Glücksboten
würde.«
Perdita ließ nicht locker: »Aber es scheint mir trotzdem nicht fair zu sein, dass du so einfach deine Arbeit im Stich lässt, um mich wegzubringen ...«
»O Gott, Perdita, sei doch nicht so begriffsstutzig! Ich liebe dich! Wenn du mich brauchst, damit ich dich wegbringe, dann lasse ich selbstverständlich alles andere stehen und liegen!«
»Was?« Sie hatte das gleiche Gefühl, das sie von so vielen Abenden kannte, wenn sie sich einen Film ansah, darüber einschlief und auf diese Weise einen wichtigen Teil der Handlung verpasste.
Lucas hatte kein Mitleid mit ihr. »Oh, um Himmels willen, Peri! Warum bist du der einzige Mensch im ganzen Dorf, der einzige Zuschauer von Gourmet und Gärtnerin, der nicht weiß, was ich für dich empfinde?«
Sie blinzelte ihn verwirrt an. »Wahrscheinlich weil du nie ein Wort darüber verloren hast.«
»Den anderen brauchte man es auch nicht zu sagen. Und wie konnte ich in deine Nähe kommen, nachdem Kitty gerade gestorben war und das ganze Dorf davon ausging, dass ich mich dir aufdrängen würde, damit ich mein eigenes Restaurant eröffnen kann?«
Sie brauchte einen Augenblick, um das alles zu verdauen. »Niemand weiß, ob ich genug erben werde, um ein Restaurant aufzumachen ...«
»Außer mir. Ich weiß es. Ich wusste, dass all die Gerüchte über deinen großen Reichtum der Wahrheit entsprachen. Gott, wie ich mir wünschte, ich hätte es nicht gewusst.«
»Lucas ...«
»Vergiss es, denk jetzt nicht darüber nach. Lass uns weiterfahren. Du kannst noch ein bisschen schlafen.«
Perdita war maßlos verwirrt und hatte das Gefühl, dass eine Ameise sie umwerfen könnte. Daher stimmte sie ihm zu. Als sie das nächste Mal aufwachte, öffnete Lucas das Gatter des Weges, der zur Hütte hinunterführte. Perdita rieb sich die Augen und schüttelte sich, bis sie wach war, während sie durch den Wald zum Ufer des Lochs fuhren. Es war zehn Uhr am Abend.
»Willkommen.« Lucas zog die Handbremse und lächelte. »Es wird eiskalt und wahrscheinlich feucht sein, aber sobald ich erst den Ofen in Gang und den Kessel aufgesetzt habe, werden wir schon zurechtkommen. Wenn du willst, kannst du im Wagen warten, während ich ein Feuer entzünde.«
»Nein, ich komme mit.« Sie war immer noch sehr müde und ein ganz anderer Mensch als die unschuldige junge Braut, die er vor Jahren hierher gebracht hatte. Aber sie verspürte dieselbe prickelnde Erregung wie damals, endlich angekommen zu sein.
Sie folgte Lucas in das kleine Holzhaus. Draußen herrschte pechschwarze Dunkelheit. Lucas riss ein Streichholz an und entzündete eine Campinglampe.
»Also, ist noch Brennholz da?« Er stöberte in einem alten Fischkorb, der an einer der Wände der Hütte hing. »Nein, verdammt. Ach, egal, ich habe irgendwo einen Geheimvorrat. Du wartest hier.«
Während sie wartete, sah sie sich um und fragte sich, wie viel sich seit ihrem letzten Besuch hier geändert hatte. Sehr wenig, befand sie. Da war ein feuchter Fleck, der damals noch nicht da gewesen war, und es schienen mehr Haken an den Wänden zu hängen. Der kleine, zweiflammige Campingherd sah genauso aus wie damals, aber jetzt befand sich unter dem Tisch ein Kühlschrank. Während ihrer Flitterwochen hatten sie ihre Milch draußen aufbewahrt, in einer mit großen Steinen bedeckten Grube. Das System hatte gut funktioniert, solange sie nur regelmäßig Päckchen mit Tiefkühlerbsen gekauft hatten.
Lucas kam mit einem Karton Feuerholz zurück. »Das Problem bei einem Familienbesitz ist, dass ihn nicht alle Mitglieder der Familie so hinterlassen, wie man ihn vorzufinden wünscht. Deshalb habe ich immer etwas Feuerholz und eine Flasche Whisky versteckt.«
»Oh.«
»Also - was zuerst: Whisky oder Feuer?«
»Feuer, dann können wir den Whisky trinken und zusehen, wie das Feuer brennt.«
»Gute Idee.«
Im Handumdrehen prasselten die Flammen im Kamin, und obwohl er noch keine Hitze verströmte, war das Geräusch einfach herrlich.
»Oh.« Lucas besah sich die beiden Einzelbetten, die zu einem Doppelbett zusammengeschoben worden waren. »Ich rücke sie sofort auseinander. Wenn ich ein paar Möbel umstelle, kann ich sie auseinander rücken. Ich gehe mal nachsehen, ob noch eine Dose Suppe oder etwas in der Art vorrätig ist. Oder hast du keinen Hunger?«
»Ich habe keinen Hunger, und bitte bemüh dich nicht wegen der Betten. Es ist furchtbar spät, und du hast stundenlang am Steuer gesessen. Lass uns bis morgen früh damit warten.«
Er sah sie zweifelnd
Weitere Kostenlose Bücher