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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unwillkürlich einen Ehefähigkeitsnachweis erbracht.
    »Wollen Sie mich schon wieder beleidigen?«
    »Ich wollen das nie, Marianne«, beteuerte er, die Hand aufs Herz legend.
    »Sie tun es aber ununterbrochen – gestern mit dem, was Sie mir zugetraut haben, und heute mit dem Paket, das Sie mir vor die Füße werfen.«
    Wilhelm erschrak.
    »Ich Ihnen es doch nicht vor die Füße werfen, Marianne.«
    »Ich betrachte das aber so.«
    »Sie mich erpressen.«
    »Schon wieder eine Beleidigung!«
    »Bitte nein.«
    »Dann hören Sie endlich auf damit!«
    »Ja«, sagte Wilhelm seufzend.
    Nachdem so der Fall seine Erledigung gefunden hatte, lockerte Marianne den Grad ihrer Strenge, lächelte kurz und fragte: »Wo waren Sie denn heute die ganze Zeit?«
    »Heute?«
    »Ja. Frau Krupinsky wußte es nicht.«
    »Frau Krupinsky? Sie mit Ihnen sprechen?« Wilhelm brachte das nur mit Mühe hervor.
    »Ja. Heute vormittag. Ich wollte nach Ihnen sehen. Hat sie Ihnen das nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Sie war auch mir gegenüber kurzangebunden.«
    Wilhelm wurde es wieder leichter ums Herz.
    »Sie nicht viel mit Ihnen sprechen?«
    »Nur ein paar unfreundliche Worte. Praktisch hat sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Eine unhöfliche Person.«
    »Sehr unhöfliche.«
    »Und wo waren Sie?«
    »Ich müssen suchen Zimmer für mich.«
    »Waaas? Wieso denn? Sie haben doch eines?«
    »Nicht mehr. Unhöfliche Person mich haben kündigen. Fristlos. Gestern.«
    Marianne glaubte sofort den Grund zu wissen.
    »Dieses blöde Weib! Wegen der Polizei, nicht?«
    »Ja«, nickte Wilhelm.
    »Aber warum haben Sie ihr das gesagt?«
    »Sie mich fragen, woher ich kommen.«
    »Hätten Sie ihr doch irgend etwas anderes erzählt.«
    Wilhelm zuckte stumm mit den Achseln. Geschehen ist geschehen, hieß das, man kann's nicht mehr ändern.
    Auch Marianne hielt sich nicht mehr lange mit dem, was passiert war, auf, sondern dachte an das, was nun notwendig geworden war. Dabei sah sie, wie sich sofort zeigte, die Dinge ganz klar.
    »Sie haben natürlich so schnell nichts gefunden«, sagte sie.
    »Sonntag sein schwierige Tag für so etwas«, antwortete er. »Aber morgen schon wieder besser.«
    »Und bis morgen, wo bleiben Sie da?«
    »In Pension. Schon erledigt.«
    »Was kostet das?«
    »Fünfundvierzig Mark.«
    »Mit Frühstück?«
    »Ohne.«
    »Die sind ja verrückt.« Sie steckte den Daumen in den Mund und biß darauf herum. Das hatte sie als kleines Mädchen schon immer getan, wenn ein Entschluß in ihr reifte. »Haben Sie sich überlegt, daß das zwei, drei Wochen dauern kann, bis Sie wieder ein eigenes Zimmer finden?«
    Wilhelm erschrak sichtlich.
    »Das ich nicht glauben«, machte er sich selber Mut.
    »Doch, doch – oder sogar noch länger, fürchte ich«, schonte ihn Marianne nicht.
    »Warum Sie das fürchten?«
    Nun zögerte sie ein bißchen, ehe sie sagte: »Wilhelm, Sie … sehen Sie … ich meine, es ist doch so, daß Sie überall, wie Sie sich vorstellen, den Eindruck erwecken … den falschen Eindruck erwecken, daß Sie Ausländer sind.«
    Wilhelm schwieg.
    »Und Sie wissen ja, wie das hier ist«, fuhr Marianne fort.
    Mit düsterer Miene nickte Wilhelm. »Ja«, sagte er nur und verstummte wieder.
    »Aber ich weiß schon, was wir machen«, erklärte Marianne lächelnd.
    Er blickte durch sie hindurch. Mit seinen Gedanken schien er plötzlich weit weg zu sein, so daß ihn Marianne fragte: »Warum sagen Sie nichts?«
    Schleppend erwiderte er: »Ich überlegen, ob nicht wäre gewesen besser, wenn nicht weggehen aus Rußland.«
    »Nein«, stieß Marianne spontan hervor, »das wäre nicht besser gewesen.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    In tiefem Ernst sagte er: »Wenn ich abzählen alles, dann geben es vielleicht nur eine Grund, warum Bleiben in Rußland nicht besser.«
    »Welchen?«
    »Weil dort nicht begegnen ich Ihnen.«
    Die Sonne ging auf in Mariannes Gesicht.
    »Und ich nicht dir«, sagte sie.
    Das durchzuckte ihn. In höchster Spannung fragte er: »Haben ich richtig hören?«
    »Was?«
    »Daß Sie sagen ›dir‹?«
    »Habe ich das gesagt?« erwiderte Marianne scheinbar erstaunt.
    »Ja.«
    Sie seufzte.
    »Dann wird's wohl so gewesen sein.«
    »Aber Sie werden wollen das zurücknehmen«, fürchtete er.
    »Nein.«
    »Nicht?«
    Es gibt auch Geduldsfäden der Liebe, die reißen. So einer riß jetzt.
    »Nein, du Schafskopf«, sagte Marianne und setzte rasch hinzu: »Du lieber.«
    Es wurde still, und das war eigentlich ganz natürlich. Marianne hatte nämlich im

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