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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blut.
    »Blut?« reagierte der Hauptwachtmeister interessiert.
    Nachdem er sich die roten Flecken draußen an der Hausmauer hatte zeigen lassen, knöpfte er sich noch einmal den Wirt vor, zu dem er vorwurfsvoll sagte: »Hier wurde ja gekämpft!«
    Von jetzt an war Theodor bemüht, abzuwiegeln, eingedenk der Tatsache, daß eine Schlägerei – wie immer sie ausgesehen hatte – kein gutes Licht auf ein Lokal warf.
    »Ganz unwesentlich, Herr Hauptwachtmeister.«
    »Wie viele waren daran beteiligt?«
    »Nur wenige.«
    »Wie viele?«
    »Vier.«
    »Zwei gegen zwei also, schätze ich.«
    »Nein, einer gegen drei.«
    »Einer gegen drei?«
    »Ja.«
    Der Hauptwachtmeister war nicht umsonst Polizeibeamter. Er kombinierte.
    »Dann schätze ich«, sagte er, »daß das Blut da draußen von dem einen stammt.«
    »Nein.«
    »Nicht?« stieß der Hauptwachtmeister überrascht hervor.
    »Nein, das ist von den anderen; von denen, die weg sind.«
    Und schon war der Hauptwachtmeister wieder am Kombinieren. Er konnte es nicht lassen.
    »Von denen, die weg sind?« fragte er wachsam.
    »Ja.«
    »Sind das nicht alle?«
    »Nein, weg sind die drei Rocker. Das ging ganz schnell.«
    »Und der vierte, wo ist der? Etwa noch hier?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    So stieß Hauptwachtmeister Polansky auf Wilhelm Thürnagel. Die Begegnung hatte von niemandem erwartete schlimme Folgen.
    »Wie heißen Sie?« fragte Polansky.
    »Wilhelm Thürnagel.«
    »Sie hatten diese Auseinandersetzung hier?«
    »Ja.«
    »Einer gegen drei?«
    »Ja.«
    Der Hauptwachtmeister betrachtete Wilhelm eingehend.
    »Das Ganze kam daher«, mischte sich Marianne ein, »daß ich angegriffen wurde und Herrn Thürnagel zu Hilfe rief.«
    »Zu Hilfe?« fragte Polansky, ohne davon abzulassen, Wilhelm von oben bis unten zu mustern.
    »Ja«, sagte Marianne mit Nachdruck. »Das kann Ihnen das ganze Gastzimmer hier bestätigen.«
    Zustimmende Rufe wurden vernehmbar. Einer davon war urbayerisch und lautete: »Jawoi, dös Madl wär sonst glatt umbracht worn!« Weiß Gott, wie der Vater dieser Worte zu dieser Stunde in die Gelsenkirchener ›Sonnenblume‹ geraten war.
    Polansky fragte Wilhelm: »Haben Sie in der Zwischenzeit Ihre Kleidung gewechselt?«
    »Nein.«
    »Sie sind unverletzt?«
    »Ja.«
    »Auch innerlich?«
    »Ja.«
    »Woher kommt das?«
    »Was?« fragte Wilhelm verständnislos.
    »Daß Ihre Kleidung völlig unbeschädigt ist und auch sie selbst unverletzt sind, woher kommt das?«
    Wilhelms Antwort bestand darin, daß er die Achseln zuckte.
    »Junge«, rief einer, über dessen Zeche sich der Kellner Heinrich freuen konnte, dem Hauptwachtmeister fröhlich zu, »du hättest das erleben müssen, wie der die zur Brust genommen hat, dann wüßtest du, warum du ihn wie aus dem Ei gepellt vor dir siehst.«
    Irgend etwas arbeitete in Polansky – was, wußte er selbst noch nicht.
    »Sind Sie Boxer?« fragte er Wilhelm.
    »Nein.«
    »Ringer?«
    »Nein.«
    »Judo- oder Karatemann?«
    »Nein.«
    Jemand rief: »Was soll der Quatsch?«
    Polansky ließ sich nicht beirren, er fuhr fort: »Welchen Sport treiben Sie?«
    »Fußball.« Und zum erstenmal während des ganzen Verhörs – daß es ein solches war, daran konnte man schon nicht mehr zweifeln – setzte Wilhelm in seinem holprigen Deutsch einen ganzen Satz hinzu: »Aber nur, wenn ich haben Gelegenheit; früher; jetzt nicht mehr.«
    Damit hatte er sich selbst ans Messer geliefert.
    »Woher kommen Sie?« fragte Polansky.
    Wilhelm zögerte einen Augenblick.
    »Aus … aus Rußland.«
    »Sind Sie Russe?«
    »Nein, Deutscher.«
    Unruhe verbreitete sich im Lokal. Sympathien starben, Antipathien wurden wach. Marianne kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    Polansky setzte zum Fangschuß an.
    »Kann ich mal Ihren Ausweis sehen?«
    Endlich wurde es auch Wilhelm zuviel.
    »Warum?«
    »Weil Grund zu einer Kontrolle besteht.«
    »Bei mir?«
    »Ja.«
    »Wieso?« mischte sich Marianne ein.
    Polansky blickte nicht sie an, sondern Wilhelm, während er entgegnete: »Es liegt eine Anzeige vor.«
    »Wegen was?« fragte Marianne.
    »Wegen gefährlicher Körperverletzung«, sagte Hauptwachtmeister Polansky zu Wilhelm.
    »Hier?« rief Marianne. »So schnell kann das doch gar nicht gegangen sein!«
    »Nicht hier«, sagte Polansky zu Wilhelm. »Im Alhambra-Kino.«
    Und die letzte Frage, die der Hauptwachtmeister an Wilhelm richtete, lautete: »Sind Sie bereit, mitzukommen?«
    Wilhelm wurde auf dem Polizeirevier ein paar Stunden festgehalten, bis man ihn durch die ganze Mühle,

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