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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rocker in der ›Sonnenblume‹ Mores gelehrt hatte. Heinrich gehörte auch nicht zu den vielen, die von ihrer Sympathie für Wilhelm schlagartig Abstriche gemacht hatten, als dieser in den Ruch geraten war, kein Deutscher zu sein. Das plötzliche Verschwinden Wilhelms aus seinem Blickfeld war von Heinrich als bedauerlich empfunden worden. Kellner erleben so etwas allerdings laufend, es gehört zu ihrem Beruf.
    »Sie machen ja tolle Sachen, Herr Thürnagel«, begann er das Gespräch.
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Als Fußballer, meine ich. Man hat mir allerhand erzählt.«
    »Blödsinn!« sagte Wilhelm wegwerfend. »Ich kicke ein bißchen in einer Firmenmannschaft mit – nicht der Rede wert.«
    »Das kann sich ja mal ändern.«
    »Das könnte sich nur ändern, wenn ich durch eine Verletzung außer Gefecht gesetzt würde, wodurch dann Schluß wäre mit dem Quatsch. Der raubt mir nur Zeit.«
    »Sie büffeln viel«, sagte Heinrich. »Auch das hat man mir erzählt.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Der Wirt hier und Ihr Freund Stummel.«
    »Stummel? Den haben Sie auch schon kennengelernt?«
    »Er ist ein großer Fan von Ihnen.«
    »Er ist ein Idiot«, lachte Wilhelm. »Aber ein netter.«
    »Den Eindruck hatte ich auch«, nickte Heinrich und fragte: »Was büffeln Sie denn?«
    Sofort war festzustellen, daß Wilhelm darüber nicht gern sprechen wollte, denn er antwortete nur mit deutlichem Widerstreben: »Ach, ich möchte beruflich noch etwas weiterkommen. Vielleicht gelingt es mir.«
    Trotzdem fuhr Heinrich fort: »Davon bin ich überzeugt. Wenn ich nur höre, wie Sie in der Zwischenzeit Ihr Deutsch verbessert haben – fantastisch! Haben Sie etwas dagegen, daß ich das dem Fräulein Berger erzähle?«
    Wie vom Blitz getroffen saß Wilhelm da.
    »Wem?« stieß er hervor.
    »Fräulein Berger. Niemand anders wird sich dafür mehr interessieren als sie.«
    »Das … das glaube ich nicht«, antwortete Wilhelm mit rauher Stimme.
    »So, das glauben Sie nicht? Dann würde ich an Ihrer Stelle mal der Sache nachgehen, vielleicht glauben Sie's dann«, sagte Heinrich.
    Als Wilhelm zwar zu einer Antwort ansetzte, dann aber doch schwieg, fuhr der Kellner fort: »Ich sehe ja die ganze Zeit, was mit der los ist, seit ihr euch verkracht habt. Und ich sehe jetzt auch, was mit Ihnen los ist. Ich –«
    »Wir haben uns nicht verkracht«, unterbrach Wilhelm.
    »Was dann?«
    »Herr Berger …«, setzte Wilhelm wieder an, verstummte jedoch abermals, starrte vor sich hin und meinte dann: »Ist ja egal. Es war schon völlig richtig so.«
    Ging dem Kellner ein Licht auf? Anscheinend ja, denn er sagte mit nachdenklichem Blick: »Soso, der Herr Berger …«
    Er ließ das verklingen, zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Lungenzug, blies den Rauch aus und fuhr schließlich wieder fort: »Dann kann ich mir einiges denken.«
    Ein zweiter Lungenzug. Anschließend: »Sie müssen mir nichts mehr erzählen, Herr Thürnagel.«
    »Ich habe Ihnen doch gar nichts erzählt«, meinte Wilhelm.
    »Doch, doch.«
    Wilhelm erhob sich. In seinem Inneren war sozusagen eine Lawine an Gefühlen losgetreten worden, die ihn nur quälten. Solange er hier sitzenblieb und mit Heinrich sprach, konnte das nicht besser werden. Deshalb machte er Schluß.
    »Ich muß jetzt wieder rein zu den anderen«, sagte er. »War nett, Ihnen zu begegnen. Kommen Sie öfter hierher?«
    »Ich wohne in der Nähe.«
    »Vielleicht treffen wir uns wieder.« Hoffentlich nicht, dachte er aber und streckte die Hand aus. »Tschüß!«
    Sogar diesen neudeutschen Gruß hatte er also auch schon übernommen.
    »Tschüß!« sagte auch Heinrich, Wilhelms Hand ergreifend. »Soll ich niemanden grüßen?«
    Wilhelm überlegte nur einen winzigen Augenblick.
    »Nein!« sagte er hart und drehte ab.
    Kopfschüttelnd blickte ihm Heinrich nach. In diesem Kopfschütteln lag ein Widerspruch, der zwar nur stumm war, dem es jedoch keineswegs an Entschiedenheit mangelte.
    In der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 läutete das Telefon. Anwesend war Alfred Borm, der Geschäftsstellenleiter, 52 Jahre alt, kahlköpfig, gutem Essen und Trinken zugetan, nur durch eine Schalker Niederlage aus der Ruhe zu bringen. Anwesend war auch Walter Tyk, der Zeugwart des Vereins. Tyk war in die Geschäftsstelle gekommen, um darauf aufmerksam zu machen, daß in absehbarer Zeit wieder einmal ein größerer Posten Fußbälle bestellt werden müßte.
    »Ist gut«, sagte Borm. »Was heißt ›in absehbarer

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