Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
ist tot.«
    »Ihr habt ihn töten lassen?« fragte Lord Ingleborough.
»Nicht ich. Arabien.«
»Warum?«
Montfallcon zuckte die Achseln. »Er übernahm sich in einer
Spionageangelegenheit.«
»In Eurem Auftrag?«
»Für Albion.«
    »Da habt Ihr es!« sagte Lord Ingleborough. Sein Gesicht hatte sich mit Schweißperlen bedeckt. »Das, wovor ich immer gewarnt habe, ist eingetreten. Gebraucht man die alten Methoden, so lassen die alten Resultate nicht lange auf sich warten.« Montfallcon schüttelte den Kopf. »Das hat mit Lady Marys Ermordung und der Geschichte mit den Perrotts nichts zu schaffen. Denn wir dürfen sie nicht vergessen. Falls sie Arabien angreifen …«
    »Im Lande würden sie damit Beliebtheit gewinnen«, sagte Tom Ffynne.
    »Wir werden ihnen keine Unterstützung leihen können«, sagte der Großadmiral. »Arabien hat uns keinen Anlaß gegeben, der so etwas rechtfertigen könnte.«
    »Und wenn wir die Perrotts an ihrem Vorhaben hindern«, fuhr Tom Ffynne fort, »werden wir die Hälfte des Adels und das gemeine Volk gegen uns haben. Es könnte leicht zu einem Aufstand kommen. Vielleicht nicht zu einem großen, aber wer weiß? Eines führt zum anderen.«
    Der vom Schmerz geprägte Ausdruck in Ingleboroughs Antlitz spiegelte sich in Montfallcons Zügen, der seinen großen Traum mehr und mehr dahinschwinden sah. Er stand auf. »Es muß eine Möglichkeit geben, alles das zu retten, was wir errungen haben, all das Gute, das wir geschaffen!«
    »Nicht mit den alten Methoden.« Lord Ingleborough zog Patch zu sich, als wollte er den Jungen vor Montfallcons Zorn schützen. »In Herns Diensten nahmen wir schlechte Gewohnheiten an, wenn wir auch gegen ihn arbeiteten. Mein lieber Perian, Ihr könnt Euch nicht ändern. Ihr fahrt fort, die Instrumente der Heimlichkeit und der Gewalt zu gebrauchen – in abgewandelter Form, vielleicht, aber Ihr wendet sie noch immer an. Ihr intrigiert im konventionellen Stil …«
    »Um unsere Königin und Albion zu schützen!« Montfallcon hob die Stimme nicht, legte jedoch eine gepreßte Intensität in ihren Tonfall, der sie um so furchtbarer machte. »Um die Unschuld des Mädchens zu schützen, dessen Leben wir drei so lange vor der Grausamkeit und der Willkür des Vaters bewahrten! Ich bin mit Leib und Seele in diesen Dienst eingegangen genauso wie Ihr. Ich weigere mich, Eure Folgerung zu akzeptieren, Lisuarte, daß meine Handlungen in irgendeiner Weise fehlgeleitet gewesen seien.«
    »Aber unmoralisch«, sagte Ingleborough durch zusammengepreßte Zähne.
    »Meine Moral liegt darin, daß ich Albion und alles, was es uns bedeutet, beschützt habe. Die Welt ist nicht vollkommen. Ich mußte gewisse Methoden anwenden … Aber niemals haben sie die Königin berührt. Kein Makel bleibt an ihr.« »Blutvergießen für Albion ist Blutvergießen im Namen der Königin.« Ingleborough seufzte und ließ das Kinn auf die Brust sinken.
    »So taugt es nicht«, sagte Tom Ffynne vermittelnd. »Wenn wir drei in Streit geraten, dann ist wahrhaftig verloren, was wir erreicht haben.«
    »Ich habe nie gehandelt«, fuhr Lord Montfallcon fort, »wenn die Königin – und daher das Reich – nicht in dieser oder jener Weise bedroht war. Viele der Toten waren liebenswert genug, denke ich, aber töricht, weil sie die Königin zu ihren Torheiten verlockten – häufig indirekt, ohne daß die Königin es bemerkte. Wir konnten nicht zulassen, daß das Reich in Mißkredit geriet.«
    »Ich fürchte Euer nächstes Eingeständnis«, ächzte Ingleborough. »Daß Ihr die Gräfin habt töten lassen. Und die anderen.«
    »Der Einfluß der Gräfin auf die Königin war niemals gut. Ihr Rat ließ jede Rücksicht auf die Pflicht und den Vorrang der Staatsgeschäfte vermissen. Und die Königin ist Albion, und Albion ist Pflicht.«
    »Freunde!« rief Tom Ffynne. »Nichts mehr davon, ich bitte Euch. Ihr treibt einander auf die entgegengesetzten Enden einer morschen Planke. Wenn sie bricht, werdet ihr beide fallen. Laßt uns in der Mitte bleiben. Denkt daran, daß es unsere Aufgabe ist, das Gleichgewicht zu erhalten. Darin sind wir immer einer Meinung gewesen. Und Ihr, Lisuarte, leidet unter starken Schmerzen. Ihr müßt Euch zurückziehen und der Ruhe pflegen. Ich werde mit Perian sprechen. Er behauptet mehr als wahr ist, wie ein Mann, der von seiner eigenen Poesie trunken wird und kein Ende findet.«
    Montfallcon lehnte sich zurück und bedeckte die Augen mit einer Hand. Patch lief hinaus, um die Lakaien herbeizuholen. Tom

Weitere Kostenlose Bücher