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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Bezeichnungen für Nationen und Kontinente manchmal andere. Die beschriebenen Gesellschaften und Kulturen erscheinen dagegen häufig fremdartig und barbarisch.« Er rollte die zweite Karte zusammen, trat zur Bank und kam mit einer dritten zurück. »Dies ist eine solche Sphäre, um ein Beispiel zu zeigen. Ähnlich der unsrigen, aber nicht vollständig gleich.« Patch nahm den linken, Dee den rechten Rand in beide Hände, um eine ziemlich detaillierte Weltkarte zur Schau zu stellen. »Wir sehen, daß die Namen ganz und gar nicht jenen gleichen, die uns geläufig sind, wenngleich einige Übereinstimmungen existieren. Ich ließ diese Karte nach den Angaben eines armen Wahnsinnigen anfertigen, der behauptete, er sei ein Kaiser über alle deutschen Staaten gewesen, ein gewisser Karl der Große, ausgestattet mit beträchtlichen magischen Kräften …«
    »Mit Absichten gegen Albion?« fragte Montfallcon.
    Diesmal wurde er ignoriert. Die Gräfin von Scaith betrachtete die Karte mit sichtlichem Interesse. Es war beinahe, als ob sie damit vertraut wäre. »Sie ist sehr gut«, sagte sie schließlich. »Ihr meint, phantasievoll, nicht wahr, Milady?« sagte Dee. »Wenn Ihr so wollt.«
    »Ich glaube, daß es sich hier um eine wahre Darstellung handelt. Es ist die einzige vollständige Karte, die ich im Beisein meines Informanten und unter seiner Anleitung anfertigen ließ. Der Zufall wollte es, daß dieser Informant eine bis zur Besessenheit gehende Leidenschaft für Landkarten hatte. Die Geographie anderer Sphären ist dagegen nur in vergleichsweise groben Zügen bekannt und bedarf noch der Ergänzung.« Er ließ Patch die Karten zusammenrollen und zur Bank tragen. »Wie auch immer, aus den Meldungen und Berichten, die mir zur Kenntnis gebracht wurden, kann ich eine Art Gesamtübersicht gewinnen, einen ungefähren Plan von den Positionen dieser Sphären und wie sie sich zu der unsrigen verhalten mögen. Nehmen wir einmal an, wir wären im Mittelpunkt eines Teiches. Unsere Aktivitäten erzeugen ringförmig sich ausbreitende kleine Wellen, die alle Teile dieses Teiches erreichen. Wir sind uns dieser Bewegung größtenteils kaum bewußt, es sei denn, wenn uns durch Zufall eine momentane Gegenströmung Hinweise zuträgt. Diese Hinweise wurden von unseren Vorfahren gefürchtet. Man machte Teufel, Engel, Gespenster, Elfen, Götter und ihre Werke für diese Strömungen unserer geordneten Welt verantwortlich. Ja, noch heute gibt es Menschen unter uns, die den edlen Komponisten und Musiker Lord Caudolon einen Dämonen heißen, weil er unversehens in unserer Sphäre erschien, von fremden Ländern und Dingen sprach und über alles, was er hier fand, verwundert schien, dennoch bald zur Ruhe kam und meinte, sich von unserem Zauber – oder einem Traum – erholt zu haben. Wie ich sagte, manche Sphären sind nicht unähnlich der unsrigen. Selbst ihre geschichtlichen Abläufe zeigen Ähnlichkeiten – es mag dort andere Königinnen geben, andere Hofastrologen und andere Lordkanzler, welche Schatten unserer eigenen Selbste vergleichbar sind, bisweilen abgeschwächt, bisweilen verzerrt.« Gloriana blickte sinnend in die Ferne. »Dr. Dee, meint Ihr, wir werden eines Tages zwischen diesen Sphären reisen?« »Ich arbeite unablässig an diesem Problem, Majestät, und hoffe eines Tages die Mittel bereitstellen zu können, die ein solches freizügiges Wandern von Sphäre zu Sphäre ermöglichen, wie ein Hecht unter der Oberfläche eines Teiches hin und her kreuzt.«
    »Zauberei!« knurrte Lord Montfallcon. »Immer führt Eure Mathematik dorthin. Ihr seht jetzt, Majestät, warum ich solche Studien abschaffen würde – obgleich ich dem fehlgeleiteten Gelehrten nicht die Schuld gebe.« Ein boshafter Seitenblick
    traf Dr. Dee, der ihn mit einem Achselzucken abtat.
    »Es ist unser Wunsch«, erwiderte die Königin, »daß an unserem Hof alle Künste und Wissenschaften eine Heimstatt finden.«
    »Dann, Majestät, gebt gut acht auf die Sicherheit Eures Reiches, daß Ihr es nicht von kriegführenden Dämonen, die durch Dr. Dees Experimente Eingang in unserer Sphäre gefunden haben, in Stücke zerrissen findet.« Lord Montfallcon sprach mit ernster Miene, doch ohne große Überzeugung.
    »Majestät«, entgegnete Dee mit einer Verbeugung, »die Wissenschaft des Kabbalismus …«
    Die Königin schob einen Fuß vor. »Findet Ihr diese Ablenkung passend, Dr. Dee?«
    Er verneigte sich abermals, die Hand aufs Herz gelegt. (Beim Blut des Zeus! Diese Unterröcke

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