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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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so familiär für die Königin, Halunke! Nicht zu mir! Ihr habt sie verdorben. Dieses abscheuliche Serail …« »Es war immer da, Milord, ich habe es nicht erfunden. Im Gegenteil, seit ich sie kenne, ist sie kaum noch hineingegangen.« »Es ist das Symbol ihres privaten Wohllebens und ihrer Genußsucht, das Symbol dessen, was sie geworden ist. Ausgerechnet diesen Erbteil Herns läßt sie blühen und gedeihen.« »Was geht mich das Serail an, Milord? Macht Eure Vorwürfe der Königin selbst!«
    »Und Ihr! Oh, Ihr, Quire, seid der leibhaftige Hern. Ich kenne seine Logik, habe lange Jahre meine Erfahrungen damit gemacht. Nun hören wir sie in verfeinerter Form aus dem weichen Munde seiner Tochter. Ihr seid ein Werkzeug des Bösen, Quire.«
    »Ich versichere Euch, Milord, daß mir kein symbolischer Wert eigen ist – ich arbeite für mich allein.«
    »Ihr werdet schmählich zugrunde gehen!« fauchte Montfallcon mit einem Sprühregen von Speichel. »Ich werde dafür Sorge tragen. All die Verderbtheit soll zugrunde gehen! Lord Kansas wünschte die Königin zu ehelichen. Wußtet Ihr das? Er machte ihr den Hof und hätte sie für sich gewonnen, wäret Ihr nicht wie ein Dämon aus der Unterwelt erschienen! Ich wollte einen Perrott zum Prinzgemahl machen, aber, bei Xiombarg, ich hätte mich mit Kansas zufriedengegeben. Und nun ist er tot. Von Euch getötet!«
    »Von mir?« Quire zeigte komisches Erstaunen. »Ihr zwei unternahmt diese Expedition aus freien Stücken, ignoriertet den Wunsch der Königin, alle Vernunft, alle Warnungen. Wie kann ich ihn getötet haben?«
    Dann ging ein Schatten über Quires Gesicht, und er runzelte die Stirn, als er bemerkte, daß das Gesicht des Wachsoldaten rechts von Montfallcon ein bekanntes Gesicht war. Er überlegte, dann kam die Erinnerung zurück: Es war das Gesicht des überlebenden Wachsoldaten, den böse Geister in der vergangenen Neujahrsnacht auf die Felder von White Hall hinausgelockt hatten, daß er mit seinen Kameraden zum Zeugen würde, wie Quire Ibrahim den Sarazenen getötet hatte. Der Mann war zu erstaunt, zu erschrocken, um zu sprechen, denn er hatte das blutige Treffen im Labyrinth der Gänge noch nicht verwunden, aber es war deutlich, daß auch er Quire erkannte.
    Quire wandte sich ab. »Ich werde der Königin Meldung davon machen. Sicherlich werdet Ihr den Wunsch haben, eine weitere Expedition hineinzuschicken, nicht wahr, Milord? Und, wenn es sein muß, auch eine dritte?«
    »Wir werden ein Mittel finden, um dieses Ungeziefer auszurotten«, gelobte Montfallcon, »und Euch der strafenden Gerechtigkeit zuzuführen, Kapitän Quire.«
    Quire erkannte, daß der Wachsoldat sich Montfallcon bald offenbaren mußte und daß die strafende Gerechtigkeit näher sein mochte, als der graue Lord ahnte. Er instruierte einen Mann der Leibwache, die schlechte Nachricht zur Königin zu bringen. »Sag Er ihr, daß Lord Kansas in einem Kampf dort drinnen getötet wurde. Sag Er ihr weiter, daß es am besten sein würde, wenn die Zugänge vermauert würden, falls Lord Montfallcons Gesindel sich erkühnen sollte, in den Palast einzudringen.« Er blieb stehen, wo er war, und kehrte Montfallcon und seinen Begleitern den Rücken zu, während er fieberhaft überlegte. Montfallcon griff blindwütig an seine Seite und riß das Schwert, mit dem er sich gegürtet hatte, halb aus der Scheide, um es nach kurzer Besinnung wieder hineinzustoßen. Er hatte geschworen, sich allen weiteren Blutvergießens zu enthalten, und überdies wußte er, daß, wenn er Quire auf der Stelle tötete, die Königin ihn dem Henker übergeben würde. Er war bereit, sein Leben für Albion zu geben, wollte aber nicht sterben, bis er gewiß wäre, daß das Staatsschiff auf dem rechten Kurs segelte.
    Ohne ein weiteres Wort marschierte Quire aus der Halle, schickte die Leibwächter zurück zu ihren Quartieren und erstieg die Treppe, die ihn zu Dr. Dees Wohnung führen würde. Er mußt den Alchimisten um eine weitere Gefälligkeit bitten. Er brauchte Gift. Und dann mußte Alys Finch den Soldaten der Stadtwache ködern und das Gift trinken machen. Was diesen Teil betraf, so sah Quire keine Schwierigkeiten, denn Alys war geschickt und zuverlässig; sie hatte Sir Christopher auf die gleiche Art und Weise mühelos ermordet. Dee war das einzige Problem, aber es gab eine wirksame Drohung, wenn Quire auch bedauerte, wenn sie nun offen ausgesprochen werden mußte. Bisher war es ihm stets gelungen, seine Argumente so geschickt vorzubringen,

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