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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besten Freundes meines Hennes oft genug ihr Leid geklagt hat, wenn sie von mir wieder einmal das Gegenteil gehört hatte. Sie werden sich fragen, warum unter solchen Umständen mein Hennes und ich keine Kinder bekommen haben. Das liegt oft an der Frau, nicht am Mann, wissen Sie. An der Gebärmutter. Damals jedenfalls. Nicht an der Pille, wie heute. Die wissen ja heute gar nicht, wie schön sie's haben.«
    Frau Krupinsky verstummte und schien sich in Erinnerungen zu versenken. Nachdem es eine Weile still geblieben war, räusperte sich Wilhelm.
    »Frau Krupinsky …«
    Sie schreckte auf.
    »Ach«, sagte sie, »da war eine da für Sie und wollte Sie sprechen, fällt mir ein. Das Paket liegt auf Ihrem Tisch.«
    »Welches Paket?«
    »Von der. Was drin ist, weiß ich nicht. Es ist verschnürt.«
    Marianne, dachte er. Marianne …
    Frau Krupinsky fragte: »Wann erwarten die Leute in Rußland, daß es die Pille auch bei ihnen geben wird?«
    »Schon lange.«
    »Was schon lange?«
    »Schon lange es geben die auch.«
    »Die Pille?«
    »Ja.«
    Frau Krupinsky blickte skeptisch.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum Sie nicht glauben das?«
    »Soweit sind die doch noch nicht.«
    Auf die Überzeugung, die aus diesen Worten sprach, stieß Wilhelm jeden Tag. Es hatte wenig Zweck, dagegen anzugehen. So zuckte er denn nur mit den Schultern. Er hatte die Wirtin etwas fragen wollen. Darauf kam er nun noch einmal zurück.
    »Frau Krupinsky, Sie mir leihen Ihren Anwalt?«
    »Was?«
    »Sie mir leihen Ihren Anwalt?«
    »Ich verstehe nicht. Meinen Sie einen Rechtsanwalt?«
    »Wenn sein das gleiche, Anwalt oder Rechtsanwalt, dann ja. Ich ihn brauchen für Polizei. Sie mir leihen ihn?«
    Frau Krupinsky brauchte ein bißchen Zeit, bis sie sich fähig zeigte, zu antworten: »Ich habe keinen.«
    Wilhelms Enttäuschung war nicht klein.
    »Sie nicht haben?«
    »Nein. Viele haben keinen. Wozu auch?«
    »Und ich denken, hier alle haben.«
    »Wieso denken Sie das?«
    »Weil Polizist sprechen von meine Anwalt.«
    Frau Krupinsky sah Wilhelm eine Weile fragend an, trank ein Gläschen, wiederholte ihren Blick, dann wollte sie Genaueres wissen. Darauf habe sie ein Recht, sagte sie. Und nachdem Wilhelm sich abgemüht hatte, ihr alles, was vorgefallen war, zu berichten, erklärte sie, ihre beiden Hände auf die Rechte Wilhelms legend: »Sehen Sie, deshalb habe ich bei meinem Hennes immer darauf geachtet, daß er schön zu Hause blieb. Bei mir konnte ihm so etwas nicht passieren. Nehmen Sie sich das in Zukunft zu Herzen. Man kann doch auch im eigenen Heim einen Schluck zu sich nehmen.«
    Wilhelm zog seine Hand an sich, stand auf und sagte, daß er nun nicht mehr länger stören wolle. Und als Frau Krupinsky erwiderte, er störe überhaupt nicht, sagte er: »Doch, doch, gute Nacht«, und verließ die Küche. Gewinnen konnte er dadurch jedoch gar nichts, denn die Zimmerwirtin folgte ihm innerhalb kurzer Zeit. Er hatte das Paket auf seinem Tisch noch gar nicht geöffnet, als es klopfte und Frau Krupinsky das Zimmer betrat, ohne die Aufforderung, hereinzukommen, abzuwarten. Sie brachte die Likörflasche, die beiden Gläser und eine Schere mit.
    »Sie haben ja keine Schere«, sagte sie, »für das Paket.«
    Als die Verschnürung durchschnitten war und der Inhalt sichtbar wurde, stieß Wilhelm hervor: »Das ich nicht nehmen!«
    Marianne hatte ihm hübsches Geschirr und Besteck für zwei Personen gebracht. Außerdem lag ein weißes Blatt Papier dabei, das zusammengefaltet war. Als Wilhelm es auseinanderfaltete, damit rechnend, ein paar an ihn gerichtete Zeilen Mariannes zu Gesicht zu bekommen, las er etwas ganz anderes, nämlich:
    ›Guter Mond, du gehst so stille
durch die Abendwolken hin.
Bist so ruhig, und ich fühle,
daß ich nicht verlassen bin …‹
    Das komplette berühmte Gedicht von Matthias Claudius. Marianne hatte es aus einem Buch, das ihr nur zur Einsichtnahme überlassen worden war, abgeschrieben.
    »Das ich nehmen«, sagte Wilhelm mehr zu sich selbst als zu Frau Krupinsky, die natürlich weder mit dem ›nicht nehmen‹ noch mit dem ›nehmen‹ etwas anzufangen wußte und auch gar nichts anfangen wollte. Sie verfolgte andere Interessen und hatte sich inzwischen schon auf die Couch gesetzt. Erst im nachhinein sagte sie: »Darf ich?«
    »Was?« fragte Wilhelm.
    »Mich hierher setzen.«
    »Sein das Ihre Couch.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Daran denke ich aber jetzt nicht, Wilhelm.«
    ›Wilhelm‹ hatte sie schon manchmal gesagt, seit er bei ihr

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