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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wenngleich er sich für einen ausgemachten Schurken hält und noch stolz darauf ist.« Alle konnten sehen, daß Quire die Königin liebte, als ob er vor ihr niemals eine Frau geliebt hätte. Unterdessen riet Oubacha Khan seinem Herrn, daß die Tatarei bald Anspruch auf Gebiete erheben könne, die sie als ihr rechtmäßiges Eigentum betrachtete; Prinz Sharyar schickte optimistische Berichte nach Arabien; Graf Korzeniowski bat seinen neuen König, die kriegslüsternen Streitkräfte zurückzuhalten, doch ohne viel Erfolg; und die Perrotts, von denen die meisten in Kent ansässig waren, gewannen fast stündlich neue Verbündete. Quire war stolz auf seine Leistung. Es blieb nur noch ein wichtiger Schachzug. »Sie war verliebt«, erzählte er dem sarazenischen Gesandten, »und nun vertieft die Verliebtheit sich langsam zu Liebe. Dann werde ich mich zurückziehen, und sie wird fallen – in die Arme Eures Herrn.«
    Die Königin, so sie von anderen als Quire Rat einholte, erfragte Vorzeichen und astrologische Vorbedeutungen von einem Dr. Dee, der immer wunderlicher wurde, Quires Meinung aber mit zunehmender Gewißheit unterstützte. Sir Tancred warf sich von den Zinnen des Turmes, in welchem er eingekerkert war, und es schien, als ob die Ritterlichkeit in Albion an diesem Morgen mit ihm gestorben wäre und aus seinem Leichnam die üppigeren, dunkleren, krankhaften Blüten einer nach innen gewandten Erotomanie wüchsen, die, wie es häufig der Fall ist, sich in dem Aufputz der Romanze gefiel. Alys Finch, die sich Sir Amadis Cornfield und Lord Gorius Ransley je zweimal hingegeben und dann im richtigen Augenblick wieder eine Art von Sittsamkeit angenommen hatte, war es mit dieser Taktik gelungen, die beiden dergestalt um den Verstand zu bringen, daß sie nach ihr lechzten wie Hunde, die sich nicht länger mit Knochen zufriedengeben, sondern sabbernd nach dem Fleisch gieren. Beide hatten das Stadium erreicht, wo sie bereit waren, ihr alles zu versprechen, um sie wieder zu besitzen, während sie das Mädchen dafür, was es ihnen antat, ausschalten, anklagten und haßten. Phil Starling teilte diese Lust an Intrige und Verrat, den Trost der Einfallslosen, und entschlüpfte Meister Wallis, wann immer er konnte, in die Betten von einem Dutzend geringeren Höflingen oder in das Serail der Königin, wo er ein Schatzhaus der Genüsse für sich entdeckte. Lord Rhoone kehrte von seinem Landaufenthalt zurück und fand den Hof dermaßen verändert, daß er völlig verwirrt war. Als es ihm am Tag seiner Rückkehr nicht gelungen war, von der Königin empfangen zu werden – wenn sie ihm auch eine freundliche Willkommensbotschaft zugehen ließ –, vertraute er sich Tom Ffynne an. »Soll dieser Quire König sein? Was wird aus Albion?« Tom Ffynne war der Meinung, daß Quire einen ausgezeichneten Prinzgemahl abgeben würde – ein Realist war Quire, weitgereist und nicht unerfahren in den Dingen der Welt und überdies nicht von der Generation, der Montfallcon angehörte und die eine Rückkehr zu den Verhältnissen unter König Hern so gründlich fürchtete, daß sie tatsächlich imstande war, den Terror zuwege zu bringen, indem sie zuviel darüber brütete. Oubacha Khan fand die kleine schwarzweiße Katze, die inzwischen vollständig ausgeheilt war, und zog bei Elizabeth Moffett Erkundigungen ein. Er fand einen unerwarteten Verbündeten in Sir Orlando Hawes, worauf Alys Finch auf den Oberschatzmeister angesetzt wurde. Es gelang ihr, Hawes’ Bettgenossin zu werden, doch mußte sie, wie sie Quire erzählte, ihm mehr geben, als sie den anderen gegeben hatte. Quire war überzeugt, daß der Aufwand sich lohnen werde. Oubacha Khan besuchte die Mitglieder seines Gefolges, allesamt Krieger, die außerhalb der Palasttore ihr Lager aufgeschlagen hatten. Quire hörte davon und war belustigt. Tinkler berichtete, daß Montfallcon ihn in die Wände geschickt habe, um dort mit dem Gesindel zu verhandeln (Montfallcon wußte nicht, daß Tinkler eben dieses Gesindel befehligt hatte, als es Lord Kansas und die anderen getötet hatte, denn Quire hatte ihn damals zum Kommandeur gemacht). Quire instruierte Tinkler, daß er fortfahre, Montfallcon zu gehorchen und ihm zu dienen, bis er, Quire, diese Anweisung widerriefe. Montfallcon führte ein geheimes Gespräch mit Graf Korzeniowski und verriet ihm Quires (aber nicht seine eigene) Rolle bei der Entführung des Königs. Er hoffte, daß Korzeniowski es dann der Königin erzählen werde. Statt dessen verließ

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