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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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suchen.«
    »Eine schwierige Kunst. Es müssen ihr Gefahren innewohnen, die von anderen Künstlern nicht gefunden werden.« »Gewiß, Sir. Mein Leben und meine Freiheit sind in beständiger Gefahr.« Quire wurde ernst. »Unaufhörlich, Milord. Wenn Ihr morgen früh Lord Montfallcon zuliebe die Königin besucht, werdet Ihr meine Pläne und möglicherweise meine Freiheit in Gefahr bringen.«
    Lord Ingleborough lächelte. Er hatte seine Schmerzen fast vergessen. »So hat Montfallcon Euch unterrichtet. Und Ihr seid hier, um ein gutes Wort für Euch einzulegen.« »Nein, Milord.«
    »Dann, um mich hinreichend zu bezaubern, daß ich mein gegebenes Wort fahrenlasse.«
    »Ich meinte, Milord, daß Lord Montfallcon mir nichts direkt gesagt hat und daß ich nicht hier bin, um zu bitten. Ich belauschte Euer Gespräch. Wie Lord Montfallcon richtig vermutete, bin ich mit den geheimen Örtlichkeiten des Palastes vertraut.«
    »Ihr habt uns belauscht, wie? Nun, in den alten Tagen habe
ich das gleiche getan. Habt Ihr die Gräfin von Scaith getötet?«
»Nein.«
»Ich dachte mir, daß Ihr es nicht wart.«
»Glaubt Ihr, Lord Montfallcon habe sie erschlagen?« fragte
Quire in neutralem Ton.
»Nun, er war nie ihr Freund …«
    »Das Gerücht behauptet, sie sei außer Landes geflohen.«
    »Dafür gibt es keinen Beweis. Tatsächlich deutet mehr darauf hin, daß sie tot ist. Aber wir sind vom Thema abgekommen, Kapitän Quire.« Lord Ingleboroughs Kräfte begannen ihn wieder zu verlassen. Das Dämmerlicht vertiefte sich. »Nun, ich will Euch nicht verschweigen, was ich beabsichtige. Es ist meine Pflicht, mein Montfallcon gegebenes Versprechen zu ehren und die Königin über die Gefahr zu informieren, die ihr von Euch droht. Ihr habt mir bekannt, daß Ihr ein Totschläger, ein Spion und Schlimmeres seid. Ich bewundere Eure Aufrichtigkeit, wie ich alle Aufrichtigkeit bewundere – aufrichtige Grausamkeit, aufrichtige Gier, aufrichtiges Verbrechen. Wie viele von uns ziehe ich sie der heuchlerischen Art vor. Und auch das werde ich der Königin sagen.«
    »Sie weiß bereits, was ich bin«, sagte Quire mit zornig ge
preßter Stimme.
»Ihr habt der Königin alles gesagt?«
    »Sie erkennt mich als den Künstler, der ich bin. Sie würde es vorziehen, von mir getäuscht zu werden als von Euch, von Lord Montfallcon oder dem Großkalifen von Arabien.« »Ich verstehe Euch. Aber ich muß Eure Verbrechen – wie Montfallcon sie sieht – morgen früh zur Sprache bringen. Ich bin nicht der Meinung, daß Ihr der Königin persönliches Leid zufügen wollt. Nicht jetzt. Aber ich denke, Ihr könntet, über längere Zeiträume gesehen, dem Reich großen Schaden zufügen und die Königin korrumpieren. Ihr seid sehr viel klüger, als Lord Montfallcon mir zu verstehen gab.«
    Kapitän Quire verneigte sich. »Wäret Ihr mein Gönner gewesen, so wäre es zwischen uns nicht zu dieser Situation gekommen.«
    »Welches sind Eure Pläne, Kapitän Quire? Was sucht Ihr hier zu erreichen?«
    »Meine Sinne zu erweitern und zu bestimmen«, sagte Kapitän Quire. »Auf alle derartigen Fragen gebe ich dieselbe Antwort.«
    »Aber Ihr müßt Pläne haben. Steht Ihr loyal zu Albion?«
    »Jeder kann das behaupten. Was ist Loyalität? Ein Glaube, daß, was einer für den anderen tut, das Beste sei, was er tun kann? Nun, ich interpretiere nicht. Man hat mir gesagt, daß, was ich tue, zu Albions Bestem sei.« »Also dient Ihr einem Herrn. Wer ist es?«
    »Ich diene keinem Herrn, Milord. Ich habe einen Gönner.«
    Ingleborough keuchte, als der Schmerz ihn wieder überfiel. Sein Besucher trat an den Getränketisch und füllte den Zinnbecher mit Brandy, um ihn dem alten Mann an die zuckenden Lippen zu setzen.
    »Seid bedankt, Kapitän Quire. Wer ist dieser Gönner?«
    »Es ist nicht meine Gewohnheit, solche Namen zu offenba
ren.«
»Ihr sprecht freimütig über Montfallcon.«
    »Ich tat es niemals, als ich in seinen Diensten stand, Milord.« »Welche Aufgabe hat dieser Gönner Euch zugedacht?«
    »Die gleiche, sagt er mir, wie Lord Montfallcon: Albion zu
retten.«
»Aber er ist mit Montfallcon entzweit?«
»In mancher Beziehung.«
    »Perrott? Ist Perrott am Leben und beschäftigt Euch?«
    Quire schüttelte den Kopf. Es wurde kühl. Er verlagerte sein Gewicht. »Also werdet Ihr mit der Königin sprechen?« »Freilich, Kapitän.«
    Kapitän Quire schlug seinen Umhang zurück und stellte einen
    Dolch in lederner Scheide zur Schau.
    Lord Ingleborough blickte ihn durch das Dämmerlicht an und

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