Glückliche Ehe
soll ich dir da –«
»Ich meine mittwochs.« Sie sah ihn nicht an. Ihr sonniges Gesicht strahlte den Paartherapeuten und nur den Paartherapeuten an. »Und an den seltenen Donnerstagen, an denen Enrique nicht mit Porter zu einer Vorpremiere geht.« Sie setzte hinzu: »Er verbringt seine Zeit lieber mit Porter als mit mir.«
Der Psychiater sah ihn an. Was denkt der alte Griesgram?, fragte sich Enrique. Hält er mich für schwul? Porter fickt auch nicht mit mir, aber wenigstens redet er über etwas anderes als über Kinderwagen. »Wer ist … Paula?«, fragte der Psychiater mit düsterer Bassstimme.
»Porter«, berichtigte Enrique.
»Porter Beekman. Der Filmkritiker«, verkündete sie, als stellte sie einen Partygast vor. Sie saß kerzengerade, die – jüngst gerichteten, jetzt strahlend weißen und wohlproportionierten – Zähne durch ein breites Schönheitsköniginnenlächeln zur Schau gestellt. »Der Filmkritiker der New York Times –«
»Zweiter Filmkritiker«, berichtigte Enrique. »Und außerdem ist er auch Schriftsteller.«
»Den Namen kenne ich«, sagte Goldfarb. »Aber was heißt … zweiter Kritiker?«
Enrique erklärte knapp, dass sich der erste Kritiker aussuchte, worüber er schreiben wollte, während der zweite Kritiker das, was übrigblieb, besprach, und er fragte sich dabei, warum zum Teufel sie hundertzwanzig Dollar die Stunde bezahlten, um diesem Menschen die hierarchischen Feinheiten in der Redaktion der New York Times zu erklären.
Währenddessen saß Margaret weiter aufmerksam da und strahlte den trübseligen Psychiater an, als ob er der Verwalter eines Hauses wäre und sie sein Wohlgefallen finden müsste, um die Wohnung ihrer Träume beziehen zu können. Ihre Fröhlichkeit verschwand geradewegs im schwarzen Loch seines freudianischen Schweigens und hatte etwas Heroisches und gleichzeitig Verrücktes. Als er sie fragte: »Warum haben Sie das Gefühl, dass En-Ricky seine Zeit lieber mit Porter verbringt als mit Ihnen?«, antwortete sie so munter, als verkündete sie, dass sie im Lotto gewonnen habe: »Er verbringt seine Zeit mit jedem lieber als mit mir.«
Enrique schüttelte den Kopf. Er wollte sich nicht schon wieder einmischen, aber das konnte er so nicht stehenlassen. Sie war diejenige, die nicht mit ihm zusammen sein wollte, das bewies doch die Tatsache, dass sie nie Sex mit ihm wollte. Bei genauerem Nachdenken war er allerdings froh, diesen Beweis nicht vorgebracht zu haben, da Margaret zweifellos nicht der Meinung war, dass Sex haben und Zeitmiteinander verbringen dasselbe war. Und den fischäugigen Psychiater würde sein Argument wahrscheinlich auch nicht überzeugen, da viele Leute der Ansicht zu sein schienen, dass Vögeln irgendwie weniger intim war als ein Essen in einem Dreisternerestaurant. Wie er dieses bourgeoise Gefängnis hasste, zu dem er sich selbst verurteilt hatte. Wie er verabscheute, was er hier tat: in der Park-Avenue-Praxis eines Psychiaters zu sitzen und den richtigen Moment abzupassen, um zu sagen: »Hören Sie, ich bitte sie ja noch nicht mal, mir einen zu blasen. Diese Ehe wäre schon besser, wenn sie nur öfter als alle zwei Monate die Beine breit machen würde!« Aber seine Eitelkeit würde es nie zulassen, so grob und so ehrlich zu sein. Außerdem würde man ihm nur eine Standpauke halten, Margaret eine feministische oder dieser Psychiater eine freudianische. Wenn man bedachte, wie zentral der Geschlechtsverkehr für das Überleben der Spezies Mensch war, schien es doch verblüffend, wie wenig gesellschaftliche Anerkennung der Sexualakt genoss.
»Sind sie eifersüchtig auf diesen … Porter?«, fragte der Psychiater und hatte mit diesem WASP-Namen offenbar genauso viel Mühe wie mit Enriques Latino-Namen. Wahrscheinlich kann er nur jüdische Namen richtig aussprechen, dachte Enrique bitter. Er war überzeugt, dass sie bei diesem alten Knacker nur ihre Zeit verschwendeten. Aber sich darüber zu beschweren wäre ja wohl absurd: Enrique hatte die Eheberatung doch nur deshalb scheinheilig vorgeschlagen, um aus seiner Ehe herauszukommen; da konnte Inkompetenz nur nützlich sein.
Margaret zögerte. Eifersüchtig auf Porter? Hält sie mich für schwul?, fragte sich Enrique empört. Zuerst weigert sie sich, mit mir zu vögeln. Und dann befindet sie, dass ich eine Schwuchtel bin? Eine unserer besten Freundinnen hält mich jedenfalls nicht für schwul.
»Nein. Das ist es nicht. Mit wem er befreundet ist, ist miregal. Ich habe nur nicht das Gefühl, dass
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