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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Moment alles gesagt, was sie sagen zu müssen glaubte – und Wilhelm konnte nichts sagen. Er war unfähig, den Empfindungen Ausdruck zu geben, die ihn erfüllten. Aber seine Augen, mit denen er Marianne anblickte, sprachen um so deutlicher. Ozeanen von Glück glichen sie.
    Die anderen Gäste merkten nicht, was sich in ihrer Nähe abspielte. Nur den Kellner Heinrich, der nicht vergaß, die Tochter seines Chefs im Auge zu behalten, beschlich eine gewisse Ahnung, als er sah, daß Marianne sich von ihrem Bekannten die Hand, die sie auf dem Tisch liegen hatte, streicheln ließ. Das geschah zwar sehr scheu und rasch und nur einmal, aber immerhin, Marianne ließ es zu. Das war bei ihr etwas völlig Neues. Geträumt hatten davon – und nicht nur davon – schon viele junge Gäste der ›Sonnenblume‹, aber gestattet war es noch keinem worden.
    »Wilhelm«, sagte Marianne endlich wieder, »du holst dann deine Sachen.«
    »Welche Sachen?« fragte er, aus seinem Traum der Seligkeit erwachend.
    »Die du in der Pension liegen hast.«
    Er blickte sie verständnislos an.
    »Was du meinen?«
    »Du ziehst hierher.«
    Ihm verschlug es die Sprache.
    »Zu … zu dir?«
    Sie mußte über sein Gesicht lachen, während sie antwortete: »Nee, nee, mein Lieber. – In unser Haus. Wir sind zwar kein Hotel, aber ein paar Zimmer haben wir auch. Eines davon kriegst du.«
    Wilhelm überlegte nur ganz kurz.
    »Nein.«
    Marianne zeigte sich davon nicht überrascht, sie schien damit sogar gerechnet zu haben; sie wäre eher erstaunt gewesen, wenn Wilhelm nicht widersprochen hätte.
    »Geht das schon wieder los«, sagte sie, die Augen verdrehend. »Warum willst du nicht?«
    »Weil ich nicht haben nötig das.«
    »Du kriegst doch das nicht geschenkt, verdammt noch mal!«
    Er gab ein bißchen nach.
    »Nicht geschenkt? Ich bezahlen?«
    »Ja, du Dussel. Du bist ein ganz normaler Gast. Mein Vater wird dich schon abkassieren, keine Sorge, ich kenne ihn diesbezüglich. Ich möchte nur nicht, daß du fünfundvierzig Mark pro Tag berappst, die Hälfte reicht auch, und zwar mit Frühstück. Verstanden? Und nebenher kannst du dir in aller Ruhe ein Zimmer suchen, du hast dann Zeit. Ich werde mich auch umsehen. Vielleicht wird mein Vater – wie gesagt, ich kenne ihn – sogar im voraus Bezahlung erwarten. Bist du dazu in der Lage?«
    »Selbstverständlich.«
    »So selbstverständlich scheint mir das nicht zu sein.« Das ist jetzt die Gelegenheit, dachte sie. »Verdienst du denn so gut?«
    »Ja. Mit Überstunden. Und ich sparen.«
    »Was machst du denn?«
    »Elektrisch.«
    »Was elektrisch?«
    »Ich sein Elektriker«, entgegnete er. »Bei Storm.«
    Elektro-Storm war auf ihrem Gebiet die größte Firma in Gelsenkirchen.
    Mariannes Freude zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Ein bißchen ärgerte sie sich aber auch, und sie fragte ihn deshalb: »Warum sagst du mir das eigentlich erst jetzt?«
    »Was?«
    »Deinen Beruf.«
    »Weil du mich danach fragen erst jetzt.«
    Marianne konnte sich eines Seufzers nicht erwehren.
    »Ja«, sagte sie, »das stimmt.«
    Und dann wollte Wilhelm noch etwas von ihr wissen.
    »Was sein das, Dussel?«
    »Dussel?« erschrak sie über sich selbst. »Damit wollte ich dich nicht beleidigen, Wilhelm.«
    »Beleidigen? Ich doch gar nicht wissen, was das sein.«
    »Dann will ich es dir sagen«, meinte Marianne lächelnd. »Das kann ein ganz blöder Mensch sein, der einen aufregt, den man auf den Mond schießen möchte; er kann aber auch etwas ganz, ganz Liebes sein, ein Geschöpf, weißt du, das man sehr gern mag, das man … wie soll ich sagen … es kommt auf die Art an, in der man zu einem ›Dussel‹ sagt, ›du Dussel‹ … lieb oder böse, verstehst du? Das ist das Entscheidende.«
    »Ich verstehen«, nickte Wilhelm.
    »Ja?«
    »Ich jetzt genau wissen, wer sein ein Dussel.«
    »Wer denn?«
    Wilhelm strahlte.
    »Du.«
    Solche Mißverständnisse zwischen Marianne und Wilhelm lagen im Schoß der Zukunft noch viele begraben.
    Der Kellner Heinrich kam an den Tisch, um in Erinnerung zu bringen, daß er jederzeit zur Verfügung stünde. Marianne ließ sich aus der Kaffeemaschine an der Theke eine Tasse Kaffee bringen.
    »Aber wenn ich die aus habe«, sagte sie zu Wilhelm, »dann machst du dich auf den Weg zu deiner Pension.« Vorher ließ sie sich jedoch von ihm noch Bericht erstatten über das, was das Wichtigste war – die polizeiliche Einvernahme.
    »Von wem stammt denn die Anzeige?« fragte sie.
    »Vom Verletzten.«
    »Dieses Schwein! Er

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