittlungen leitet, und Jonas an ihn übergeben.«
»In zwei Tagen?«, sagte sie. »In zwei Tagen ist es zu spät.«
»Teague hat diese Sache schon seit Ewigkeiten geplant. Da spielen zwei Tage mehr oder weniger keine Rolle.«
»Erin, jetzt denk doch mal nach. Das kannst du doch so gut. Wie ist Jonas von Montana hierher gekommen?«
Trotzig verschränkte Erin die Arme vor der Brust. »Das weiß ich nicht.«
»Doch, du weißt es.«
»Er dürfte geflogen sein. Schließlich war er ja früher der Pilot von Teagues Flugzeug.«
Sie nickte. »Und daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Michaels Flugzeug auf einem Flugplatz hier in der Nähe steht. Vermutlich mit einem Flugplan, der das FBI direkt bis vor Michaels Tür führt.«
»Das FBI ist mir egal. Sie müssen sich nur ein paar Tage Zeit lassen, bis sie vor meiner Tür stehen.«
»Und wie lange wird es wohl dauern, bis Michael klar wird, dass er keinen Kontakt mehr zu Jonas aufnehmen kann? Er wird in dem Moment türmen, in dem er es merkt.«
21
Leise betrat Mark Beamon das Oval Office und blieb dann einen Moment stehen, um sich die Gesichter der Männer und Frauen anzusehen, die in einem Halbkreis um den Schreibtisch des Präsidenten saßen. Jack Reynolds war da, der Stabschef ebenfalls. Die anderen kannte er nur flüchtig. Was sagte Carrie immer? »Manchmal kann man diese reichen weißen Regierungsleute gar nicht mehr auseinanderhalten.«
Alle konzentrierten sich auf den Präsidenten, und daher beachtete auch niemand Beamon, als dieser sich auf einen Stuhl am linken Rand der Gruppe setzte. Es war immer noch nicht weit genug weg. Er hasste das Weiße Haus. Wenn ein Mann wie er dort war, bedeutete das quasi per Definition, dass etwas fürchterlich schiefgelaufen war.
»Dann könnte es also einen Zusammenhang zwischen den Attentaten und der Geschichte auf Al-Dschasira geben?«, sagte der Präsident gerade.
Der Mann, der rechts neben Beamon saß, antwortete ihm. »Die Saudis hatten ja schon früher Probleme, aber wir reden hier von drei überstürzt organisierten Sprengstoffattentaten an einem Tag. Wahrscheinlich sieht das der
schwelende Aufstand dort als gute Möglichkeit, die Monarchie zu stürzen.«
»Und wir müssen uns dann mit einer Horde Fanatiker rumschlagen, die Saudi-Arabien regieren«, sagte der Präsident. »Wie viel weiß Al-Dschasira?«
»Nicht viel. Seit gestern Abend wird darüber berichtet. Sie wissen, dass es in Ghawar eine bakterielle Kontamination und ein paar Stilllegungen gegeben hat. Es sind spekulative Vergleiche mit Alaska angestellt worden, und natürlich gibt es auch schon Panikmache darüber, welche Auswirkungen die Kontaminierung haben kann, aber ironischerweise sieht ihr ungünstigster Fall immer noch erheblich besser aus als unsere Prognosen. Amerikanische Sender dürften die Nachricht bis heute Nachmittag aufgreifen, und Al-Dschasira wird die Berichterstattung mit Sicherheit noch ausweiten. Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass die amerikanische Presse zwischen den Problemen in Saudi-Arabien und der Tatsache, dass man die zurzeit herrschende Benzinknappheit nicht mit den stillgelegten Bohrungen in Alaska erklären kann, einen Zusammenhang herstellen wird. Es ist das Puzzleteil, nach dem sie gesucht haben.«
Beamon sah auf die Uhr. In ein paar Stunden würde ihnen diese Sache um die Ohren fliegen, und er steckte in einer Sitzung zur politischen Strategie fest, die rein gar nichts mit ihm zu tun hatte.
»Die saudische Regierung hat uns um Hilfe gebeten«, fuhr der Mann fort.
»Was springt dabei für uns raus?«, fragte der Präsident. »Man hat mir gesagt, dass neunzig Prozent des saudischen Öls aus dem Ghawar-Feld kommt, und soweit das jemand
vorhersagen kann, wird dieses Feld innerhalb des nächsten Jahres versiegen. Welche
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