Glücklich gestrandet
sie seine Teller und sein Glas in die Spülmaschine räumte.
Für Dora verging die Woche wie im Flug, während sie sich abmühte, ein wenig Ordnung in das Chaos des Werftbüros zu bringen. Schon nach kurzer Zeit war sie bei allen beliebt, und jeder verließ sich auf sie. Sie kochte zwei Mal am Tag für alle Tee, und die Leute versammelten sich in ihrem kleinen Büro, um ihn sich abzuholen. Wenn sie nicht plauderte, legte sie Akten ab und sortierte Papiere, für die ein halber Wald abgeholzt worden sein musste. Sie richtete ein Programm zur schnellen und effizienten Lohnabrechnung ein, schaffte sogar einen Wandplaner an und brachte alle Angestellten dazu, sich zu entscheiden, wann sie Urlaub nehmen wollten.
Jo verbannte unterdessen die ganze Sache mit dem Trockendock aus ihren Gedanken oder versuchte das zumindest. Stattdessen widmete sie ihre ganze Konzentration und Kraft der Vergoldung des inzwischen so weit wiederhergestellten Spiegelrahmens.
Obwohl sie sich vor dem Auftragen des Blattgoldes nicht auf die gleiche Weise fürchtete wie vor einer Überquerung der Nordsee auf ihrem Boot, war sie dennoch nervös.
Tatsächlich erforderte die Arbeit mit der hauchdünnen Goldfolie eine ruhige, sichere Hand und ein gutes Auge – vom teuren Handwerkszeug einmal abgesehen. Aber als sich das erste Blättchen wie von Zauberhand gelenkt in die Konturen des Holzes schmiegte, konnte sie ihre Begeisterung nicht länger unterdrücken. »Wow«, entfuhr es ihr laut. »Das ist wirklich Alchemie.«
Als Dora nach Hause kam, versuchte Jo, ihr ein wenig von ihrer Aufregung zu vermitteln, doch als sie Doras leicht glasigen Blick angesichts ihrer Erklärungen bemerkte, begriff sie, dass man so etwas selbst erlebt haben müsste.
Tom, der bei den Mahlzeiten inzwischen Stammgast war, setzte den Frauen wegen des Trockendocks mit der Beharrlichkeit eines besonders zwanggesteuerten Terriers zu.
»Ihr solltet wirklich beide mitfahren. Es wird wunderbar werden! Ich komme auch mit, wenn ich Marcus dazu überreden kann, mich mitzunehmen.«
»Wie war er denn so, Jo?«, fragte Dora. »Was hältst du von ihm?«
Jo war froh, einen Moment Zeit gehabt zu haben, um über eine Antwort nachzudenken. Denn das war das Problem: Sie wusste nicht wirklich, was sie von ihm hielt. Er vermischte sich in ihrem Kopf mit dem Marcus, den sie früher gekannt hatte. Hatte er sich verändert? Oder war er noch immer ein wenig arrogant, neigte er wie früher dazu, ein Schürzenjäger zu sein, jemand, in dessen Gesellschaft sie sich nicht vollkommen natürlich geben konnte? Sie beschloss, sparsam mit der Wahrheit umzugehen, bis sie sich selbst darüber klar geworden war. »Marcus wirkte sehr professionell. Er hat sich eine Menge Mühe gemacht, um die Dinge zu überprüfen.«
»Das ist beruhigend«, sagte Dora, während sie die Teller in die Spülmaschine räumte.
Tom wischte den Tisch ab. »Die Typen mit Booten, die genauso viel kosten wie Londoner Wohnungen, würden ihm ihre Lieblinge nicht anvertrauen, wenn sie nicht große Stücke auf ihn hielten.«
Vielleicht sollte ich ihm auch vertrauen, dachte Jo. Aber vermutlich nur in Bezug auf Boote.
Während der folgenden Tage wurden Dora und Jo es müde zu hören, wie viel Spaß die Fahrt nach Holland machen würde, wie brillant Marcus war, zumindest seinem Ruf zufolge, und dass sie verrückt sein müssten, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen.
Dora hatte sich daran gewöhnt, dass Tom sie nach Dienstschluss über den Fluss ruderte, und sie würde ihn vermissen, das wusste sie. Außerdem hatte sie eine spontane Loyalität zu der Bootswerft entwickelt, und die Vorstellung, dass sie vielleicht so bald schon Urlaub nehmen wollte, beschäftigte sie inständig. Sie war mehrere Tage bis spät in den Abend im Büro geblieben und hatte gewaltige Fortschritte gemacht. Trotzdem konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie nach Holland fahren wollte oder nicht.
Jo konzentrierte ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Vergolden und ihren Ausflug zu ihrem früheren Zuhause, der für das Wochenende geplant war. Zum ersten Mal würde sie also dorthin zurückkehren, und sie freute sich keineswegs darauf. Aufgeregt listete sie alle Dinge auf, die sie abholen wollte, denn sie wusste, dass sie sich bei ihrer Ankunft an nichts mehr erinnern würde. »Ich werde bestimmt Karens Gabelstaplerführerschein vergessen«, warnte sie sich, »was der alleinige Grund dafür ist hinzufahren.«
Als sie in Jos kleinem Wagen in Richtung Autobahn
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