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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichen Zeit aber, als seine große Karriere gerade beginnen wollte, die seinen Namen über die Grenzen Rußlands hinausgetragen hätte, war sie auch schon wieder zu Ende. Damals stellten nämlich seine deutschstämmigen Eltern ihren ersten Antrag auf Aussiedlung der Familie in die Bundesrepublik. Damit war alles wie abgeschnitten. In kommunistischen Staaten führt das bekanntlich dazu, daß man schlagartig ganz arm dasteht. Über Nacht ist der Job weg, oft sogar auch die Wohnung in der Stadt, und man fliegt, wenn man Sportler ist, selbstverständlich aus jedem nationalen Kader. Ich bin sicher, daß auch Sie das schon in der Zeitung gelesen haben.«
    »Ja«, gab Heinrich zu.
    Stummel hob sein Glas, um sich die Kehle, die vom langen Erzählen trocken geworden war, zu befeuchten. Kurz darauf kam einer aus dem Nebenzimmer, der aufs Klosett mußte. Er entdeckte Stummel.
    »Mensch, Stummel!« rief er. »Seit wann bist du auch hier? Wir haben dich schon vermißt. Sonst bist du doch immer der erste. Was stehst du hier draußen rum? Komm rein zu uns.«
    »Pit und ich hatten uns noch was zu erzählen, Udo«, antwortete Stummel, nahm sein Glas, nickte Heinrich zu und befolgte Udos Aufforderung. Als er das Nebenzimmer betrat, erhob sich in diesem verstärktes Geschrei. Das war der Begrüßungschor für Stummel.
    Pit Schmitz und Heinrich hatten ihm nachgeblickt. Nachdem er verschwunden war, sagte der Wirt: »Du glaubst das alles nicht so, wie?«
    »Nein«, gab Heinrich zu. »Etwa du?«
    »Ich schon.«
    »Wirklich?«
    »Ich sah ihn ja schon spielen – und du nicht! Der gehört wirklich in die Bundesliga!«
    »Sprich doch nicht immer gleich von der Bundesliga!«
    »Doch, das tue ich, mein Junge.« Pit beugte sich über die Theke und dämpfte die Stimme. »Ich werde dir sogar noch etwas sagen, aber das bleibt unter uns, hörst du. Es ist ein ungewöhnlicher Zustand, daß sich ein solcher Mann in lächerlichen Firmenspielen verplempert. Wenn man das in Gelsenkirchen noch nicht gemerkt hat, dann soll den Kölnern die Nase draufgestoßen werden. Verstehst du mich, was ich sagen will? Ich habe an den 1. FC Köln geschrieben und ihnen den Fall geschildert, damit sie mal einen Beobachter herschicken. Und weißt du, was darauf erfolgt ist?«
    »Nichts.«
    »Von wegen!« sagte Pit mit breitem Grinsen. »Es kommt einer her.«
    »Es kommt einer her?«
    »Er hat sich schon angesagt?«
    »Wann?«
    »Das liegt bei mir. Ich soll die telefonisch auf ein Spiel aufmerksam machen, das mir geeignet erscheint.« Pits Grinsen wurde noch breiter. »Die halten etwas von mir, mein Junge.«
    »Langsam tue ich das auch«, mußte Heinrich zugeben.
    »Siehst du.«
    Heinrich zeigte mit dem Daumen zur Nebentür.
    »Haben die eine Ahnung davon?«
    »Bist du verrückt?« stieß Pit hervor. »Die würden mich lynchen! Ausgerechnet ich, ihr Wirt! Verstehst du? Dieser Verräter! Und so weiter! Deshalb wiederhole ich, daß du mir ja zu keinem ein Wort sagst, in ganz Gelsenkirchen nicht! Ich vertraue dir.«
    »Das kannst du, Pit.«
    »Sonst hätte ich dich auch in das Ganze nicht eingeweiht.«
    »Sei ohne Sorge.«
    Heinrich stand gerade halb mit dem Rücken zur Nebenzimmertür, als diese aufging, weil wieder jemand auf die Toilette mußte.
    »Da ist er«, sagte Pit mit unterdrückter Stimme zu Heinrich.
    »Wer?«
    »Der, von dem wir die ganze Zeit geredet haben.«
    Heinrich drehte sich zur Seite.
    »Nein!« rief er völlig überrascht.
    Im gleichen Augenblick entdeckte ihn auch Wilhelm Thürnagel und war nicht weniger überrascht als er. Die Begrüßung der beiden fiel herzlich aus. Es gab aber noch einen dritten, dessen Überraschung vielleicht am größten war – Pit Schmitz.
    »Ihr kennt euch?« stieß er perplex hervor, als sich Heinrich und Thürnagel die Hände schüttelten. Und nachdem er erfahren hatte, woher die sich kannten, wußte er nicht, ob ihm das zu Bedenken Anlaß geben sollte oder nicht.
    Wilhelms ganzes Inneres war vom ersten Moment an, in dem er Heinrich sah, erfüllt von einem einzigen Namen – Marianne! Trotzdem hätte er von sich aus nie die Sprache auf sie gebracht. Das besorgte Heinrich. Als Kellner bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, Wilhelm geschickt an einen Tisch zu bugsieren, der von der Theke weit genug entfernt war, um die Garantie zu bieten, daß Pit Schmitz nicht mehr jedes Wort mithören konnte. Das sei nämlich nicht notwendig, fand Heinrich.
    Heinrich war schon ein Fan Wilhelms seit jener Stunde, in der Wilhelm die drei

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