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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Leibwächter hineingehen und nach ihnen suchen?«
    »O nein! Warum diejenigen suchen, die nur nach Möglichkeiten Ausschau halten, dich anzuklagen? Lord Montfallcon verbringt mehr Zeit als notwendig in jenen Mauergängen, weil er nicht zugeben will, daß es dort keine Beweise gegen dich gibt.« »Nichtsdestoweniger …« sagte Quire und klappte das Buch zu, »möchte es zweckmäßig sein, mit einigen Männern der Leibwache in den alten Thronsaal zu gehen und dort auf sie zu
    warten.«
    »Du bist zu nachsichtig«, erwiderte Gloriana. »Warum solltest du um sie besorgt sein?«
    »Vielleicht wünsche ich, daß meine Unschuldsprobe ein Ende finde«, sagte er.
    Sie legte den Stickrahmen aus der Hand. »Vergib mir. Jetzt verstehe ich. Gut, du kannst einige Männer der Leibwache mit dir nehmen, wenn du es wünschst, aber geh nicht in die Gänge hinein, ich bitte dich.«
    »Ihr laßt mich gewähren.« Er erhob sich und küßte sie. »Danke.« Er ging hinaus in den großen Audienzsaal, diesen herrlich ausgeschmückten, hohen Raum, der jetzt menschenleer war, und blickte umher, bis er einen Mann der Leibwache bei der äußeren Tür stehen sah. Er winkte ihn zu sich. »Bring Er sechs Männer und komme Er in Geschäften der Königin mit mir.«

    Sie hatten Anweisung, ihm zu gehorchen. Der Leibgardist eilte fort, um seine Kameraden zu holen. Quire war sich bewußt, daß er sein Glück strapazierte, indem er sich diesen Luxus leistete, doch fühlte er, daß, wenn Montfallcon wirklich irgendein kleines Beweisstück entdeckte, es besser wäre, wenn es ihm nicht in Gegenwart der Königin unter die Nase gehalten würde.
    Bald sah Quire sich von Herns düsteren Gewölben umgeben. Er blickte zu den Kreuzrippen auf und erinnerte sich mit einem gewissen Vergnügen der Taten, die er hier vollbracht. Von hier hatte er Alys und Phil zu ihren ersten Verführungen ausgesandt; hierher waren Cornfield, Ransley und Wallis gekommen, um ihren erhitzten Leidenschaften nachzugehen. Er hatte Gespräche belauscht. Er hatte den kleinen Patch entführt. Und nun kehrte er an diesen Ort zurück, befehligte die Leibwache der Königin und suchte den Eingang in das verborgene Labyrinth der Gänge und Gewölbe, den er selbst mehr als einmal benutzt und den Tallow ihm gezeigt hatte. Er bedauerte Tal lows Tod, obgleich er ihm zustatten gekommen war, und noch mehr bedauerte er die Flucht des auf den Tod verwundeten Mannes, sein Davonkriechen, um Hilfe zu finden.
    Bei der Vorstellung, wie Montfallcon sich seiner Haut gegen die Armee der Ausgestoßenen und Vagabunden erwehren mußte, lächelte er bei sich. Er selbst, Quire, hatte das versprengte Gesindel der Nahrungssammler in eine Truppe verwandelt, welche die Unterwelt der Gänge beherrschte und alle anderen Bewohner terrorisierte. Sie hatte Tallow zur Strecke gebracht und getötet, weil er ihr nicht hatte beitreten wollen. Quire seufzte. Es war der einfachste Teil seines Planes gewesen. Er verspürte etwas wie Heimweh nach jenen bequemen frühen Tagen.
    Endlich wurden oben Geräusche hörbar, Fackelschein zuckte über die Gewölbe, und er trat instinktiv in den Schatten zurück, um zu sehen, wie ein fluchender Montfallcon aus der schmalen Öffnung auf die Galerie hinausplatzte. Ihm folgten zwei Männer der Stadtwache. Montfallcon lehnte schnaufend an der Balustrade, ohne im Thronsaal unten jemand zu sehen. Beide Wachsoldaten waren leicht verletzt. Offenbar hatte es einen Kampf und eine Verfolgung gegeben.
    »Wo ist Lord Kansas, Sir?« fragte Quire, ohne die Stimme zu erheben oder seinen Standort zu verändern. Er wußte, daß die weitläufigen Gewölbe des Saales seine Stimme verstärkten. Montfallcon wandte sich um und beugte sich über die Balustrade zu ihm herab. »Schurke! Kansas ist tot, und ein halbes Dutzend Soldaten mit ihm. Ein bewaffneter Pöbelhaufen ist dort drinnen. Euer Pöbel, wie?«
    »Ihr fahrt fort, mir bei weitem zuviel Macht zuzuschreiben, Sir«, erwiderte Quire lächelnd. »Was wollt Ihr tun? Einen rivalisierenden Mob hineinschicken?«
    »Schon möglich.« Gestützt von den Wachsoldaten, bewegte Montfallcon sich die Galerie entlang und stieg ungesehene Stufen herab, bis er vor seinem katzenhaften Feind stand und ihn mit kaltem Haß anstarrte. »Ihr habt ihnen das Denken beigebracht, wie, Quire? Diesen Ratten.«
    »Euer Gedankengang ist zu subtil, als daß ich ihm folgen könnte. Wird die Königin weitere Aktivitäten in den Wänden erlauben? Ich denke, sie würde eher …«
    »Sprecht nicht

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