Glücklich gestrandet
Es ist absolut seetüchtig, und wir werden auf geeignetes Wetter warten. Wovor könntest du also Angst haben?«
»Vielleicht vor dem Ertrinken?«
Diese Möglichkeit tat er mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Ganz gewiss nicht!«
»Nun, ich habe definitiv Angst vor Seekrankheit.«
»Du könntest Tabletten nehmen.«
»Diese Tabletten hauen mich um. Dann werde ich gewiss nicht in der Lage sein, für dich zu kochen, obwohl ich jede Menge Gerichte vorbereiten könnte, die du lediglich in den Ofen zu schieben brauchst. Im Kühlschrank befindet sich ein ziemlich großes Gefrierfach.«
»Du kannst also doch kochen?«
Ihr wurde klar, dass sie sich verplappert hatte. »Ja, aber sehr schlecht.« Sie lächelte ihn an. Jetzt, da sie sich nicht länger wie eine Neunzehnjährige fühlte, sondern wieder fünfzig war, fand sie langsam Gefallen an seiner Gesellschaft. Natürlich nicht genug, um mit ihm auf See zu gehen, doch genug für den Augenblick.
Er sah sie mit gespielter Strenge an und stand auf. Dann ging er zu der Theke hinüber, auf die sie die Reste der Lasagne zum Abkühlen gestellt hatte. Er kramte einen Löffel aus dem Besteckbehälter und kostete. »Hm. Gar nicht schlecht.«
Jo, deren Fütterungsinstinkte sofort erwacht waren, erhob sich ebenfalls. »Möchtest du etwas davon? Ich könnte sie in der Mikrowelle aufwärmen. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, dass du vielleicht noch nicht gegessen hast.«
»Ich habe gegessen«, räumte er ein, »aber nicht sehr viel. Carole ist sehr auf meine Diät bedacht.«
»Und du bist es nicht?«
»Ich brauche es nicht zu sein, da sie es mir abnimmt.«
Jo, die einen Teller und einen Servierlöffel hervorgeholt hatte, trat abwartend vor die Lasagne. »Also, möchtest du etwas oder nicht?«
»Ja, bitte.« Er griff nach der Weinflasche und füllte ihre Gläser wieder auf. »Morgen werde ich dir etwas Wein mitbringen.«
»Das ist nicht nötig.« Jo drückte auf die Knöpfe der Mikrowelle. »Er ist nur aus dem Supermarkt.«
»Ich weiß. Ich habe auf der Hildegarde einen wirklich guten Wein.«
»Ich dachte, du würdest die Hildegarde morgen wegbringen. Das hat Michael jedenfalls gesagt.«
»Nichts ist in Stein gemeißelt.« Er nahm noch einen Schluck von dem Wein und verzog leicht das Gesicht.
Jo brauchte einige Sekunden, um zu entscheiden, ob sie gekränkt sein sollte oder nicht, dann lachte sie. »Setz dich hin. Ich bringe dir die Lasagne, wenn sie fertig ist.«
Ihr war bewusst, gegen die Regeln der Schwesternschaft zu verstoßen, dass es ein absolutes Unding war, einen Mann auf diese Weise zu bewirten. Aber es gefiel ihr, ihn dort sitzen zu sehen, vertieft in eine Ausgabe der holländischen Bootszeitschrift, während sie die Lasagne aufwärmte und ein wenig Tomaten und Gurke zu dem übrig gebliebenen Salat gab. Es musste daran liegen, dass sie im Herzen eine Ehefrau und Mutter war, die nichts mehr erfüllte als die Möglichkeit, für andere zu sorgen. Es war ein heilsamer Gedanke.
»Bitte schön«, meinte sie. »Die Lasagne ist fertig.«
Sie nippte an ihrem Wein, beobachtete ihn beim Essen und fragte sich, was Miranda sagen würde, wenn sie sie hätte sehen können. Hätte sie sie dafür getadelt, dass sie in ihre alten fraulichen Gewohnheiten zurückgefallen war? Oder würde sie verstehen, wie befriedigend es war, jemanden mit offenkundigem Vergnügen das Essen verzehren zu sehen, das man gekocht hat?
»Nun, ich fürchte, du hast deine Tarnung gründlich vermasselt«, erklärte er. »Du kochst besser denn je.«
»Vielleicht habe ich die Lasagne gar nicht selbst zubereitet!« Sie forderte ihn mit ihren Augen heraus.
Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Oh, komm schon. Natürlich hast du sie zubereitet.« Er tupfte mit einem Stück Brot seinen Teller ab.
»Nun, möglicherweise«, räumte sie ein. »Ich habe etwas Erdbeermus mit Sahne als Nachtisch da, wenn du möchtest.«
Ein Ausdruck purer Ekstase huschte über seine Züge. »Ja, bitte. Erzähl es nicht Carole.«
»Werde ich nicht, wenn du es nicht tust, aber um sicherzugehen, solltest du diesen Essensrest von deinem Hemd wischen.«
Er blickte hastig an sich hinunter und entdeckte den winzigen Tomatenfleck. Jo überlegte, dass Caroles Sorge um seine Ernährung der Grund war, warum sein Bauchansatz sich auf ein Minimum beschränkte. Vielleicht waren jüngere Frauen doch gut für Männer. Aber was sollte aus den älteren Frauen werden?
»Hier ist der Nachtisch«, erklärte sie und legte ein
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