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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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kennen diese Selbsttäuschungen, Tom«, sagte Montfallcon. Er war von Natur aus ungeduldig, und in letzter Zeit begann er die Selbstbeherrschung zu verlieren, die er so lange gewahrt hatte. »Aber was ist mit Kasimir und Hassan?«
    »Es soll ein Duell zwischen den beiden stattfinden.«
    »Nein!« sagte Montfallcon in ungläubiger Erheiterung. »Das kann ich nicht glauben. Krieg zwischen Arabien und Polen, ja aber ein Duell …«
    »Ich habe es vom Emir von Babylon, der dem Kalifen nahe
steht.«
»Wo fechten sie es miteinander aus?«
»Auf einem Schiff. Einem türkischen Schiff mitten im Mit
telmeer.«
»Mit Degen?«
»Mit allen ritterlichen Turnierwaffen.«
»Beritten? Das kann nicht sein!«
»Wie ich höre, doch. Das Schiff ist groß, und das ganze Deck
wird für das Turnier freigemacht. Mit Lanze, Schwert, Streit
kolben und so weiter.«
»Bis zum Tode?«
»Oder einer ernsten Verwundung.«
»Aber Tod ist möglich, nicht wahr?«
»Freilich.«
    »Also droht Krieg zwischen Arabien, das wir beschützen, und Polen, das mit uns befreundet ist.« Montfallcon ließ sich seufzend in den Sessel zurückfallen und blickte seine beiden Freunde an. Er nagte an der Lippe.
    »Die Königin sollte sich für einen von ihnen entscheiden. Das würde sie hindern, ihr verrücktes Vorhaben auszuführen. Aber welchen sollte sie nehmen?« Montfallcon richtete sich wieder auf. »Kasimir, den unsere Bevölkerung nicht respektiert, oder Hassan, der uns womöglich den Erben schuldig bleiben würde, den wir brauchen. Welchen?«
    Tom Ffynne strich sich bedächtig mit dem Finger über die Nase. »Den Sarazenen. Es gibt viele, die den Thronerben für ihn zeugen werden.«
    Montfallcon starrte brütend vor sich hin. »Noch mehr von diesem Gerede, und wir bekommen es mit Hunderten von Leuten zu tun, die Anspruch auf die Vaterschaft an den neun Töchtern der Königin geltend machen. Ich hoffe, Tom, Ihr habt daran gedacht. Solche Ansprüche könnten die Krone in ernste Schwierigkeiten bringen.« »So schlimm ist es nicht«, erwiderte Tom Ffynne.
    »Nicht ganz. In dreizehn Jahren haben wir das Goldene Zeitalter geschaffen. Das ist keine lange Zeit. Aber viel weniger Zeit ist nötig, um eine Schreckensherrschaft über ein Land zu bringen. Gloriana sollte Hassan heiraten. Schließlich ist er ein Bürger Albions. Es gibt Präzedenzfälle. Rom und Griechenland.«
    »Er wird uns Schwierigkeiten einbrocken, von denen wir heute noch nichts ahnen«, sagte Lord Ingleborough. »Denn die Sarazenen warten nur auf unser Einverständnis, um die Tatarei mit Krieg zu überziehen. Die Königin weiß das. Es ist einer der Gründe, die sie daran hindern, eine Ehe mit Hassan ins Auge zu fassen. Sie fürchtet, daß sie damit zuviel Macht in die Hände eines neuen Hern legen würde.«
    »Wir werden ihn lenken müssen«, sagte Montfallcon.
    »Er wird eine Menge Sarazenen an den Hof bringen und alles daransetzen, um die Königin und uns zu lenken«, sagte Tom Ffynne. »Ich denke, mit Hassan als Prinzgemahl würden wir schlecht daran sein.«
    »Es könnte herausgestellt werden, daß er Prinzgemahl ist, und nicht König.«
    »Gewiß, das läßt sich machen, in Worten und in Verträgen«, erwiderte Lord Ingleborough. »Aber in der wirklichen Praxis? Er ist von dem Ehrgeiz erfüllt, Albions Macht gegen das Tatarenreich einzusetzen. Alle wissen das. Und wenn durchsickert, daß eine Eheschließung bevorsteht, können wir getrost sein, daß die Tataren Arabien angreifen werden, bevor sie selbst angegriffen werden. Es ist besser, Perian, allein hinter der Königin zu stehen. Oder einen Gemahl im Lande zu suchen und den Zweikampf damit überflüssig zu machen. Albion hat
    schlimmere Bedrohungen gesehen.«
    »Ein Krieg würde alles zerstören, was wir erreicht haben«, sagte Lord Montfallcon. Er seufzte. »Wie konnte dies geschehen? Innerhalb weniger Monate ist es dahin gekommen, daß wir von innen wie von außen bedroht werden! Ich hielt alles in einem vollkommenen Gleichgewicht. Wie konnte ich die Kontrolle verlieren?«
    »Durch Lady Marys Ermordung«, sagte Lord Ingleborough,
»und durch Zwietracht hier unter uns.«
»Durch einen Mord? Ausgeschlossen!«
    »Vielleicht erfuhr Kasimir von Eurem ausgeklügelten Entführungsunternehmen, Perian«, sagte Tom Ffynne. »In dem Fall würde mich nichts mehr wundern.«
    »Selbst wenn es einen Zuträger gegeben haben sollte, Kasimir müßte sich Gewißheit verschaffen. Bestätigung. Und es gibt keine glaubwürdigen Zeugen mehr. Der Hauptentführer

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