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Glückliche Ehe

Glückliche Ehe

Titel: Glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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du dein drittes Buch angefangen. Wie hast du’s geschafft, dich nicht entmutigen zu lassen?«
    Inzwischen war seine Einsicht in die tiefere Logik ihrer Verbindung schon wieder verlorengegangen, Lust und Angst ließen ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen: Er fragte sich, ob sich die Sommersprossen unter ihrem Wollpullover zu ihren kecken Brüsten hinabzogen, ob ihre Brustwarzen hart werden würden, ob er sie lieber mit seiner Zunge umkreisen oder sanft drücken sollte oder erst das eine und dann das andere, und hinter all diesen quälenden, lustvollen Gedanken und Visionen sorgte er sich, so wie jemand mit Flugangst Start und Landung fürchtet, ob sein Penis ihm gehorchen würde. Wenn nicht, würde er dann alles verlieren? Würde dann alles, was sie gesagt, was sie sich anvertraut hatten, nichts mehr zählen?
    Also redete er mit Inbrunst drauflos, was ihm leichtfiel, denn was auch immer sein Schwanz vorhatte oder nicht vorhatte, sein Herz und sein Kopf glühten vor Leidenschaft. Er erzählte von dem Gefühl von Macht und Größe, das ihmdas Schreiben gab, den Triumph, wenn er schließlich, nach endlosen Tagen, Wochen und Monaten, einen Roman vollendete und genau am vorgesehenen Punkt landete, eine Befriedigung, die auch dann nicht gemindert wurde, wenn das Buch nicht so ankam wie erhofft. Nichts konnte den Stolz schmälern, etwas allein aus dem eigenen Kopf heraus erschaffen zu haben, vom Immateriellen bis ins Konkrete. Da, in seinen Händen, war sein Universum, so lebendig und plastisch – manchmal jedenfalls – wie die reale Welt. Schamlos gestand er, welch tiefe Befriedigung ihm das Schreiben als solches verschaffte. Er flüchtete sich nicht in die beliebten Schriftstellerklagen: die Mühen des Schreibens, das nagende Gefühl der Unzulänglichkeit, die frustrierende Suche nach etwas Bedeutungsvollem und Neuem. Er gab zu, dass er oft das Gefühl hatte, nicht gut zu schreiben, und dass ihm das, was er mit jedem seiner Romane zu leisten gehofft hatte, erst noch gelingen musste, betonte aber, dass dieses immer neue Scheitern ihm die Lust daran nicht verdarb, es immer aufs Neue zu versuchen. Er erinnerte sich gut an das Gefängnis, dem er entflohen war: Immer noch dankte er jeden Morgen aufrichtig dem Schicksal, dass er nicht mehr zur Highschool oder zu irgendeiner langweiligen Arbeit gehen musste. Als er ihr die peinliche Wahrheit gestand, dass er, wenn er ein fertiges Romanmanuskript in der Hand hielt, so zufrieden mit sich war, dass es allein schon fast Belohnung genug war, strahlte sie ihn beifällig an.
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte, ob das Bild im Bad von ihr sei. »Ja …«, sagte sie achselzuckend und wich seinem forschenden Blick aus. »Ich weiß nicht, was ich damit will.« Sie lächelte ihn scheu an. »Aber ich wüsste es gern. Fotografieren macht Spaß, aber ich würde gern malen.« Sie wirkte auf eine Weise nachdenklich, wie er es noch nie an ihr gesehen hatte, und wandte ihm dann die großen Augen zu, als wollte sie sehen, was er dachte.
    Ihn überkam der Drang, ihre lebhaften Lippen zu berühren und diese schlanken Arme und stolzen Schultern zu umschlingen. Ohne Vorwarnung oder scheinbar unvermittelt ließ er sich langsam in ihre Richtung fallen wie in einen Swimmingpool, und sie küssten sich ein zweites Mal. Diesmal öffnete sie sich ihm länger, und er tauchte tiefer ein. Zu seiner immensen Erleichterung regte sich dabei in seiner Hose jener Teil seines Körpers, der bis dahin weder Kraft noch Verlangen gezeigt hatte, und drängte gegen seinen Gürtel, als begehrte er Freiheit.
    Gott sei dank, dachte er – er würde nicht impotent sein wie beim letzten Mal, als sein One-Night-Stand nach fünfzehn Minuten im Kollaps geendet hatte. Dieses Versagen verfolgte ihn wie der Flashback eines traumatischen Autounfalls. Seine ganze untere Hälfte war da wie betäubt gewesen, aber nicht diesmal, nicht mit Margaret. Es wird klappen, dachte er.
    Und sobald dieses beruhigende Vorgefühl einsetzte, verlor er unerklärlicherweise jedes Vertrauen in dessen Richtigkeit. Er geriet in Panik. Es wurde auch nicht besser, als der warme Kuss endete, Margaret die Beine so unter sich zog, dass sie auf dem Sofa kniete, selbstsicher auf ihn herablächelte und ihm besitzergreifend den Arm um die Schulter legte. Obwohl er spürte, wie sein Schwanzende weiterdrängte, gequetscht vom Gummi seiner Unterhosen und definitiv blockiert von seinem Gürtel, bangte er um sein Durchhaltevermögen – eigentlich eine

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