Glücklich gestrandet
sagte Marcus streng. »Am besten bringt ihr alles wieder raus, natürlich erst, nachdem Ed und ich uns etwas von der Pizza genommen haben.«
»Sie könnten Carole das Tablett nach draußen bringen, um festzustellen, was sie gern essen würde, Tom«, meinte Jo. »Ich hole das Bier. Ihr hättet doch sicher gern eins, oder?«
»Hast du vielleicht auch etwas Alkoholfreies?«, fragte Marcus.
»Der Skipper sieht es nicht gern, wenn wir während der Arbeit trinken«, erklärte Ed, während er sich mit Begeisterung noch ein Stück Pizza nahm.
»Es gibt keinen Grund, warum ihr Frauen kein Bier trinken solltet«, widersprach Marcus. »Aber für die Crew ist es unprofessionell, während ihrer Wache zu trinken.«
»Keine Bange, Jo, Mädel, wir holen das nach, wenn wir sicher festgemacht haben«, verkündete Ed.
»Dann hole ich jetzt etwas Alkoholfreies – oder hättet ihr lieber Tee?«
»Für mich Tee«, bat Ed, »doch ich kann warten, bis die anderen auch etwas trinken.«
»Ich gehe nach unten und sammle die Becher ein«, erwiderte Jo und versuchte, nicht zu seufzen. Sie machte sich Sorgen, dass die gewaltige Schachtel mit Teebeuteln – normalerweise ein Jahresvorrat – vorzeitig verbraucht werden könnte. Auch die vielen Liter Milch würden vielleicht nicht reichen.
Jo spülte schätzungsweise zwanzig Becher aus und wünschte, sie hätte eine Teekanne gehabt, um Teebeutel zu sparen. Konnte eigentlich nicht Carole gelegentlich einmal das Teekochen übernehmen?, überlegte sie. Dora und Tom hatten sich emsig an dieser Arbeit beteiligt, aber Carole lag nur in ihrem Bikini auf Deck, machte sich die Haare, jammerte über das Essen und erwies sich als Luxus-Augenschmaus. Typisch Marcus, eine glamouröse Freundin zu haben; er war genau diese Art Mann, dachte sie ungehalten. Und dann war sie noch ärgerlicher auf sich selbst, weil ihr das etwas ausmachte.
Sie hatte die Becher soeben auf ein Tablett gestellt, als Dora nach unten gestürzt kam.
»O mein Gott! Die Flusspolizei hat sich gerade über Funk gemeldet – sie kommen an Bord!«
Tom folgte ihr, und er war erheblich ruhiger.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Jo.
»Nun«, erklärte Tom feierlich. »Ich denke, es bedeutet möglicherweise noch mehr Tee.«
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Kapitel 18
E ine Sekunde nach dieser ernsthaften Ankündigung warf Jo ein Geschirrtuch nach Tom, und er setzte den Kessel wieder auf.
»Was wird wirklich passieren?«, erkundigte sich Dora.
»Sie werden die Papiere überprüfen und auf dem Boot nach Sprengstoff suchen und weiß Gott nach was noch, und es wird alles in Ordnung sein. Nach dem, was ich über Funk mitangehört habe, kennen sie Marcus. Was wohl keine Überraschung ist. Ah, Kuchen.«
Jo reichte ihm kommentarlos die offene Dose, in der sich ein ziemlich krümeliger, aber mit Früchten gefüllter Kuchen befand, den sie zum Nachtisch hatte servieren wollen, wenn sie einmal nichts Aufregenderes zu Stande bringen konnte. »Glauben Sie, die anderen werden auch Kuchen wollen?«
Tom nickte mit vollem Mund. »Definitiv«, antwortete er schließlich krümelnderweise.
Dora folgte Jo mit dem Früchtekuchen, dem Zucker und den Kaffeelöffeln nach oben. Im Ruderhaus herrschte mehr Gedränge denn je; es war voller lachender Männer mit Funkgeräten, die mit Marcus muntere Beleidigungen austauschten. Nachdem sie Zeit gehabt hatte, sie im Geiste zu entwirren, wurde ihr bewusst, dass es in Wirklichkeit nur drei Männer waren.
»Tee?«, bot Jo an, und Dora fühlte sich auf gruselige Weise an ihre eigene Mutter erinnert, wenn diese ein Mitglied eines ihrer Ausschüsse bewirtete, das sie nicht gut kannte.
»Joanna«, sagte Marcus, und Dora fragte sich einmal mehr, warum um alles in der Welt er sie als Einziger so nannte. »Diese Burschen sind von der Flusspolizei. Sie müssen uns nur kurz überprüfen, weil wir an Westminster vorbeifahren.«
»Ich weiß nicht, warum Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen, um mit diesem alten Schurken irgendwohin zu fahren, Madam«, bemerkte einer der Polizisten.
»Glauben Sie mir, ich bin nicht freiwillig hier, aber nehmen Sie doch einen Becher Tee und etwas Kuchen.«
Dora wandte sich ab. Wenn sie Jos Blick auffing, würden sie beide zu kichern anfangen – Jo hatte sich soeben genau wie jemand aus dem Fernsehen angehört.
»Wow, seht euch das an«, meinte einer der jüngeren Polizisten, der die sonnenbadende Carole durchs Fenster beobachtete.
»Das ist Marcus’
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