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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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spricht sowieso kaum mit mir. Als ich sie nach dem Verhältnis zwischen ihrem Sohn und ihrem Stiefvater gefragt habe, ist sie fuchsteufelswild geworden.“
    „Du kennst sie ja“, sagte ich knapp.
    Sommer 1979
    Das Abendrot verleiht dem Wasser einen warmen orangefarbenen Glanz.
    „Um diese Zeit geh ich am liebsten rudern“, sagt Joe zu ihrer Freundin. „Aber dein Bruder und der blöde Heinz müssen ja immer justament bei Sonnenuntergang rausfahren. Wenn sie uns wenigstens mal mitnehmen würden.“
    „Kein Problem“, sagt Franzi kichernd. „Wir werden ihr Schiff einfach entern.“
    Sie bindet Willis Kunststoff-Kanu, das auf der Wiese liegt und mit einem Seil an einem Baum festgemacht ist, los. „Wir müssen warten, bis es ganz dunkel wird.“
    Sobald die Sonne untergegangen ist, paddeln die beiden Mädchen in die Richtung, in der sie das Boot vorhin verschwinden gesehen haben. Albert und Heinz kehren ihnen die Rücken zu, als sie auf fast zehn Meter an sie herankommen. Aus einem Kofferradio erschallt laute Rockmusik.
    „Deep Purple“, murmelt Joe.
    „Sei still“, zischt Franzi.
    Albert und Heinz rauchen und trinken aus einer großen bauchigen Flasche.
    „Die saufen Chianti und dröhnen sich zu“, flüstert Franzi. „Das sind keine normalen Zigaretten. Wetten, dass sie Joints rauchen?“
    „Wir können sie ja fragen“, schlägt Joe leise vor.
    Franzi beginnt laut zu lachen. Albert und Heinz springen gleichzeitig auf. Das schwere alte Ruderboot schaukelt bedenklich.
    „Wenn ihr uns einen Zug machen lasst, halten wir den Mund“, ruft Franzi ihnen zu.
    Sie macht das Kanu mit einem Seil am Ruderboot fest und greift nach dem Joint, den ihr Bruder in der Hand hält.
    Sie machen beide ein paar Züge. Joe hat sofort ein flaues Gefühl im Magen. Trotzdem zieht sie ein zweites und drittes Mal an. Inhaliert jedoch nicht mehr.
    „Du Verschwenderin“, sagt Franzi kichernd und nimmt Joe, die nun ebenfalls lachen muss, den Joint weg.
    Die Burschen fallen in das Gelächter der Mädchen mit ein.
    „Welschenbach ist eigentlich ein komischer Name“, sagt Heinz plötzlich.
    „Wieso komisch? Das ist ein guter, alter römischer Name. Wir Welschenbachs sind Romanen. Wir stammen von der römischen Restbevölkerung ab, die nach den großen Feldzügen am Attersee zurückgeblieben ist“, erklärt Albert ernsthaft.
    „Na, dann Prost! Auf die alten Römer. Sie wussten wenigstens, wie man anständige Orgien feiert“, beendet Heinz den kurzen Geschichtsunterricht. Er nimmt einen kräftigen Schluck aus der Flasche und reicht sie weiter an Albert.
    Franzi lacht wieder albern, schaut aber ihren Bruder nachdenklich an.
    Joe drängt zum Aufbruch. Zunächst paddeln sie friedlich zurück. Kaum kommt das Ufer in Sicht, beginnt Franzi durchzudrehen. Sie gibt vor, total high zu sein, und bringt das Kanu zum Kentern. Kichernd waten sie in ihren nassen Sachen an Land.
    Joe bindet das Kanu ordentlich am Baum fest. Franzi schlägt vor, die Kleider im Bootshaus trocknen zu lassen und einstweilen nackt schwimmen zu gehen. „Im Wasser ist es wärmer als hier draußen.“
    Sie zieht sich rasch aus. Joe zögert, folgt ihr aber. Bringt ihre nasse Hose und ihr T-Shirt ebenfalls ins Bootshaus. Ihre Unterhose behält sie an.
    Sie schwimmen weit hinaus. Kehren erst um, als Albert und Heinz zurückkommen. Joe bleibt im Wasser. Sie geniert sich offensichtlich, will sich vor den Burschen nicht halbnackt zeigen.
    Franzi hilft, das Ruderboot zu vertäuen. „So, und jetzt hätte ich gern was zum Rauchen“, sagt sie grinsend.
    Der Anblick von Franzis runden, festen Brüsten scheint Albert nervös zu machen. Hastig dreht er einen neuen Joint. Verpfuscht ihn. Startet einen zweiten Versuch. Heinz kann seine Augen ebenfalls nicht von Franzis prallem Busen lösen, während er mit zitternden Händen ein Lagerfeuer entfacht.
    „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd dröhnt aus dem Lautsprecher des kleinen Radios. Franzi sitzt splitternackt zwischen den beiden jungen Männern. Albert hat den Arm um ihre Schultern gelegt. Heinzis Hand ruht auf ihrer Hüfte. Ein friedliches Bild. Dennoch, irgendetwas missfällt Joe an diesem Stillleben.
    „Ihr seid ganz schön stoned“, sagt sie vorwurfsvoll. Keine Reaktion.
    Als Heinz vorschlägt, zur Feier des Abends einen Trip einzuwerfen, macht sie sich lautstark bemerkbar. Legt sich auf den Rücken und strampelt fest mit den Beinen.
    Albert holt ein Badetuch aus dem Bootshaus, bringt es zum Ende des Steges und

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