Glücklich gestrandet
erkundigte: »Was ist denn in Jo gefahren?«
»Wahrscheinlich der Umstand, dass sie schon vor dem Morgengrauen aufgestanden ist und für Leute mit eigenartigen Essgewohnheiten sorgen musste«, antwortete Dora und ging nach unten in die Kombüse zu Jo.
»Diese lebende Barbiepuppe geht mir auf die Nerven«, bemerkte sie.
»Nimm einen guten Schluck, und du wirst dich besser fühlen«, riet Jo ihr lachend und fühlte sich selbst bereits besser. »Es ist der verdammte Marcus, der mir auf die Nerven geht.«
Als Jo zwei Stunden später wieder aufstand, stellte sie fest, dass Tom und Dora das Abendessen vorbereitet hatten. Eine Pfanne voll Karotten wartete, und es gab sogar Salat. »Geh auf Deck und genehmige dir einen Drink. Marcus und Ed sind ebenfalls dort oben.«
Jo verspürte keine besondere Lust dazu, sich zu Marcus zu setzen, vor allem da sie wusste, dass Carole ebenfalls dort sein würde. Doch andererseits wollte sie auch nicht mehr Zeit in der Kombüse verbringen als unbedingt nötig. Ihr Kochmarathon vor der Reise hatte für den Augenblick all ihre Begeisterung verschlungen.
Sie hatte nach ihrem Schläfchen schnell geduscht, legte jetzt Make-up auf und zog einen langen weißen Leinenrock an, der sie wahrscheinlich monströs dick machte, aber er war bequem und fühlte sich frisch an. Er war genau das Richtige, um auf Deck zu sitzen und Weißwein zu trinken, fand sie. Also ging sie nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel zu den anderen hinauf.
Jedwede Sorge, vielleicht mit Carole, für die sie sehr gemischte Gefühle hegte, Konversation machen zu müssen, wurde zerstreut, sobald sie sich zu der Gruppe gesellte. Marcus redete gerade über die Arbeit.
»Wir werden zwei Wachen brauchen, die sich alle vier Stunden ablösen. Für jede Wache zwei Mann. Wir sollten Vlissingen eigentlich noch bei Tageslicht erreichen, doch falls wir es aus irgendeinem Grund nicht schaffen, gilt dasselbe weiterhin. Also vier Stunden pro Wache, und jede Stunde wird der Rudergänger abgelöst.«
»Das brauche ich doch nicht zu tun, oder?«, wollte Carole wissen.
»Wir sind alle Schiffskameraden, Schätzchen«, erwiderte Ed gut gelaunt.
Jo, die gerade darum hatte bitten wollen, als offizielle Schiffsköchin von dieser Pflicht freigestellt zu werden, bewahrte Stillschweigen.
»Es hat keinen Sinn, wenn wir uns alle im Ruderhaus drängen«, meinte Marcus. »Tom scheint mir ein tüchtiger Bursche zu sein. Ich werde mit Tom Wache gehen. Sie, Ed, können wählen zwischen Dora, Joanna und Carole.«
»Das gefällt mir, Skipper. Ich nehme Dora. Jo hat schon genug damit zu tun, ihre Mahlzeiten aufzutischen, die für seefahrende Könige taugen würden.«
»Was ist mit mir?«, fragte Carole, die sich offensichtlich übergangen fühlte.
»Du kannst das tun, was du am besten kannst, Liebling, dekorativ aussehen«, antwortete Marcus mit einem Anflug von Sarkasmus, der Jo nicht entging.
Sie betrachtete Carole und fragte sich, warum sie Marcus keine Ohrfeige gab oder ihm zumindest einen wütenden Blick zuwarf. Aber Carole spreizte nur das Gefieder. Sie war offensichtlich genauso einfältig, wie sie aussah. »Soll ich dir noch ein Bier holen?«, erkundigte sie sich.
»Tu das, und ich denke, Ed hätte auch gern noch eins«, erwiderte Marcus.
Carole stand auf und reckte sich, wobei sie einen Bauch entblößte, auf dem man hätte Hemden bügeln können, wäre da nicht ihr Nabelpiercing gewesen. Sie ging zur Treppe hinüber und rief zu Tom und Dora hinunter: »Könnten wir hier oben bitte noch zwei Bier haben?«
»Hatten Sie nicht angeboten, die Drinks zu holen?«, fragte Jo so milde, wie sie konnte, obwohl sie sich ganz und gar nicht milde fühlte.
»Ich nehme an, sie brauchen ohnehin etwas frische Luft«, erwiderte Carole. »Mir würde es bestimmt so gehen, wenn ich kochen müsste.«
»Wir werden später einen Plan erstellen, wie wir uns beim Kochen abwechseln können«, erklärte Jo, »daher werden Sie es selbst herausfinden können.« Jo hatte nie zu Zickigkeit geneigt, aber sie konnte einfach nicht dagegen an. Carole hatte diese Wirkung auf sie.
Tom erschien mit zwei Dosen Bier und einer Flasche Wein an der Treppe. »Wollen wir hier oben essen, in der frischen Luft? Oder unten am Tisch? Es ist ziemlich heiß dort unten.«
»Was wäre dir am liebsten, Joanna?«, wollte Marcus wissen, und sie zuckte zusammen. Sie war zutiefst ärgerlich auf ihn gewesen und hatte ihn arrogant und herablassend gefunden, und jetzt zeigte er sich so
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