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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ächzen, das noch von den Hoden her moduliert wurde. Mit einem solchen Mike hatte Wilhelm leichtes Spiel. Er demolierte ihm in der Hälfte der Zeit, die er für Robert gebraucht hatte, noch einige Stellen der oberen Körperpartie und beförderte ihn dann auch an die frische Luft und kam zurück ins Lokal, um mit der Entfernung Teds den Schlußstrich zu ziehen.
    Aber Ted war nicht mehr da. Wilhelm starrte auf Teds leeren Stuhl, blickte sich suchend um, schaute auch unter den Tisch und fragte, als er Ted nirgends entdecken konnte, Marianne: »Wo?«
    »Auf dem Klo«, antwortete nicht Marianne, sondern der Kellner Heinrich, der wünschte, daß hier keiner dem Strafgericht, das er verdient hatte, entging.
    »Laß ihn«, sagte Marianne zu Wilhelm, und der blickte sie folgsam an, nickte und setzte sich.
    Als dann zwei andere Männer, deren Mut durch das Wirken Wilhelms Nahrung erhalten hatte, nach Ted sehen wollten, entdeckten sie auf der Toilette nur ein offenes Fenster, durch das der Schrecken eines ganzen Stadtviertels entwichen war.
    Darüber amüsierten sich die Leute im Gastzimmer. Und zuletzt trat auch noch die Funkstreife, die von Theodor alarmiert worden war, auf den Plan. Ihre Sirene in der Ferne brachte Mike und Robert draußen auf der Straße wieder auf die Beine. Sie verdrückten sich. Das liegt solchen Kerlen im Blut. Was mit Ted war, wußten sie nicht; es war ihnen in diesem Moment auch egal. »Scheiß auf ihn«, sagte Mike, als sie sich den Bürgersteig entlangschleppten. Robert jammerte über die Schmerzen in seinem Arm. Mike, welcher der Härtere war, fuhr ihm über den Mund:
    »Hör auf mit deinem blöden Arm. Den würde ich gern eintauschen.«
    »Gegen was?« fragte Robert.
    »Gegen meine Eier.«
    Die Funkstreifenbeamten waren, als ihr Sirenengejaule vor der ›Sonnenblume‹ erstarb und sie aus ihrem Wagen sprangen, auf harten Einsatz gefaßt. Deshalb wunderten sie sich über das Bild des Friedens, von dem sie im Lokal empfangen wurden. Keine Rauferei, kein Streit, kein Gebrüll, auch keine stummen Drohgebärden, kein verschüttetes Bier. Ebenso aber auch keinerlei Spuren, die darauf hingewiesen hätten, daß ein Kampf bereits stattgefunden hatte. Die paar Stühle, die umgeflogen waren, als Robert und Mike Prügel bezogen hatten, standen längst wieder an ihren Plätzen.
    Angeführt wurde der Funkstreifentrupp von einem Hauptwachtmeister, der es nicht leiden konnte, grundlos in der Gegend herumgescheucht zu werden. ›Wir sind keine Hampelmänner‹, pflegte er zu sagen.
    »Also«, fing er auch diesmal wieder verärgert an, »wer hat hier geglaubt, nicht ohne die liebe Polizei auskommen zu können? Wer hat angerufen?«
    »Ich natürlich«, bekannte Theodor Berger, der Wirt.
    »Und warum?«
    »Weil hier Mord und Totschlag drohte.«
    Der Hauptwachtmeister nickte.
    »Drohte«, sagte er, ließ das nachklingen, hob dann den Blick, sandte ihn durch das Lokal, schüttelte den Kopf und fragte: »Und wo sind die Toten?«
    Als Theodor mit der Antwort zögerte, fügte der Hauptwachtmeister hinzu: »Oder wenigstens die Verletzten?«
    Solche Vorstellungen gab der Hauptwachtmeister gern. Sie waren das einzige, was er an grundlosen Einsätzen schätzte.
    »Weiß man denn«, begann er eine kleine Ansprache an alle Anwesenden, »was eine einzige unnötige Funkstreifentour den Steuerzahler kostet? Oder weiß man, was damit uns Beamten zugemutet wird? Man weiß es offenbar nicht. Ach, sagt man, mit denen können wir das machen, das sind ja Hampelmänner. Aber«, sagte er mit erhobener Stimme, »wir sind das nicht! Wir –«
    Er wurde unterbrochen. Aus dem Hintergrund rief nämlich einer: »Die sind doch schon weg!«
    »Wer ist weg?« fragte irritiert der Hauptwachtmeister.
    »Die Verletzten«, antwortete die gleiche Stimme.
    Hauptwachtmeister Polansky achtete derselben nicht weiter, sondern sprach mit dem zuständigen Mann, dem Wirt.
    »Welche Verletzten?«
    »Haben Sie denn die nicht mehr gesehen?« antwortete Theodor mit einer Gegenfrage.
    »Wo?«
    »Vor dem Gebäude. Als ihr gekommen seid.«
    »Da war niemand.«
    »Dann sind sie stiftengegangen.« Theo wandte sich allen zu. »Ich sage ja schon immer, daß der Einsatz der Sirene zwei Seiten hat. Zum Teil ist er gut, zum Teil ist er schlecht.«
    Der Hauptwachtmeister sagte zu einem seiner Untergebenen: »Sieh mal nach.«
    Von Robert und Mike, die längst über alle Berge waren, erhaschte natürlich der Untergebene keinen Zipfel mehr, aber er entdeckte etwas anderes –

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