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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Reiches?«
    Davon wollte sie nichts hören. »Quire! Ich werde nicht zulassen, daß du beunruhigt bist. Sollte es in dieser Art seinen Fortgang nehmen, wird Montfallcon entlassen. Ich werde dich nach und nach zum Baron erheben und an seinen Platz stellen.« »Arioch behüte!« Er gab sich mit Bedacht altmodisch und gebrauchte Wendungen, die Erinnerungen an ihren Vater in seinen freundlicheren Stimmungen weckten, denn er wußte, daß dies ihren Wunsch verstärkte, ihm gefällig zu sein. »Solche Verantwortung ist nichts für Quire.«
    »Ich weiß, es ist nicht deine Art, nach hohen Ämtern zu stre
ben. Das habe ich Montfallcon wieder und immer wieder ge
sagt.«
»Er glaubt Euch nicht?«
    »Er wird verdrießlich, wenn ich damit komme. Er kann nicht behaupten, daß es anders sei.«
    Quire liebkoste sie weiter, aber er war ruhig geworden. Besorgt blickte sie zu ihm auf. »Du bist verletzt von diesen Anklagen. Ich hätte nichts davon erwähnen sollen.«
    Er seufzte. Er ließ die Hand auf die Armlehne des Sessels fallen. Sie stand auf. »Ach, bin ich grausam! Darin hat Montfallcon recht – er warnte mich oft davor, als ich ein Kind war. Ich habe viel von meinem Vater in mir. Ich sollte es besser beherrschen!«
    »Nein, nein«, sagte Quire kopfschüttelnd. »Aber ich gebe zu, daß ich davon beunruhigt bin. In aller Unschuld suchte ich Euch bei den Turnierfestlichkeiten zu gefallen. Ich sehe ein, daß es ein albernes Vorhaben war. Während ich bei Meister Tolcharde zu Gast war und er mir die Vorrichtung zeigte, die Karosse, die er für Euch angefertigt hatte, kam mir in einer romantischen Stimmung der Gedanke zu der Eskapade. Dann aber geschah dies: Liebe. Und nun sehe ich, daß auch viel Haß entstanden ist. Ich bin …«, sagte er, den Kopf zur Seite wendend, »es nicht gewohnt, so gehaßt zu sein.«
    »Meine Liebe wird all diesen Haß besiegen«, versprach sie. »Meine Liebe ist stark. Niemand hat jemanden so geliebt, wie ich dich liebe, mein Liebling Quire!« Sie zog ihn in ihre Arme. »Das alles wird bald Vergangenheit sein«, versprach sie ihm. Er machte sich behutsam los und küßte ihre Hände. »Ich werde ein wenig Spazierengehen«, sagte er. »In den Gärten.« Schüchtern fragte sie: »Soll ich mit dir gehen? Die frische Luft würde mir guttun.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muß mich sammeln. Bald werde ich zu Euch zurückkehren, und Ihr werdet sehen, daß ich wieder glücklich und heiter sein werde. Und diese gute Stimmung möchte ich mit Euch teilen.«
    Sie ließ ihn widerwillig gehen, wußte aber, daß sie jeder Eifersucht widerstehen mußte, wenn sie ihr Glück erhalten wollte. Sie wurde ernst. »Gut. Aber komm bald zurück zu mir.« Ein beschwichtigendes Lächeln, ein aufmunternder Kuß, und Quire öffnete die Tür und ging hinaus, nickte lächelnd den freundlichen Hofdamen zu, schritt die Treppe hinunter, vorbei an stillen, unbeleuchteten Räumen, und trat auf die Terrasse hinaus. Eine Weile blieb er dort und hielt Umschau, dann eilte er rasch die Freitreppe hinunter, verschwand zwischen den Ziersträuchern des Gartenparterres und schlüpfte in das Heckenlabyrinth, wo er die gewohnte Verabredung mit seinen wichtigsten Schachfiguren hatte, seinen zwei persönlich ausgebildeten und mittlerweile geübten Verrätern.

    DAS NEUNUNDZWANZIGSTE KAPITEL

    Lord Montfallcons Expedition kehrt mit Nachricht von weiterem Tod
aus den Wänden zurück und präsentiert Kapitän Quire eine
kleine Überraschung

    »Wir haben noch von Lord Montfallcon zu hören.« Die Königin sagte es mit beiläufiger Belustigung, als sie mit Stickmuster und Nadel auf der Couch neben Quire saß, der ein griechisches Buch von Dr. Dee ausgeliehen hatte und darin las. Die Stimmung im Salon war an diesem Vormittag entspannt und heiter. Einige Damen leisteten der Königin Gesellschaft, Tom Ffynne war dagewesen und wieder gegangen, um zu melden, daß Lord Montfallcon und Lord Kansas am Abend zuvor mit Fackeln und Bewaffneten in die verborgene Welt der Gänge und des Untergrunds eingedrungen waren, nachdem sie in einer Galerie über dem alten Thronsaal eine Öffnung gefunden hatten. »Man sollte meinen, eine Suche würde nicht so viele Stunden in Anspruch nehmen«, pflichtete Quire ihr bei, ohne von seinem Buch aufzublicken.
    »Du kennst diese Gänge nicht. Es gibt viele, und sie sind kompliziert, ein wahres Labyrinth.«
    »Aha«, sagte Quire unbestimmt, als höre er nur halb hin. Dann sagte er: »Sollte ich vielleicht mit einigen Eurer

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