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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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werden mich noch zum Eunuchen machen!) »Ich bitte um Vergebung, Majestät. Teufel ist der Name, den wir solchen Wesen geben, deren Ursprünge uns unbekannt sind. Die wenigen Reisenden, die ohne ihr Zutun einen Weg von einer Sphäre in eine andere gefunden haben, sind Männer und Frauen wie wir. Zuweilen halten sie sich für Reinkarnationen in der Vergangenheit oder Zukunft; zuweilen glauben sie in unserer Sphäre den Himmel, manchmal auch die Hölle gefunden zu haben. Sollten wir ihren Sphären unfreiwillig einen Besuch abstatten, so würden wir ohne Zweifel ähnlich von ihnen denken.« (Ich schwöre es diese Brüste sollen unter meinen Lippen erblühen.)
    »Seid bedacht auf Euer Seelenheil, Majestät«, sagte der Lordkanzler, aber seine Worte richteten sich tatsächlich an den Rivalen: eine Warnung. »Am Ende der dunklen Straße, die Dr. Dee uns hier weist, liegt die unausweichliche Fallgrube.« Dr. Dee war verwundert über diesen Hinweis auf abergläubische Neigungen des Lordkanzlers – als wäre Montfallcon sein berühmter, zeitlebens nach Hexen fahndender Großvater. Er entschied sich für Diplomatie: »Vielleicht, Majestät, ist das Universum nicht unsere Sorge. Diese unsere Welt und ihre Facetten, mit ihren lichten und ihren düsteren Aspekten, ist ohne die Spekulationen über die Natur rivalisierender Sphären kompliziert genug. Wenn Milord der Schatzkanzler zur Diskretion raten …«
    »Es ist meine Pflicht, das ganze Reich nach bestem Vermögen zu schützen, Dr. Dee, und das schließt Euch mit ein.« Montfallcon stand sinnend, mit düster umwölkter Stirn. »Ich achte Eure Aufrichtigkeit, Milord«, antwortete Dee verwundert. »Ihr scheint jedoch ungewöhnlich stark beunruhigt über etwas, was schließlich nicht mehr als eine Erörterung von Möglichkeiten ist.«
    Montfallcon schnaubte. »In meinem Geschäft hat man nur mit Möglichkeiten zu tun. Zu jeder Zeit gibt es viele zu erwägen.«
    »Ihr seid erregt, Milord, weil wir Euch von Euren Pflichten abhalten«, sagte Gloriana beschwichtigend, endlich beeindruckt von Montfallcons wachsender Unruhe. »Ihr mögt ihnen nachgehen.«
    »Ich bin Euer Majestät dankbar.« Eine Verneigung, ein rascher, mißbilligender Seitenblick zu Dr. Dee, und Montfallcon eilte davon.
    »Ich hatte nicht die Absicht …«, begann Dee mit gesenktem Kopf, den Bart flach gegen die Brust gedrückt.
    »Lord Montfallcon ist beunruhigt. Staatsangelegenheiten, wie Ihr wißt. Die Schuld liegt bei mir. Es entsprang nur einer Laune, daß ich ihn zum Bleiben aufforderte. Ihr werdet finanzielle Mittel für weitere Experimente benötigen, denke ich?« »Majestät, ich bin nicht gekommen, um …«
    »Ich auch nicht. Aber Ihr werdet Geld benötigen. Es wird der königlichen Privatschatulle entnommen werden müssen, denke ich, weil der Staatsrat der Unterstützung und Förderung solcher Vorhaben nicht zustimmen würde – warum sollte er auch? Ich werde mit Sir Amadis sprechen, und Ihr werdet ihm sagen,
    welches Eure Bedürfnisse sind.«
    »Ich danke Euch, Majestät.« (Bedürfnisse, Bedürfnisse! Ach, wenn sie wüßte!) »Könnte ich beispielsweise in den Irrenhäusern zwei Menschen finden, die unabhängig voneinander die gleichen Behauptungen über ihre Herkunft und dergleichen verbreiteten, so könnte ich sie untersuchen. Der Thane von Hermiston hat mir seine Hilfe angeboten.«
    »Aber alle halten ihn für einen nicht ernstzunehmenden Prahlhans!« sagte die Gräfin von Scaith. »Diese Behauptungen über abenteuerliche Reisen in die Bereiche von Elfen und Feen! Ist er nicht bestenfalls ein mittelmäßiger Dichter und ein schlechter Lügner?«
    »Ich denke nicht, Milady. Hat er nicht Gefangene mitgebracht? Und denkt an seine Trophäen.«
    »Wir haben sie hier am Hofe gehabt. Hirnlose Wilde. Verrückte. Nichts weiter.« Sie lächelte. »Sie sind schlechter Zeitvertreib. Er ist vulgär, der Thane, wenn er meint, seine Opfer würden die Königin erheitern.«
    Dr. Dee meinte mehr als bloßen Skeptizismus herauszuhören; es schien ihm beinahe, als wollte die Gräfin von Scaith ihn auf die Probe stellen.
    »Da war der Magier, der kam und ging«, sagte Dee vorsichtig, mit leiser Stimme. »Cagliostro war sein Name. Er tauchte wie von ungefähr auf und verschwand ebenso rasch. Er war ein Mann, der seine Reisen durch die Sphären steuern konnte. Ich hatte Umgang mit ihm. Ich lernte von ihm. Dann gab es die Frau, Montez …«
    »Sie war nicht bei Sinnen, Dr. Dee«, sagte Königin Gloriana. »Wir sprachen mit

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