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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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daß sie damit nur einem Angriff Arabiens zuvorkommen. Für Montfallcon sind die Perrotts ein zentraler Bestandteil aller weiteren Pläne, und er möchte mich mit einem von ihnen verheiraten.« »Vielleicht solltet Ihr es tun?« sagte Quire.
    Sie blickte alarmiert zu ihm auf. »Wir würden getrennt sein!« »Aber unser Glück kann hier nicht in Betracht gezogen werden.«
    »Es wäre einfältig, wenn ich mich selbst opferte. Du hast mir das selbst gesagt. Du sagtest, daß ich weder meine Seele noch meinen Körper dem Reich opfern sollte, lediglich meine Zeit und mein Gehirn!« Sie bog den Hals zur Seite, um wie ein kleines, verängstigtes Kind in seine düsteren Züge aufzublikken.
    »Das ist freilich wahr«, beruhigte er sie. »Ich denke ohnedies, daß Montfallcon sich irrt. Wer sagt, daß die Perrotts in ihrer zornigen Auflehnung einer ehelichen Verbindung zustimmen würden? Sie suchen Vergeltung. Schließlich bezweifele ich, ob eine Eheschließung jetzt noch den Krieg verhindern könnte. Es sei denn, es wäre eine Eheschließung mit Hassan selbst.« »Ich könnte diesen Menschen nicht heiraten.«
    »Eine Ehe mit ihm würde uns zumindest die Freiheit lassen,
    Liebende zu bleiben«, sagte Quire mit stillem Lächeln. »Ich könnte mir denken, daß er uns sogar ermutigen würde, wenn wir Diskretion wahrten.«
    Sie legte einen Zeigefinger an seine Lippen. Er küßte ihn. Sie streichelte seine kräftige Kinnlade. »Kein Zynismus. Außerdem würde Hassan zuviel verlangen. Ich weiß, daß es viele Adlige gibt, welche die Verbindung begünstigen, denn er gilt als willensstark und männlich. Mein Meister.«
    Quire nickte. »Solltet Ihr jemals genötigt sein, ein Opfer zu bringen – und ich sage, wie Ihr wißt, daß Ihr es nicht tun solltet –, dann solltet Ihr die Eheschließung mit Hassan erwägen. Es würde die einzige vernünftige Entscheidung sein.«
    Sie zog ihn zu sich herab. »Sei still, ich werde nachher noch genug von diesem Gerede hören. Ich liebe dich, Quire.« Seine Stimme enthielt einen Unterton, den er nie zuvor darin vernommen, als er sich gegen ihre Leidenschaft stützte und sagte: »Ich liebe Euch auch.«

    Sie war Gloriana Regina in all ihrer Pracht, das Zepter in der Hand, zwei steif gestärkte, gazeartige Kragen wie Elfenflügel hinter ihrem Rücken, mit einer massiven, gestärkten Halskrause, Mieder und Reifrock, darüber Brokat und bestickte Seide in verschiedenen Farben, großen Perlen und Diamanten, die ihre Gestalt wie Tränen bedeckten. Er nahm seinen Hut ab und küßte ihr die Hand. Sie war von der Sitzung des Staatsrates zurückgekehrt. Er nahm ihr das Zepter aus der Hand und reichte es einem Lakaien, daß er es in die Vitrine zurücklege, wo auch der Reichsapfel ruhte. Er brachte ihr ein Glas Wein, das sie austrank, den lächelnden Blick auf diesen liebenswürdigen Zwerg.
    »Ihr seid blaß«, sagte er. Er trat hinter sie, um ihr Mieder zu lösen, kaum imstande, über den ausladenden Rahmen des Reifrockes hinwegzureichen. Er fummelte mit den Schnüren, bis sie lachte und ihre Damen hereinrief.
    »Es war mehr an der Sitzung, als ich vorausgesehen hatte«, sagte sie zu ihm.
    Er ließ sich auf einen Stuhl nieder, während sie ihres Hofstaates entledigt wurde. Die Damen lächelten ihm immer wieder zu. Er war ein Erfolg, weil er die Königin so fraulich machte, was alles war, was sie sich wünschten. »Bricht ein Krieg aus?« fragte er. »Noch nicht. Montfallcon sprach viel von dir.« »Er fährt fort, mich anzuklagen?«
    »Er glaubt, er werde Beweise finden. Wußtest du, daß dieser Palast auf weit älteren Gebäuden und Fundamenten errichtet wurde? Natürlich, ich erzählte dir von meinem Abenteuer mit Una. Das mir so viele Alpträume beschert hat. Welche du, mein Lieber, mit all meinen anderen Ängsten gebannt hast.« »Richtig, ich erinnere mich. Sie ließ den Eingang zumauern.« »Nun, Montfallcon meint, es gebe weitere Zugänge – im alten Ostflügel, wo meines Vaters Thronsaal ist. Ich sagte dir, was mir passiert ist …«
    Er hob die Hand, um ihre Abschweifung zu unterbrechen. »Was hat es mit diesen Zugängen auf sich?«
    »Er behauptet, du habest dort monatelang gelebt, bevor du beim Turnier das erste Mal erschienst. Er sagte, du seiest der Mörder aller jener, die starben oder verschwanden. Er hat in Lord Kansas – der ein guter und tapferer Mann ist – einen Verbündeten gefunden, und gemeinsam wollen sie eine Expedition veranstalten, um Zeugen aufzutreiben, die gegen dich aussagen

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