Glücklich gestrandet
breiter, während sie sich dem Mündungsbereich näherten, und die Landmarken, Lagerhäuser und Bürobauten wurden immer rarer, bis Tom ihnen schließlich mitteilte, dass sie sich Queenborough näherten. Obwohl es erst früher Nachmittag war, konnte Dora erkennen, dass Jo langsam ermattete, daher sagte sie:
»Sobald wir dort sind, musst du aufhören, dich um alle zu kümmern. Zieh dich zurück und mach ein Nickerchen. Wir werden morgen bestimmt wieder früh aufbrechen.«
»Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Ich fühle mich, als wäre ich tagelang auf den Beinen gewesen und als wären Wochen seit unserem Aufbruch verstrichen.«
»Ja! Komisch, nicht wahr? Was hast du denn fürs Abendessen geplant? Ich werde dir helfen.«
»Es gibt Moussaka, die ich bereits vorbereitet habe, mit Möhren, Erbsen und Reis. Carole kann das alles essen. Hast du sie heute ein wenig kennengelernt?«
»Eigentlich nicht. Sie ist anscheinend seit achtzehn Monaten mit Marcus zusammen. Aber eine ihrer Bemerkungen war eigenartig. Sie hat mehr oder weniger angedeutet, dass sie hier ist, um ein Auge auf ihn zu haben.«
»In welcher Hinsicht?«
»Damit er sich nicht mit anderen Frauen einlässt, womit nur wir gemeint sein können. Oder, schlimmer noch, er denkt, wir seien bedürftig und hinter ihm her. Sie sagt, das passiere sehr häufig.«
Jos Züge verhärteten sich. »Wir sind also bedürftig, ja?« Sie wusste, dass sie recht gehabt hatte, seine Entschuldigung an diesem Morgen nicht allzu ernst zu nehmen.
»Ich glaube nicht, dass sie speziell uns meinte. Sie denkt wohl eher, dass ledige Frauen im Allgemeinen bedürftig seien.«
»Ich finde, das macht es noch schlimmer! Es ist übel genug, wenn Männer Frauen über einen Kamm scheren und sich in herablassendem Ton über sie äußern, aber wenn Frauen – junge Frauen – das tun, ist es einfach unerträglich.«
Dora nickte. Obwohl sie aus einem etwas anderen Grund ent-rüstet war, war sie nur allzu gern bereit, sich Jos Meinung anzuschließen. »Ich weiß! Sie hat einfach angenommen, Tom und ich seien ein Paar, und sie meinte, er sei süß. Als ich erklärt habe, dass wir nur Freunde seien, sagte sie vieldeutig: ›Es ist schön zu wissen, wo jeder steht.‹«
»Nun, er ist süß, Dora, und du kannst Carole keinen Vorwurf daraus machen, dass sie es bemerkt hat.«
Dora schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vorgeht.« Oder waren es ihre eigenen Gedanken, die sie verwirrten? »Obwohl ich jetzt weiß, wie sie ihr Haar pflegt«, fügte sie in einem etwas leichtfertigeren Tonfall hinzu. »Aber es ist nicht einfach, sie kennenzulernen.«
»Du meinst, du bist nicht über die Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor fünfundfünfzig hinweggekommen? Oh, meine Güte, waren das wirklich meine Worte? Ich kann es nicht glauben.«
Dora lachte. »Ich denke, Karen wäre stolz darauf, dass du deine innere Zicke erkannt hast.«
»Karen könnte stolz darauf sein, aber ich bin es nicht. Sie ist noch ein Kind, ich sollte mir solche unfreundlichen Bemerkungen verkneifen.«
Geräusche von oben verrieten ihnen, dass sie schon sehr bald ihr Ziel erreichen würden. »Lass uns hinaufgehen und uns Queenborough ansehen«, schlug Jo vor.
Es gab jedoch nichts zu sehen, denn sie waren an einer im Fluss verankerten Betonhulk längsseits gegangen und hatten dort festgemacht. Es gab keine Möglichkeit, von dort an Land zu kommen. Carole stand auf Deck, und Dora und Jo gesellten sich zu ihr, da es anscheinend nicht notwendig war, dass sie die Fender hielten.
»Keine Geschäfte«, bemerkte Carole.
»Nein«, stimmte Jo ihr zu, die Wasser und verschiedene andere Carole-freundliche Produkte hatte besorgen wollen.
»Die Einkaufstherapie wird warten müssen, bis wir Holland erreichen«, sagte Marcus, der ausgerechnet diesen Augenblick wählte, um hinter dem Steuerrad hervorzukommen.
»Ich persönlich betrachte das Einkaufen von Lebensmitteln nicht als Therapie«, versetzte Jo, die immer noch ärgerlich auf ihn war.
»Marcy, Liebling, ich möchte etwas Schokolade kaufen«, begehrte Carole in einem Tonfall auf, der nur um eine Haaresbreite von einem Jammern entfernt war.
»Aber Sie essen doch sicher keine Schokolade, oder, Carole?«, fragte Jo überrascht.
»Schokolade hat Antioxidantien, vorausgesetzt, dass sie genug Kakao enthält«, erklärte Carole freundlich.
»Oh«, murmelte Jo, der das bekannt war, und ging unter Deck.
Dora wollte ihr gerade folgen, als Carole sich
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