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Glückliche Ehe

Glückliche Ehe

Titel: Glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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unternahm sie trotzdem. Ihr Busen fühlte sich an seiner mageren Brust fest und warm an. Seine linke Hand wanderte ihren glatten, kräftigen Rücken hinab. Seine Rechte legte sich von der Seite um die zierliche Säule ihres Halses. Sein Schwanz war steif. So steif wie noch nie, obwohl sich alle anderen Teile seines Körpers schwach und kaputt anfühlten. Er drückte sich gegen sie, während sie sich küssten, immer intensiver und länger; sie kannten ja jeder den Rhythmus des anderen schon von der vergangenen Nacht. Der schale Geschmack verschwand, wich etwas Süßem, das aus ihrem Inneren kam; er befand, dass es ihr liebliches Wesen war.
    Er war wie ein geiler Hund und fühlte sich idiotisch wegen seiner eifrigen Hast, als seine linke Hand eine Backe ihres Hinterns packte. Ich muss das jetzt tun. Muss es hinter mich bringen. Ihr beweisen, dass ich es kann, damit ich sie nicht verliere. Das wäre ein Desaster. Er hatte so vertraut neben ihr geschlafen. Ihr Duft, eine Mischung aus einem Spritzer Zitrone und einem warmen Bagel, drang in seine Haut ein. Wenn er sie ansah und ihr zuhörte, vergaß er seine Unbeholfenheit, die Widrigkeiten der Welt, den ständigen Konkurrenzkampf unter Männern und, was das Allerbeste war, das verwirrende Gefühl, ankerlos umherzutreiben. Trotz all der Zuschreibungen – Jude, Latino, New Yorker, Schulabbrecher, literarisches Wunderkind – und all der mächtigen Präsenzen seiner Kindheit – tyrannischer, leidenschaftlicher Vater; bedürftige, intelligente Mutter; maßloser, raumgreifender Halbbruder; tapfere, rechtschaffene Halbschwester –, trotz alledem war ihm, als hätte er niemanden,der sein wahres Ich kannte, keinen Ort, an dem er sich ausruhen konnte. Kein Zuhause. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie fremd und verloren er sich in der Welt fühlte, bis er Margaret getroffen hatte. Dieses Gefühl konnte sich der einundzwanzigjährige Enrique nicht erklären, er wusste nur, dass er sich, wenn er in Margarets Augen schaute, sicher fühlte.
    Also wollte er mit seinem Schwanz in sie hineingelangen, sich mit diesem Herzen, dieser Seele, diesem Körper vereinigen, sich in ihrer Schönheit und Gewissheit verlieren. Er stieß und bohrte und spürte Feuchte und eine Öffnung, wo eben noch alles verschlossen gewesen war. Er fand sich achtlos und widerlich, aber seine Begierde war stärker als diese Gedanken und spannte seine Muskeln, dass es sich anfühlte, als könnten sie jeden Moment reißen.
    »Warte«, sagte sie.
    Wie vom Blitz getroffen zog er seinen Schwanz zurück.
    »Ich muss mein Diaphragma neu einstreichen.« Sie sprang aus dem Bett, und ihm bot sich der hübsche Anblick ihrer hüpfenden Brüste, bevor sie im Bad verschwand. An Verhütung hatte er überhaupt nicht gedacht. Verdammt, was war mit ihm los? Ihm kam ein Gedanke, der so verrückt war, dass er ihn gleich wieder verwarf: dass es ihm nichts ausmachte, wenn sie schwanger wurde. Er hatte nie ein Kind gewollt. Für einen Schriftsteller wäre das eine Katastrophe – er würde niemals eine Familie ernähren können. Außerdem – wann hatte sie denn letzte Nacht das Diaphragma eingesetzt? Da fiel es ihm ein: Um drei war sie auf dem Klo gewesen. Sie wollte ihn. Das war klar. Selbst Enrique musste zugeben: Diese Frau wollte ihn.
    Sie kam zurück und schlüpfte wieder unter die Decke. Er roch einen Hauch des Spermizids an ihrer rechten Hand, als sie ihn zu sich zog. Natürlich hatte er keinen Steifen mehr, aber ein paar Minuten Küssen, dachte er, und sie wärenwieder im Geschäft, zumal er jetzt wusste, dass er willkommen war.
    Irrtum. Die gleichen Küsse, die gleichen Düfte, die gleichen Berührungen, die Zartheit und Süße ihrer Haut, aber mit seiner eichenholzharten Bereitschaft war es vorbei. Das hier war schlimmer als die nervöse Impotenz der letzten Nacht. Das hier machte ihn zum Eunuchen. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der keine Vorstellung von einer Erektion hatte und für den diese warme, fruchtbare Kreatur nur fremd und beängstigend war.
    Sie griff hinab und zog sachte an seinem kindlichen Glied. Vage spürte er ihre Finger, aber das winzige, zusammengeschrumpfte, nutzlose Ding schien nicht zu ihm zu gehören. Ihr Gesichtsausdruck war schlimmer als das Taubheitsgefühl. Ihre riesigen Augen sahen durch ihn hindurch, als stellte sie sich sein Versagen dort unten vor, und schließlich blickte sie ihn bestürzt an. Sie ließ ihn los.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Ist nicht schlimm«, antwortete sie in

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